Dem Zuschauerinteresse auf Court 4 tat dies aber keinen Abbruch. Phasenweise staute es beim Zugang zum Zuschauerbereich und auch nach der Einheit musste sich Thiem nach vielen Autogrammen durch die Menge kämpfen. Danach stand ein langer Termin mit Sponsor "adidas" auf dem Programm, ehe der Weltranglisten-Vierte am Abend auf dem Center Court ein weiteres einstündiges Training mit dem Deutschen Jan-Lennard Struff absolvierte.
Da hatte Thiem Gelegenheit, das neue Prunkstück der im Umbau befindlichen Anlage im Westen von Paris genauer zu begutachten. Dort, wo er vor einem Jahr im Endspiel gegen Rafael Nadal unterlegen war, ist innerhalb eines Jahres das alte Stadion niedergerissen und ein neues, 15.000 Fans fassendes aufgestellt worden. Ganz fertig ist es noch nicht, 2020 sollen auch die French Open endlich ihr (erstes) Dach erhalten. Darum war der Abriss auch notwendig geworden, denn das verschiebbare Konstrukt bedarf eines dementsprechenden Unterbaus.
Roland Garros: Neue Anlage um 380 Millionen Euro
Nach Ende der diesjährigen Auflage wird in weiteren zehn Monaten Bauzeit das Dach aufgesetzt. Warum das so lange dauert? Der Metall-Rahmen des Daches wird die Hälfte des Gewichts des Eiffelturms (10.100 Tonnen) wiegen, es müssen etwa 300 km Kabel verlegt werden und 200 Tonnen gehen allein in ein Klima-Anlagen- und Ventilations-System.
Zudem wird die auch unter den Spielern beliebte "Stierkampf-Arena" (Court 1) wegen einer weiteren Umgestaltung nach dem Turnier abgerissen. Dann soll bis 2021 der "Place de Mousquetaires" (Platz der Musketiere) völlig neu gestaltet und vergrößert werden. Schon am Sonntag wird der neue Court Simonne-Mathieu, der halb versenkt mitten im Botanischen Garten errichtet wurde und 5.000 Fans fasst, offiziell eröffnet. Simonne Mathieu war übrigens eine Tennisspielerin, die in Roland Garros 1938 und 1939 das Einzel gewonnen hat und zudem, ein in Frankreich immer geschätzter Punkt im Lebenslauf, hat sie sich auch noch im Zweiten Weltkrieg freiwillig für französische Armee gemeldet.
Der französische Tennisverband (FFT) nimmt für all diese, wegen der Zuschauermassen und des fahnenförmigen Grundstücks dringend nötigen, Modernisierungsmaßnahmen nicht weniger als 380 Millionen Euro in die Hand. Nicht ganz die 550 Mio. Dollar, die die US Open innerhalb von fünf Jahren investiert hatten, aber dennoch gigantische, im österreichischen Sport völlig unvorstellbare Summen.
Wie viel Geld die Grand-Slam-Veranstalter tatsächlich mit diesen Riesenturnieren machen, besagt aber ein anderer Umstand: Der gesamte Betrag wird von der FFT allein beglichen. Auch in den USA hatte der US-Verband keine finanziellen Hilfen benötigt. Dafür werden aber auch in Paris bald noch mehr Zuschauer kommen können. Im Vorjahr wurde mit 480.500 Fans innerhalb der Turnierwochen ein neuer Rekord erreicht. Die 500.000er-Marke ist nur noch eine Frage der Zeit.