WWE SummerSlam 2018, die Analyse: Zwischen "Asshole" und "You both suck!"

Von Maurice Kneisel
Roman Reigns und Brock Lesnar trafen 2018 bereits bei WrestleMania 34 und dem Greatest Royal Rumble aufeinander.
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Daniel Bryan vs. The Miz

Sieger: The Miz, nachdem er Bryan beim Suicide Dive mit einem Foreign Object abfing, das ihm seine Frau Maryse gereicht hatte. Es war nach einem längeren, unterhaltsamen Match das perfekte Ende, um eine längere Fehde zwischen den beiden jahrelangen Erzfeinden los zu treten. Das macht Hoffnung darauf, dass die WWE und Bryan sich mittlerweile auf die Rahmenbedingungen eines neuen Vertrages geeinigt haben und ihre Zusammenarbeit - bei geringerer Matchzahl pro Jahr - über den August hinausgehen wird. Gleichzeitig hat die WWE sich aber auch für den Fall eines Bryan-Abschieds abgesichert mit einem Sieg für Dauerbrenner The Miz. Es war ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht. Auf deutlich mehr!

Finn Balor vs. Constable Baron Corbin

Sieger: Finn Balor per Coup de Grace. Der Demon ist tatsächlich zurück! So großartig das ist und so folgerichtig daher auch das kurze Squash-Match, in dem der Constable kein Land sah, so wichtig wäre es jetzt allerdings auch, Corbin zeitnah einen Erfolg gegen Balor zu gewähren. Denn ansonsten droht er trotz neuem Gimmick weiterhin gewaltig an Momentum zu verlieren, statt sich endlich vom Verlust des Money in the Bank-Koffers zu erholen. Für Balor war es gleichzeitig ein wichtiger Erfolg, doch die Frage von Jonathan Coachman am Kommentatorenpult war lächerlich berechtigt: Wieso kommt Balor eigentlich nicht häufiger als Demon raus? Eine Antwort darauf kann wohl nur Vince McMahon liefern. Die Fehde wird derweil sicherlich noch weitergehen.

United States Champion Shinsuke Nakamura vs. Jeff Hardy

Sieger und weiterhin United States Champion: Shinsuke Nakamura per Kinshasa. Nach dem Match betrat Randy Orton die Halle, kam Richtung Ring, überlegte es sich dann aber doch wieder anders, ohne einen der beiden Männer angegriffen zu haben. Nakamura verteidigte erwartungsgemäß seinen Titel gegen Jeff, der zu Matchbeginn einen "Delete"-Chant für seinen wohl verletzungsbedingt vor dem Karriereende stehenden Bruder startete. Der Sieg für den Japaner war logisch und richtig, durch die erneute Einbindung von Orton hat man weiterhin Fehdenpotential. Im Zweifel geht es mit Orton vs. Hardy weiter, während Nakamura sich einen neuen Gegner aus der SmackDown-Midcard suchen darf.

Raw Women's Champion Alexa Bliss vs. Ronda Rousey

Siegerin und neue Raw Women's Champion: Ronda Rousey per Armbar. Bevor sie Bliss am Ende eines kurzen Matches zur Aufgabe zwang, fragte Rousey sie noch, ob sie ihre vorherigen Taten bereue. Die Fans freute der Titelwechsel und sie feierten den ersten Titelgewinn des Ex-UFC-Stars sowie den Auftritt von Natalya, deren kürzlich verstorbenen Vater Jim The Anvil Neidhart Rousey ehrte, indem sie in seiner Jacke zum Ring kam. Als die Bella Twins auftauchten, um ebenfalls mit Rousey zu feiern, schwang die Stimmung zu lautstarken Buhrufen um.

Das passt, da für den reinen Frauen-PPV Evolution neben Alexa Bliss vs. Trish Stratus auch Rousey vs. Nikki Bella stehen soll. Die größte Herausforderung für die WWE-Verantwortlichen wird es im Anschluss sein, die Division irgendwie spannend zu halten, denn wenn Rousey nun monate- bis jahrelang in feinster Lesnar-Manier dominiert, könnte die Stimmung auch gegen sie umschlagen, während das Standing aller anderen Frauen bei Raw nachhaltig Schaden nähme.

Universal Champion Brock Lesnar vs. Roman Reigns

Sieger und neuer Universal Champion: Roman Reigns per Spear out of nowhere. Braun kam vor Matchbeginn zum Ring, wurde zwischendurch aber zunächst von Reigns und dann von Lesnar attackiert, so dass er nicht eincashen konnte. "Asshole"-Chants gegen Brock und "You both suck" sagen alles, was zu diesem Match und Ergebnis gesagt werden muss. Reigns holte sich zum vierten Mal in seiner Karriere einen World Title, doch geändert hat sich an der Stimmung der Fans offenkundig nichts. Im Zweifel wird sie sogar noch stärker gegen ihn umschlagen, wenn Lesnar sich nun endgültig Richtung UFC verabschiedet und somit das zweite Feindbild verschwunden ist.

Ja, der Titel ist weg vom Part-Timer und wird nun wohl wieder regelmäßig bei Raw zu sehen sein. Doch wie positiv wirkt sich das aus, wenn ihn Reigns bei gewohnt einfallslosem Booking hält und dabei einen talentierten Heel nach dem anderen aus dem Weg räumt? Man hat weiterhin die Chance, Strowman erfolgreich eincashen zu lassen - vielleicht ja schon kommende Nacht bei Raw - doch die Hoffnung, dass er dann als Champion eine ernsthafte Chance bekäme und nicht nur ein weiterer Kollateralschaden auf dem Irrweg zu Reigns Main-Event-Push wird, dürfte mittlerweile auch der größte Optimist aufgegeben haben.

WWE SummerSlam 2018 - das Fazit

Bestenfalls durchwachsen. Der Main Event fiel erwartungsgemäß enttäuschend aus, da beide Sieger-Optionen unbefriedigend waren und die WWE sich nicht traute, mit einem erfolgreichen Strowman-Cash-in aus dem Slam zu gehen, da Reigns dieser Moment gehören sollte. Gleichzeitig hat man Owens zerstört, um Strowman weiter übermächtig (doch letztlich natürlich nicht übermächtiger als Reigns) darzustellen, hat Corbin zerstört, um Bálor im Zweifel doch nie wieder zum World Title zu pushen und hat einen bockstarken Run von Carmella für Romans Frauen-Pendant geopfert.

Dazu ein DQ-Finish bei Styles vs. Joe, das als Übergangslösung voll in Ordnung geht, bei einem SummerSlam, der ein derart unattraktives zweites World Title Match bot, aber dennoch etwas enttäuschend wirkt, sowie die pure Booking-Einfallslosigkeit mit drei Rollup-Entscheidungen im Kickoff - das Creative Team hat seinen Namen einmal mehr leider nicht verdient. Positiv zu nennen sind in erster Linie Lynchs Turn, aus dem man nun aber auch etwas machen muss, ein starker Demon beim Comeback sowie der perfekte Auftakt zu Bryan vs. Miz - immer vorausgesetzt, dass ersterer seinen Vertrag verlängert.

Dazu ein gut gebooktes IC-Match, das zusätzliches Feuer in die Fehde dieser vier talentierten Männer bringt, sowie die Titelverteidigung Nakamuras ohne Hilfe von Orton. Doch unter dem Strich ist das viel zu wenig für den zweitwichtigsten PPV des WWE-Jahres und man hat ohne große Not gleich mehrere Superstars extrem geschwächt! Ganz zu schweigen davon, dass NXT TakeOver am Abend zuvor das Main-Roster-Pendant einmal mehr völlig in den Schatten gestellt hat. Somit fällt der SummerSlam unter dem Strich, wie bereits erwähnt, BESTENFALLS durchwachsen aus.

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