Liensberger löst Olympia-Ticket
Die 20-jährige Vorarlbergerin sollte mit ihrem besten Weltcup-Ergebnis überhaupt im letzten Moment noch das Ticket für die Olympischen Spiele gelöst haben. Unmittelbar hinter Liensberger kam die bereits für Pyeongchang qualifizierte, gleichaltrige Katharina Gallhuber auf Platz 7. Katharina Truppe belegte Rang 13. Pech hatte Bernadette Schild. Österreichs beste Slalomläuferin, zur Halbzeit unmittelbar vor der späteren Siegerin Vlhova noch Fünfte, patzte in der Entscheidung ebenfalls schwer und wurde nur 25.
Für Shiffrin schien in der Schweiz alles angerichtet zum großen Sieg. Über eine halbe Sekunde Vorsprung auf die Schweizerin Holdener hatte die Slalom-Olympiasiegerin nach Lauf eins. In der Entscheidung lag sie gewaltige 1,09 Sekunden vor der führenden Vlhova, also sie kurz vor dem Ziel Rücklage bekam und die Kontrolle über die Ski verlor. Shiffrin stieg zurück, fuhr mit großem Rückstand ins Ziel und wurde nach nachträglicher Änderung der offiziellen Rennergebnisse (ursprünglich Platz 27) letztlich als "ausgeschieden" gewertet.
Shiffrins Serie gerissen
Damit riss unmittelbar vor Olympia auch die beeindruckende Slalom-Siegesserie der jungen Amerikanerin, die diesen Winter schon zehn Weltcuprennen gewonnen hat. Aber schon davor hatte die überlegene Gesamt-Führende im Weltcup etwas müde gewirkt. Deshalb wird sie die kommenden Weltcup-Rennen auslassen und direkt nach Korea fliegen.
In den jüngsten vier Rennen ist Shiffrin drei Mal ausgefallen und hatte am Samstag im Riesentorlauf von Lenzerheide "nur" Platz 7 geschafft. Insgesamt fünf Rennen ohne Podestplatz, das war Shiffrin zuletzt vor mehr als drei Jahren passiert.
Damit verpasste Shiffrin auch die Chance, den derzeit noch gemeinsam mit Annemarie Moser-Pröll gehaltenen "U23-Rekord" auszubauen bzw. an Siegen mit der auf Platz 5 liegenden Schwedin Anja Pärson gleich zu ziehen. Mit ihrem 11. Saisonsieg wäre sie zudem weiter erfolgreich auf der Jagd nach Vreni Schneiders Sieg-Bestmarke (14) aus der Saison 1988/89 gewesen.
Nervöse Liensberger
Die strahlenden Gesichter fand man an diesem Tag anderswo. Neben Siegerin Vlhova jubelte vor allem Liensberger. Die 20-jährige lieferte nach ihren beiden 8. Plätzen in Zagreb und Flachau als 6. ihr bisheriges Top-Ergebnis im Weltcup ab und erzielte im Finale die 4. Laufzeit. "Ich war natürlich dementsprechend nervös", gestand Liensberger. "Dennoch habe ich einfach versucht, gut Ski zu fahren und Olympia auszublenden. Ich kann nur gute Leistungen zeigen, alles andere ist Sache der Trainer", sagte die "Harfenspielerin" aus Göfis.
Während auch die ebenfalls erst 20-jährige Niederösterreicherin Gallhuber ein weiteres Top-Ten-Ergebnis ablieferte ("Nach einer so langen Rennpause motiviert mich ein gutes Ergebnis sehr"), haderte Schild mit ihrem Malheur. Beim Versuch, in der Entscheidung im Flachteil Tempo zu machen, verfing sich eine Torstange zwischen Schienbeinschützer und Skistock.
"Das war ein dummer Fehler, aber auch Pech", sagte Schild seufzend. "Aber sowas passiert halt im Slalom, das muss ich hinnehmen", ergänzte die Salzburgerin, die zuletzt in Flachau hinter Shiffrin Zweite geworden war. "Ich fahre aber an sich ja gut. Natürlich kann das bei den Spielen auch wieder passieren, der Slalom ist eben risikoreich."
Schwache ÖSV-Bilanz
Die Vorstellungen von Liensberger und Gallhuber retteten etwas die ernüchternde Bilanz der ÖSV-Damen in Lenzerheide, wo die letzten Olympia-Entscheidungen fallen mussten. Vor allem der Riesentorlauf, in dem man nun schon seit 17 Rennen ohne Podestplatz ist, ist eine Baustelle. Olympia-Kandidatin Michaela Kirchgasser schied nach der Kombi auch am Sonntag im Spezialslalom aus.
Bemerkenswert fuhr mit Veronika Velez-Zuzulova hingegen auch die zweite Slowakin. Bei ihrem Comeback nach Kreuzbandriss und Spezial-OP im September wurde Velez-Zuzulova im einzigen Olympia-Vorbereitungsrennen 12., obwohl sie nur wenige Tage hatte trainieren können. Nach den Spielen, wo sie Fahnenträgerin ist, wird die 33-Jährige aus Bratislava offensichtlich zurücktreten.