Als in Paris über die Zukunft des Angeklagten Franck Ribery entschieden wurde, stand dieser in München auf dem Trainingsplatz, als sei nichts gewesen. Mit schwarzen Handschuhen und in roter Trainingsjacke jagte der Star von Fußball-Rekordmeister Bayern München nach überstandenen muskulären Problemen an der Säbener Straße dem Ball hinterher, während in der französischen Hauptstadt das erlösende Urteil gesprochen wurde: Freispruch!
Ribery konnte nicht nachgewiesen werden, dass er von der Minderjährigkeit der Prostituierten Zahia D. wusste, als er 2009 mit ihr geschlafen haben soll. Dass er für den (außerehelichen) Geschlechsverkehr, den er nie bestritt, bezahlt haben soll, leugnete der Offensivspieler ebenso wie sein Wissen um das Alter der damals 17-jährigen Liebesdame. Sein Kollege aus der französischen Nationalmannschaft, Stürmer Karim Benzema von Real Madrid, bestritt gar, sich jemals mit Zahia D. getroffen zu haben. Auch er wurde in Abwesenheit freigesprochen.
Kein Schuldnachweis möglich
Das Gericht folgte damit nach sich über Monate ziehenden Verhandlungen der Argumentation von Staatsanwalt Jean-Julien Xavier-Rolai, der in der vergangenen Woche auf Freispruch für beide Profis plädiert hatte. Xavier-Rolai hatte argumentiert, Ribery könne unmöglich nachgewiesen werden, dass er vom wahren Alter besagter Prostituierter gewusst habe. Im Falle einer Verurteilung wegen Sex mit einer minderjährigen Prostituierten hätte dem 30-Jährigen eine Haftstrafe bis zu drei Jahren und eine Bußgeld in Höhe von bis zu 45.000 Euro gedroht.
Die aus Algerien stammende Zahia D. ist mittlerweile auch mit Hilfe von Mode-Zar Karl Lagerfeld zu einer erfolgreichen Designerin aufgestiegen. Sie gestaltet unter anderem: Reizwäsche. Im Prozess sagte sie aus, sie und ein weiteres Callgirl seien 2009 als "Riberys Geburtstagsgeschenk" nach München geflogen worden, wo man sich in der Gruppe "vereinigt" habe. Auch bezahlt worden sei sie dafür.
Riberys Ruf in Frankreich leidet
Riberys spätestens seit der missratenen WM 2010 ohnehin nicht mehr tadelloser Ruf in Frankreich hatte infolge des unappetitlichen Prozesses weiter stark gelitten. Vielen seiner Landsleute gilt er als "Bad boy aus Boulogne-sur-Mer". Ein Kommentator der politischen Wochenschrift Le Point nannte ihn kürzlich einen "schlecht erzogenen Rotzlöffel, der krumm redet und für Mädchen bezahlt".
Seine fünf Titel 2013 mit den Bayern, seine starken Auftritte im blauen Trikot in den WM-Play-offs gegen die Ukraine oder die Ehrung zu "Europas Fußballer des Jahres" ließen die kritischen Stimmen nicht verstummen. Auch nach dem Freispruch dürfte ein Makel bleiben.
In dem Prozess wurde auch Riberys Schwager freigesprochen, der sich ebenfalls wegen Sex mit einer minderjährigen Prostituierten verantworten musste. Fünf wegen Zuhälterei angeklagte Personen wurden dagegen schuldig gesprochen und zu Strafen zwischen drei Monaten Haft auf Bewährung und einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Franck Ribery im Steckbrief