Dietmar Hopp muss sich selbst abschaffen

Von Haruka Gruber
Hat Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp in letzter Zeit jegliches Maß verloren?
© Getty

Mit der Posse um die Entlassung von Trainer Holger Stanislawski hat Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp endgültig bewiesen, warum 1899 in der Form zum Stillstand verurteilt ist. Ausgerechnet der Schöpfer bedroht die Zukunft des Klubs. Ein Kommentar von Haruka Gruber.

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Wer wissen möchte, wie sich echte Kerle in Hoffenheim verändern, musste nur ins Gesicht von Ernst Tanner blicken. Das sonst so kernige Mannsbild sagte seine wenigen Sätze schmallippig und unsicher in die Kameras und verschwand wieder, ohne genauer auf die Entlassung von Trainer Holger Stanislawski einzugehen.

Vermutlich war die Flucht vor den Fragen der Journalisten sogar die beste Entscheidung, die ein Vertreter des Vereins in den letzten Tagen getroffen hat. Denn: Gesprochen und Schaden angerichtet wurde dieser Tage genug. Allen voran Mäzen Dietmar Hopp, der in den vergangenen zwei Wochen das rechte Maß verloren zu haben scheint.

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Im "Kicker" klagte er noch über die Vorverurteilung als "badischer Roman Abramowitsch".

Was er offenbar nicht sehen will: Er ist der badische Roman Abramowitsch. Er gebietet über Hoffenheim nach Gutsherrenart und scheint nicht gewillt, sich selbst zu hinterfragen.

Warum auch? Er selbst weiß wie jeder andere, dass er Hoffenheim erschaffen hat. Den Klub, das Stadion, das Trainingszentrum, das Jugendinternat, alles. Er ist der Schöpfer - und alle anderen sind ihm Rechenschaft schuldig. Nie wieder soll der Fehler aus der Zeit nach dem Bundesliga-Aufstieg wiederholt werden, als er die damalige sportliche Führung um Ralf Rangnick und Jan Schindelmeiser frei über das Budget verwalten ließ und ein sattes Minus zurückblieb, das er zu begleichen hatte.

Seitdem besteht er auf seinen Einfluss und begnügt sich nicht mehr mit der Rolle des gütigen Mäzens. Dass er damit die 50+1-Regelung verletzt oder Ressentiments der gegnerischen Fans bestätigt, ist nur noch zweitrangig. Genauso uninteressant ist es offenbar, dass durch die ständige Einmischung der Manager und der Trainer zu Statisten verkommen.

Nur: Wie soll Hoffenheim unter dieser Konstellation der nächste Entwicklungsschritt gelingen? Wenn Hopp alleine schon aus Zeitgründen kein offizielles Amt übernehmen möchte und daher einen Statthalter als Manager und einen Statthalter als Trainer benötigt?

Wenn diese aber bei den ersten Krisen von Hopp durch gezielte Äußerungen bloßgestellt werden und dadurch nur bedingt handlungsfähig sind?

Im Grunde muss sich Hopp in der jetzigen Form selbst abschaffen und sich zurückziehen, will er in Hoffenheim etwas Grundlegendes verändern und eine Organisations-Struktur aufbauen, die von Dauer ist.

Drei Trainer (Stanislawski, Pezzaiuoli, Rangnick) und ein Manager (Schindelmeiser) wurden in den letzten 20 Monaten gegangen. Der nächste könnte Schindelmeiser-Nachfolger Tanner sein, der nach der Posse um den Ibisevic-Verkauf und der Lakic-Ausleihe stark geschwächt ist.

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