ÖHB-Kader-Check zur Handball-WM 2019 mit ORF-Kommentator Giovanni Hahn

Das ÖHB-Team wittert bei der WM die Sensation.
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  • Schlüssel zum Erfolg: Stabilität in der Verteidigung

Während das ÖHB-Team im Angriff mit einzelnen Star-Spielern brilliert und für Torgefahr sorgt, steht und fällt der Erfolg der Mannschaft mit der Leistung in der Abwehr. Nach dem Generationenwechsel der letzten Jahre ist der Kader breiter geworden, auf den einzelnen Positionen haben sich aber keine Spieler gänzlich etabliert.

"Gerade in der Abwehr ist das Zusammenspiel und die Abstimmung wichtig, was im Angriff vielleicht durch individuelle Qualität kaschiert werden kann. Fakt ist, ein international etablierter Mittelblock fehlt Österreich", meint Hahn. "Wenn es das Team schafft, in der Abwehr und im Tor zu Ballgewinnen zu kommen und so zu schnellen Kontern kommt, steigen die Chancen auf einen Aufstieg."

Grundsätzlich vertraut Johannesson auf eine 6-0-Verteidigung. Er zeigte aber im letzten Testspiel gegen Griechenland, dass jederzeit die Option mit einem offensiv orientierteren Verteidiger gezogen werden kann.

Hahn: "Es ist eine Kunst, die offensive Position in der 5-1-Abwehr gewinnbringend einzusetzen. Frimmel, der für diese Rolle in Frage kommen würde, hat durch seine Reichweite (190 cm Körpergröße, Anm.) das Potenzial. Allerdings fehlt ihm ein wenig die internationale Erfahrung, die regelmäßige Einsätze in der Champions League mit sich bringen würden, zudem ist er leicht angeschlagen."

  • Beinharter Spielplan: Zwei Spiele innerhalb von 21 Stunden

Während bei vergangenen Weltmeisterschaften nach der Gruppenphase K.o.-Duelle ausgetragen wurden, kommt es diesmal zu einer weiteren Gruppe, der sogenannten Hauptrunde. Dort würde Österreich im Falle eines Aufstiegs auf die drei besten Teams aus Gruppe D treffen - geht es nach der Setzliste, würden Schweden, Ungarn und Katar warten. Im besten Fall kommt Österreich innerhalb von elf Tagen acht Mal zum Einsatz.

"Das neue Format hat zur Folge, dass große Überraschungen eher ausbleiben. Die Spannung in der Gruppenphase ist sicherlich reizvoll, denn der K.o.-Modus hat sich mit der Zeit überholt", sagt Hahn.

Österreich startet am Freitagabend gegen Saudi-Arabien ins Turnier. Nur 21 Stunden später trifft man auf Chile, das bereits am Donnerstagabend seine erste Partie bestreitet. Die Belastung ist also gleich zu Beginn der WM hoch.

"Das kann ein Nachteil sein. Dasselbe Szenario gab es bereits bei der WM 2011: Österreich spielte abends gegen Brasilien, tags darauf gegen Japan. Die Asiaten zeigten dabei - für alle völlig überraschend - eine extrem offensive 3-3-Abwehr, die auf dem Videomaterial, das den Österreichern vorlag, nie zum Einsatz kam", erinnert sich Hahn.

"Es gab keine Zeit mehr, dies im Training zu testen. Von Beginn an war die Mannschaft perplex und kam gegen die Japaner nicht zurecht. In diesem Spiel setzte Österreich eigentlich die gesamte WM in den Sand. Das wird dem ÖHB ein warnendes Beispiel sein und ich vertraue ihnen, dass das nicht noch einmal passiert."

Österreichs Spielplan: Die Spiele bei der Handball-WM 2019

DatumUhrzeitGegner
11. Jänner 201918:00Saudi-Arabien
12. Jänner 201915:00Chile
14. Jänner 201917:30Norwegen
15. Jänner 201920:45Dänemark
17. Jänner 201917:30Tunesien
  • Fazit: Gereiftes ÖHB-Team schafft den Einzug in die Hauptrunde

Die österreichische Mannschaft hat die offensive Power, um zumindest gegen drei Gruppengegner bestehen zu können. Die Erfahrung der EM aus dem Vorjahr gibt dem jungen Team Reife, die in engen Spielen ausschlaggebend sein soll. Ein großes Fragezeichen steht allerdings hinter den Defensivleistungen in der Abwehr und im Tor.

Geht es nach der Prognose unseres Experten, steht Österreich eine erfolgreiche Handball-WM bevor. "Ich traue der Mannschaft die Hauptrunde zu. Dort wird sie auch eine gute Rolle spielen, denn die Parallel-Gruppe ist nicht so stark besetzt", sagt Hahn. "Für die Halbfinals wird es nicht ganz reichen, aber ich glaube schon, dass viel Potenzial in der Mannschaft steckt und es positive Leistungen geben wird."