"Wir haben uns nach dem emotionalen Spiel in Frankfurt die Zeit genommen, die nötig war, um in Ruhe analysieren und Eindrücke austauschen zu können", sagte VfB-Präsident Bernd Wahler am späten Dienstagnachmittag: "Der Vorstand hat entschieden, mit Thomas Schneider weiter zu arbeiten. Der Aufsichtsrat steht zu hundert Prozent hinter dieser Entscheidung." Sportvorstand Fredi Bobic verließ dagegen kommentarlos das Gelände.
Gerechnet hatte mit dieser Entscheidung kaum noch jemand. Am Vormittag stand Schneider zwar wieder auf dem Übungsplatz - trotzdem schien seine Entlassung nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Akute Abstiegsgefahr
Die in akuter Abstiegsgefahr befindlichen Schwaben schienen die Konsequenzen aus der anhaltenden Krise ziehen zu wollen. Schneider hatte den VfB erst am 26. August 2013 von Bruno Labbadia übernommen und zunächst für einen spürbaren Aufwind gesorgt. Als Favoriten auf Schneiders Nachfolge waren bereits Thorsten Fink und das Duo Krassimir Balakow/Zvonimir Soldo gehandelt worden.
Nach Informationen der Bild stand Fink, der als Kandidat des Aufsichtsrates galt, bereits in den Startlöchern. Der 47-Jährige, im September beim Hamburger SV gefeuert, wollte allerdings auf Anfrage keinen Kommentar abgeben.
Am Dienstag war der Zugang zum Klubgelände teilweise abgeriegelt, das Training mit Schneider und sieben Reservisten nur aus der Ferne wahrzunehmen. Es herrschte angespannte Ruhe.
Doch man musste davon ausgehen, dass das unglückliche 1:2 (1:0) bei Eintracht Frankfurt am Sonntag, im Übrigen das fünfte Spiel im Jahr 2014, das der VfB in den letzten Minuten herschenkte, dem einstigen Stuttgarter Profi das noch verbliebene Vertrauen gekostet hätte.
Entscheidung pro Schneider
In einer turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung am Dienstagmittag kam es dann zu der für Schneider positiven Entscheidung, nachdem die offenbar unterschiedlichen Strömungen in der Klubspitze für weitere Verzögerungen gesorgt hatten.
Nach "SID"-Informationen hatten Bobic und VfB-Präsident Wahler für Schneider gekämpft, und letztlich den Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Joachim Schmidt überzeugen zu können.
Bobic, der unbedingt weiterhin auf eigene Talente setzen will und auch deshalb Schneider so stützte, hatte für das Entlassungs-Szenario offenbar eine Variante mit Balakow und Soldo, seinen ehemaligen Mitspielern in Stuttgart, bevorzugt.Mit dem Bulgaren hatte der frühere Torjäger bei Tschernomorets Burgas zwischen 2009 und 2010 zusammengearbeitet und einst das magische VfB-Dreieck Bobic, Balakow und Giovane Elber geformt.
Unterstützung hatte Schneider auch aus der Mannschaft erhalten. "Ich würde es begrüßen, wenn es mit dem Trainer-Team weitergeht", hatte Kapitän Christian Gentner gesagt. Zumindest bis Samstag wurde sein Wunsch erfüllt.
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