Die geglückten Personalrochaden:
Bereits Ende der Hinrunde rutschte Torhüter Fährmann nach der Verletzung von Timo Hildebrand ins Team. Seitdem steigert sich der 25-Jährige zwischen den Pfosten kontinuierlich. Fährmann kann neben seinen technischen Fertigkeiten auch mit einer gewissen Ruhe punkten, die er ausstrahlt und die sich offenbar positiv auf seine Vorderleute auswirkt.
"Ich versuche der Mannschaft Ruhe und Sicherheit zu geben - auch dadurch, dass ich persönliche Risiken eingehe", sagt der Keeper. Fährmann sieht sich bestätigt, sich bei seinem Heimatverein durchsetzen zu wollen. Auch wenn eine schwierige Zeit hinter ihm liegt.
"Ich bin für meine Hartnäckigkeit belohnt worden. Viele haben mich sicher belächelt. Jetzt freue ich mich, es den Kritikern und Skeptikern zeigen zu können", wird Fährman im "Kicker" zitiert.
Vor Fährmann ist Felipe Santana drauf und dran, seine Chance immer besser zu nutzen. Der Brasilianer bringt eine Verlässlichkeit besonders im Luftkampf mit, ist auch in der Offensive torgefährlich. Da fiel das Fehlen von Kapitän Benedikt Höwedes in den letzten Spielen kaum noch auf.
Kellers Königszug aber ist die Versetzung von Kevin-Prince Boateng aus dem Angriffs- in den Strategiebereich. Mit dessen Rückzug auf die Doppel-Sechs bekam Schalkes Spiel Struktur und Flair. Boateng orientiert sich in der Defensive am eher risikoarm spielenden Nebenspieler Neustädter und macht seine Sache in der Defensivbewegung recht gut.Besonders wertvoll wird er aber in der Offensive. Boateng ist strategisch stark, ballsicher, hat frische Idee. Er kann das Spiel mit einem einzigen Pass schnell verlagern und dank seiner Torgefahr aus der Tiefe bis in die gefährliche Zone aufrücken.
Dass seit dem 18. Spieltag auch endlich wieder Klaas-Jan Huntelaar auf dem Platz steht, rundet das positive neue Gesamtbild perfekt ab. Der Niederländer glänzt nicht nur als Torjäger, sondern "ist auch als Figur enorm wichtig", wie Heldt erkannt hat.
Wie selbstlos sich der Hunter ins Kollektiv einbringt, zeigt die Partie in Leverkusen: In der BayArena standen Lars Bender, Simon Rolfes oder auf Schalker Seite Neustädter auf dem Platz. Alles erwiesene Dauerläufer, das Anforderungsprofil ihrer Position im defensiven Mittelfeld ließe auch kaum etwas anderes zu.
Die meisten Kilometer riss aber keiner der üblichen Verdächtigen ab - sondern Huntelaar. 11,98 Kilometer wurde registriert. Auch Stefan Kießling auf der anderen Seite - der Prototyp des defensiv arbeitenden und Kilometer fressenden Angreifers - kam da nicht ran. Huntelaar hielt sich viel im Mittelfeld auf, stellte die Passwege für den Gegner zu. Aus dem reinen Strafraumspieler ist derzeit eine Art Zehner geworden.
"Mir gefällt diese neue, leicht veränderte Rolle. Ich bekomme so mehr Bälle und bin mehr im Spiel. Ich denke, dass wir so auch gefährlicher sind", sagt Huntelaar und erklärt das Erfolgsmodell gegen Leverkusen.
"Wir haben kompakt verteidigt, so dass sie den Ball immer hinten herumspielen mussten, sie hatten auch mehr Ballbesitz als wir. Das war auch unser Plan. Wir haben versucht unser Tor dichtzumachen und sie zu zwingen, den langen Ball zu spielen. Das hat gut geklappt."Schalke reagiert momentan sehr gut auf die Anforderungen, die der jeweilige Gegner erfordert. Gegen den HSV, Hannover und mit Abstrichen auch Wolfsburg spielte die Mannschaft dominant, in Leverkusen überließ sie dem Gegner zumeist den Ball. Aufgegangen ist das Konzept bisher immer, wenngleich das eine oder andere Mal auch etwas Glück dabei war.
Ohne Hildebrand, Jones und vorübergehend auch Höwedes und Draxler hat sich auf Schalke eine neue Achse gebildet. Die Kette Fährmann-Santana-Boateng-Huntelaar dominiert derzeit das Zentrum, wo ein Spieler wie der junge Max Meyer daneben regelrecht aufblühen kann. Der 18-Jährige ist jetzt schon mit fünf Saisontoren der drittgefährlichste Angreifer der Schalker.