FC Bayern München - Fragen und Antworten zur Causa Lucas Hernandez

Lucas Hernandez steht bei Atletico Madrid unter Vertrag.
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Wie realistisch ist ein Transfer?

Das Hernandez-Gerücht kann keine Ente sein, die auf einem Münchner See gelandet ist. Sonst hätten Rummenigge und Salihamidzic anders reagiert. Nach ihren Aussagen ist offensichtlich: Die Bayern beschäftigen sich mit dem Spieler. Und der Spieler? Muss sich entgegen der Behauptung seines Arbeitgebers ebenfalls mit einem möglichen Wechsel auseinandersetzen. Sonst hätte sein Berater anders reagiert.

Klar ist: Den Spaniern sind die Hände gebunden. Wenn die Bayern bereit sind, Hernandez' Ausstiegsklausel zu aktivieren und der Spieler einwilligt, geht der Deal über die Bühne. Es stellen sich nur zwei Fragen, die sich erst im Laufe der nächsten Wochen beantworten lassen.

Erste Frage: Möchten die Bayern wirklich 80 Millionen Euro für einen Abwehrspieler ausgeben? Hernandez würde nicht nur seinen Landsmann Corentin Tolisso, der 2017 für 41,5 Millionen Euro von Olympique Lyon an die Isar gewechselt war, als teuersten Transfer des Klubs und der Bundesliga ablösen. Er wäre nach Virgil van Dijk, für den der FC Liverpool 84,5 Millionen Euro ausgegeben hatte, der zweitteuerste Verteidiger überhaupt. Präsident Uli Hoeneß kündigte auf der Jahreshauptversammlung Ende November zumindest schon einmal an: "Ich kann Ihnen berichten, dass der Verein und der Aufsichtsrat beschlossen haben, dass wir im nächsten Jahr im größeren Stil investieren werden."

Zweite Frage: Wie groß ist Hernandez' Bestreben wirklich, Madrid zu verlassen? Der in Marseille geborene, aber in Spanien aufgewachsene Franzose liebäugelt laut der Marca nicht mit einem Abschied, weil er sich im Team von Diego Simoene unwohl fühlt, sondern vielmehr, weil er unzufrieden mit seinem Gehalt ist. Er hatte zwar erst im vergangenen Sommer einen neuen Vertrag bis 2024 unterschrieben, verdient als früherer Jugendspieler allerdings deutlich weniger als Top-Stars wie Antoine Griezmann.

Im knallharten, bisweilen scheinfrommen Fußball-Business ist nicht auszuschließen, dass Hernandez und sein Berater die Bayern nur benutzen, um Atleticos Verantwortliche unter Druck zu setzen und eine Gehaltserhöhung auszuhandeln. Vor seiner Vertragsverlängerung im Sommer strich Hernandez nur zwei Millionen Euro pro Jahr ein. Zum Vergleich: Sein Landsmann Griezmann, nicht entscheidender am WM-Triumph der Franzosen in Russland beteiligt, kassiert knapp zwölf Millionen Euro.

Was an dieser Stelle nicht außer Acht gelassen werden darf: Atletico ist nach dem Bau seines neuen Stadions Wanda Metropolitano noch mehr verschuldet als ohnehin, steht Medienberichten zufolge mit über 700 Millionen Euro in der Kreide. So schmerzhaft der Verlust von Hernandez aus sportlicher Sicht wäre, so gelegen käme er aus wirtschaftlicher. Zumal das Eigengewächs nicht der einzige Spieler im Kader ist, der gerne mehr Geld verdienen würde. Um Torhüter Jan Oblak ranken sich beispielsweise ähnliche Gerüchte.