Platz 1, Sergio Perez: Es kommt selten vor, aber in Monaco ist es der Fall: Der Mann des Rennens ist der beste Fahrer des Wochenendes. Der Mexikaner hat Teamkollege Nico Hülkenberg in Monte Carlo in den Schatten gestellt. Der siebte Platz ist nicht nur das bisher beste Resultat des Rennstalls aus Silverstone in der Saison 2015, es ist seine allererste Punktplatzierung beim fünften Rennen im Fürstentum.
Ob Perez der Vorwurf seines Ex-Teamchefs Peter Mücke im SPOX-Interview motiviert hat? Wohl kaum. Fest steht: Obwohl der Force India bei hoher Geschwindigkeit zu wenig Abtrieb bietet, holte der 25-Jährige ein vollkommen unerwartetes Ergebnis heraus. Warum? Er spielte den guten mechanischen Grip seines Autos, der über Aufhängung und Reifen gewonnen wird, optimal aus.
Während für Hülkenberg fast schon im ersten Teil des Qualifyings Schluss war, packte Perez den Sprung in die Top Ten und ließ dann mit einer einzigen schnellen Runde noch drei Fahrer hinter sich. Im Rennen konnte er nicht mehr tun, als Platz 7 irgendwie ins Ziel zu retten. Die "schnellste Maus von Mexiko" schaffte es - trotz Spritmangel.
Platz 2, Lewis Hamilton: Sicher in Führend liegend klaute Mercedes dem Weltmeister den Sieg. Hamilton ist das Schalke der Formel 1, der Monaco-Sieger der Herzen. Noch mehr Bitterkeit ist unmöglich. Dass das eigene Team sich mal wieder in einer Safety-Car-Phase verrechnete, ist nur zu einem minimalen Teil dem Fahrer anzulasten - auch wenn Hamilton sich als Teamplayer gab und so tat, als läge ein großer Teil der Schuld auf seinen Schultern.
Hamilton hätte den Monaco-GP 2015 dank einer sehr guten Leistung gewonnen. Wer in ihm noch immer den stürmischen McLaren-Junior sieht, der überpaced und sein Auto über dem Limit bewegt, liegt falsch. Der 30-Jährige ist nicht nur abseits der Strecke gereift, lässt sich weniger von seinem Freizeitvergnügen ablenken und verhandelt seine Verträge selbst. Er setzt diese Reife auch auf der Strecke ein, fünf Pole Positions und kein Fehler in sechs Rennen sind der Beweis.
Ob also der verpasste Sieg beim Saisonhighlight an der Cote d'Azur das Momentum nach zwei Rosberg-Siegen in Folge endgültig kippen lässt? Ich sage: Nein. Wer Hamilton in den letzten Jahren beobachtet hat, weiß, wie er auf den Rückschlag reagiert - mit einer weiteren Leistungssteigerung in Kanada.
Platz 3, Daniil Kvyat: So gut wie in Monaco ist der junge Russe für Red Bull noch nicht gefahren. Auf die kürzlich erfolgte Kritik von Motorsportberater Helmut Marko reagierte er mit einem Ausrufezeichen: Ich kann fahren, ich brauche nur ein ordentliches Auto. Dass auch Teamkollege Daniel Ricciardo sagte, der Red Bull sei mittlerweile in allen Bereichen eher durchschnittlich, deutete schon auf einen Zwist im Team hin.
Der könnte jetzt ausgestanden sein. In Monaco funktionierte der RB11 endlich. Kvyat kassierte im Qualifying zwar eine knappe Niederlage gegen seinen Teamkollegen, im Rennen drehte er den Spieß aber schon am Start wieder um. Auf der letzten Rille bremste der 21-Jährige sich am Australier vorbei und machte nur kurz Platz, damit Ricciardo auf den besseren Slicks nochmal Hamilton attackieren kann.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass so eine Anweisung früher mit der Fahrerparung Sebastian Vettel/Mark Webber funktioniert hätte... Wie auch immer, als die Manöver scheiterten, durfte Kvyat Platz 4 wieder übernehmen. Mehr ging nicht.
Platz 4, Sebastian Vettel: Bestzeit im 3. Freien Training, bester Nicht-Mercedes im Qualifying, Zweiter Platz im Rennen. Und doch fehlte mir beim Weltmeister an diesem Wochenende irgendetwas. Glücklicherweise stiegen die Temperaturen am Sonntag, was die Schwäche des Autos ausglich.
Vettel übte bis zur Safety-Car-Phase Druck auf Nico Rosberg aus und legte damit die Grundlage, um nach Mercedes' Strategie-Patzer einen Platz vorzurutschen. Die nutzte er, weil er geistesgegenwärtig nach Turn 1 voll aufs Gas stieg und Hamilton hinter sich ließ. Aber: Eine wirkliche Chance für ein Überholmanöver konnte auch der vierfache Weltmeister sich nicht erarbeiten.