Kommentar zu Verstappens Ausraster beim Brasilien-GP: Die Formel 1 muss dankbar sein

Max Verstappen griff Esteban Ocon beim Wiegen an.
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Max Verstappen ist nach dem Großen Preis von Brasilien gegenüber Esteban Ocon handgreiflich geworden und hat damit für einen Skandal in der Formel 1 gesorgt. Dass ausgerechnet der Red-Bull-Pilot nach einer Kollision die Nerven verliert, ist zwar ironisch, sollte aber nicht allzu hoch gehängt werden. Denn eigentlich ist Verstappens Verhalten ganz normal. Die Formel 1 sollte sogar dankbar dafür sein. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Dominik Geißler.

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Max Verstappen ist kein Kind von Traurigkeit. Obwohl er erst seit 2015 in der Formel 1 fährt, kann man die von ihm verschuldeten Zwischenfälle schon längst nicht mehr an einer Hand abzählen. Ein Monster-Crash beim Monaco-GP 2015 mit Romain Grosjean, Ignorieren von blauen Flaggen in Abu Dhabi, mehrere, teils gefährliche Vollgas-Intermezzi mit Kimi Räikkönen, ein Crash mit dem Teamkollegen in Ungarn 2017, eine Kollision mit Sebastian Vettel beim Großen Preis von China diesen Jahres - die Liste ist so lang wie unvollständig.

Verstappen bietet damit eine große Angriffsfläche, ist aber fahrerisch einer der Besten - und aktuell in Topform. Er war am Sonntag in Sao Paulo drauf und dran, zum zweiten Sieg in Folge zu fahren und damit für das nächste Highlight seiner noch jungen Karriere zu sorgen.

Dann kam die 44. Runde, eine Überrundung von Esteban Ocon - und eine folgenschwere Kollision. Der Franzose gab im Duell nicht nach und traf Verstappen am Hinterrad. Beide drehten sich, Verstappens Siegchance war futsch.

Max Verstappen schießt über das Ziel hinaus

Regeltechnisch ist es erlaubt, sich zurückzurunden. Ocon tat also erst einmal nichts Verwerfliches. Allerdings: Ob er gegen den Führenden wirklich so aggressiv fahren musste, wenn es für ihn nur um die goldene Ananas geht, darf man zumindest hinterfragen. Entsprechend ist Verstappens Ärger auch verständlich, seine Flüche am Funk, sein in Richtung Ocon gezeigter Stinkefinger nachvollziehbar und im Hoch der Emotionen in Ordnung.

Dass Verstappen seinen Fahrerkollegen nach dem Rennen aber nicht nur wüst beschimpfte, sondern auch körperlich attackierte und bedrohte, überschreitet natürlich die Grenzen der Akzeptanz - gerade, wenn man Verstappens vergangene Missetaten im Hinterkopf hat. Doch ist das wirklich schlimm?

Wie Ocon anmerkte, hat das Verhalten von Verstappen nichts mit Professionalität zu tun. Wirft man aber einen Blick auf andere Profisportarten, reiht sich Verstappen mit seinem Ausraster eigentlich nur in bekannte Muster ein. Im Fußball geraten Gegenspieler in jeder zweiten Partie aneinander, rangeln, schubsen und bepöbeln sich. Im Eishockey gehören Schlägereien fast schon zur Tagesordnung.

Formel 1 muss dankbar für Verstappens Ausraster sein

Sport lebt von diesen Emotionen. Sie sind das, was der Zuschauer neben der sportlichen Extraklasse sehen will. Die Weltmeisterschaft ist in der Formel 1 entschieden, trotzdem redet nun alle Welt wieder von der Königsklasse - wegen Verstappen, wegen Ocon. Etwas Besseres konnte den Verantwortlichen eigentlich kaum passieren.

Das heißt natürlich nicht, dass Verstappens Verhalten korrekt war. Maßregelungen für den 21-Jährigen, der mit seinem Ausraster an Michael Schumacher und David Coulthard 1998 beim Belgien-GP erinnerte, wie die öffentlichkeitswirksame Arbeit unter FIA-Aufsicht sind angebracht.

Der große Verriss aber ist zu viel des Guten. Denn Verstappen ist kein Roboter, er ist - zum Glück - ein Mensch.

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