Ein kurzer Smalltalk zum Wetter und dann los. "Wenig Training erhalten", sagte Pep Guardiola und brachte das erste Thema zu seiner Pressekonferenz am Donnerstag gleich selbst mit. "Trainiert Pep zu lasch?" hatten in dieser Woche Bild und Sport Bild auf ihren Titelseiten gefragt und die Anzahl der Trainingseinheiten sowie die drei freien Tage seit dem Trainingsauftakt am 4. Januar infrage gestellt.
Guardiola: Erstens seien drei freie Tage eigentlich zu wenig, denn man brauche auch Zeit zur Regeneration, um gut zu trainieren. Und zweitens: "Es geht um Qualität, nicht um Quantität. Vor allem bei großen Mannschaften mit großen Spielern, die in den letzten tausend Millionen Jahren tausend Millionen Spiele gemacht haben."
Gutes Training belaste nicht nur die Beine, sondern auch den Kopf. "Das ist ein universelles Thema." Technik, Taktik, Verhalten gegenüber dem Mitspieler, nicht nur rennen, rennen, rennen. Da war er wieder, der Graben zwischen deutscher Waldlaufmentalität und spanischem Der-Ball-macht-dich-fit-Ansatz. Guardiola hat dafür das Wort "contracultural" eingeführt.
Guardiola: Rückkehr nach Deutschland möglich
Wo steht der FC Bayern?
Es hat sich also erstmal wenig geändert nach der Abschiedsankündigung des Trainers zum Sommer. Guardiola muss weiter seinen Stil verteidigen, nur die Fragen nach seiner Vertragsverlängerung sind verschwunden.
Um die Diskussion um seine Trainingsarbeit schnell wieder zu ersticken, wäre ein Sieg zum Auftakt in die Rückrunde beim Hamburger SV nicht schlecht. Die 1:2-Niederlage im Testspiel in Karlsruhe hat das Training ja erst zum Thema gemacht.
Nach 17 Tagen Training und einem Testspiel kann auch Guardiola nicht sagen, wo seine Mannschaft steht. "Ich kenne das Niveau unserer Mannschaft in diesem Moment nicht." Erst nach zwei, drei Spielen wisse er Bescheid. Und dann lässt sich auch sagen, ob die Planung der Vorbereitung richtig war.
Feilen an der Spielidee
Guardiola und die Bayern haben bewusst nur ein Spiel absolviert, um so viel Zeit wie möglich auf dem Trainingsplatz zu verbringen und weiter an der Spielidee zu feilen. Die Sicherheit in den Varianten soll noch größer werden. Denn je nachdem, wie sich der Gegner ausrichtet, soll Guardiolas Mannschaft sofort wissen, wie sie agieren und welche Abläufe sie abrufen muss.
Die Spielweise, der Aufbau, das Pressing, all das hängt davon ab, ob der Gegner vorne attackiert wie Ingolstadt oder tief steht wie Frankfurt. Auch das ist im Mia-san-Mia-Land Bayern durchaus "contracultural" und manchem Beobachter auch zu viel Anpassung an ohnehin schwächere Gegner.
Analyse: So schlägt man die Bayern (nicht)
Aber so denkt und lebt Guardiola seinen Beruf als Trainer und den Fußball. Und das wird er auch in den nächsten Wochen noch tun. Denn nach dem Spiel in Hamburg haben die Bayern neun Tage Zeit, bis zur nächsten Partie gegen Hoffenheim. Danach folgt wieder eine ganze Trainingswoche, ehe die Zeit der englischen Wochen beginnt.
Die Vorbereitung reicht also in die Bundesliga hinein, denn diesen Luxus an echten Trainingseinheiten soll es bis zum Ende der Saison nicht mehr geben. Schließlich wollen die Bayern in allen Wettbewerben bis zum Ende dabei sein und dabei sieht der Rhythmus eher Spiel-Regeneration-Spiel vor als Training.
Guardiola hat sein Ziel erreicht
"Ich würde sofort unterschreiben, wenn wir die gleiche Rückrunde wie in den letzten zwei Jahren spielen würden", sagte Guardiola. "Nur im Champions-League-Halbfinale hätte ich gern den Kader fit." Es ist diese spannende und nie mehr zu beantwortende Frage, wie sich die Bayern vergangene Saison mit David Alaba, Arjen Robben und Franck Ribery gegen den FC Barcelona geschlagen hätten, die seit dem Halbfinalaus gegen Barca immer wieder aufkommt.
Dass ihm nur noch diese Rückrunde bleibt, um den Europapokal zu gewinnen, empfindet Guardiola nicht als zusätzliche Belastung. "Ich kenne den Druck vom ersten Tag an. Die Bewertung meiner Leistung hängt von der Zahl der Titel ab. Ich akzeptiere diese Rolle, diesen Druck." Aber: "Mein Ziel ist ein komplett anderes."
Wie das aussieht, hat er bereits in Katar erklärt. Titel seien zwar wichtig, aber nur Nummern. "Wenn wir einen Titel gewinnen, sind wir zwei Tage sehr zufrieden, tanzen und singen. Aber zwei Tage später haben wir ein neues Ziel."
Deshalb ist es für ihn viel wichtiger, eine bleibende sportliche Erbschaft zu hinterlassen. Dass Spieler wie Jerome Boateng oder Arjen Robben sagen, Guardiola habe sie besser gemacht, "ist das beste Geschenk für einen Trainer. Wenn wir an Details arbeiten und den Spielern für ihre Zukunft helfen können, ist das der beste, beste Titel."
Der Spielplan des FC Bayern