Hannes Wolf sah wahrlich nicht aus wie ein unglücklicher Arbeitsloser. Erkennbar stolz und mit einem breiten Grinsen im Gesicht nahm der ehemalige Coach des Bundesligisten VfB Stuttgart am Montagabend die Ehrung als Trainer des Jahres entgegen. "Das ist ein guter Moment für so einen Preis - in so einer Phase", sagte der 36-Jährige bei der Gala des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Frankfurter Vorort Gravenbruch.
In einer Grußbotschaft bezeichnete es Jürgen Klopp als "überragende Entscheidung", dass Wolf den Preis erhielt, obwohl er derzeit ohne Job ist. Wolf folgt auf Julian Nagelsmann. Er ist der neunte Fußballlehrer, dem die Ehre zuteil wird. Neben Wolf wurden Erich Rutemöller (Lebenswerk) und Juniorentrainer Robert Klauß von RB Leipzig (Jahrgangsbester) ausgezeichnet.
"Das ist eine Anerkennung für unsere Arbeit in den vergangenen Jahren. Ich freue mich riesig, dass das auch von offizieller Seite gewürdigt wird", sagte Wolf, der die Schwaben in der Vorsaison in die Eliteklasse geführt hatte, wegen schwacher Ergebnisse aber Ende Januar entlassen wurde: "Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang aber auch, dass ein Trainer niemals alleine erfolgreich sein kann. Das geht nur im Team."
Wolf erfolgreich als Nachwuchstrainer
Wolf war vor seiner Zeit in Stuttgart erfolgreicher Nachwuchstrainer. 2014 und 2015 wurde er mit den B-Junioren von Borussia Dortmund Deutscher Meister, 2016 mit den A-Junioren. Vor Wolf und Nagelsmann hatte der DFB Horst Hrubesch, Thomas Tuchel, Hermann Gerland, Christian Streich, Norbert Elgert, Maren Meinert, Markus Kauczinski prämiert.
"Wir sind uns bewusst, dass die Auszeichnung von Hannes Wolf zu einem untypischen Zeitpunkt erfolgt. Er erhält den Trainerpreis, weil wir von ihm und seiner Arbeit überzeugt sind", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Fast noch wichtiger ist, wie häufig es ihm gelungen ist, junge Spieler zu formen und zu entwickeln. Ich bin fest davon überzeugt, dass Hannes Wolf am Beginn einer sehr erfolgreichen Trainerkarriere steht."
Rutemöller für Lebenswerk ausgezeichnet
Das hat Rutemöller, der als achter Trainer für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, bereits geschafft. Der 73-Jährige, in der Bundesliga einst Cheftrainer des 1. FC Köln und von Hansa Rostock, "fühlte sich sehr geehrt".
"Ich bin sehr vielen Menschen dankbar, denn ich weiß, dass ich in meinem Leben und in meiner Laufbahn auch abhängig war vom Vertrauen und vom Wohlwollen anderer", sagte Rutemöller, der durch seine Anweisung "Mach et, Otze" im DFB-Pokalhalbfinale 1991 zwischen Köln und dem MSV Duisburg Berühmtheit erlangt hatte: "Natürlich bin ich auch ein bisschen stolz, vor allem wenn ich mir anschaue, welche Persönlichkeiten vor mir diesen Preis erhalten haben."
Vor Rutemöller hatte der DFB Dettmar Cramer, Udo Lattek, Gero Bisanz, Otto Rehhagel, Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld und Bernd Schröder mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Rutemöller hatte den Fußballlehrer-Lehrgang von 2000 bis 2007 geleitet.
Robert Klauß Bester beim Trainerlehrgang
Den Titel des Jahrgangsbesten beim 64. Fußballlehrer-Lehrgang sicherte sich Klauß. Der Leipziger U19-Coach wurde nach der zehnmonatigen Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie ebenso wie seine 24 "Mitschüler" ausgezeichnet. Der 33-Jährige tritt unter anderem in die Fußstapfen der Bundesliga-Trainer Domenico Tedesco (Schalke 04) und Florian Kohfeldt (Werder Bremen), die 2016 und 2015 die Besten waren.
Der Lehrgang stand unter der Leitung von Frank Wormuth, der den DFB nach zehn Jahren verlässt und in der kommenden Saison beim niederländischen Erstligisten Heracles Almelo arbeiten wird.
Die Preisträger der vergangenen Jahre
Jahr | Trainer | Team |
2009 | Horst Hrubesch | U19 und U21 Europameister |
2010 | Thomas Tuchel | 1. FSV Mainz 05 |
2011 | Hermann Gerland | Assistenztrainer FC Bayern München |
2012 | Christian Streich | SC Freiburg |
2013 | Norbert Elgert | U19-Trainer, FC Schalke 04 |
2014 | Maren Meinert | Weltmeister mit U20-Juniorinnen |
2015 | Markus Kauczinski | Karlsruher SC |
2016 | Julian Nagelsmann | TSG 1899 Hoffenheim |