WWE Champion AJ Styles vs. Shinsuke Nakamura (No Disqualification Match)
Double Countout. Was soll man dazu sagen? Es reicht nicht, dass dieses Match nicht im Main Event landete, wo es von der Konstellation her eindeutig hingehört hätte. Nein, zudem endete es auch noch mit einem Double Countout, nachdem beide Männer sich gegenseitig synchron in die Kronjuwelen traten und anschließend nicht mehr vor dem Ten Count des Referees auf die Beine kamen. Im Hinblick auf das Ergebnis macht die Position auf der Card sogar Sinn, denn mit der buhenden Crowd, die man dafür zurecht erhielt und die mit Ansage kam, sollte man keinen PPV beenden - die Dauerausnahme stellt natürlich Roman Reigns dar. Gleichzeitig muss man sich aber fragen, wie die Verantwortlichen diese Fehde nun noch steigern möchten, nachdem Styles und Nakamura sich ausgiebigst mit Waffen behakt und einmal mehr Low Blows verpasst haben. Die Matches sind stark, der Heel-Turn Shinsukes war absolut sinnvoll - doch um ihn nun auch endlich als Main Eventer zu etablieren, MUSS er den Titel gewinnen. Natürlich unfair, im Zweifel in einem anderen Gimmick-Match bei Money in the Bank am 17. Juni. Leiter-Match, Käfig-Match - völlig egal, doch der Titelgewinn ist überfällig, ansonsten versaut man den Japaner, dem man mit der Katastrophenfehde gegen Jinder Mahal im Vorjahr unglaublich geschadet hat, endgültig. Und das wäre angesichts seines unbestrittenen Talents, seiner Popularität und Vermarktbarkeit eine absolute Schande!
Braun Strowman & Bobby Lashley vs. Kevin Owens & Sami Zayn
Sieger: Braun Strowman & Bobby Lashley nach Pin an Kevin Owens. Wieder die Frage: Was sollte das Ganze? Owens & Zayn wurden im Rahmen der Fehde gegen Shane McMahon & Daniel Bryan zunächst großartig dargestellt, der Headbutt von KO gegen Vince McMahon war zudem ein astreiner Schockmoment. Doch seit Monaten geht es für die beiden Kanadier und das Yep-Movement stetig bergab, vor allem Owens muss gefühlt jede Woche das Pin nehmen. Nochmal: Wozu das Ganze? Strowman und Lashley, die mit Sicherheit kein Tag Team bleiben werden, bringt das Ganze herzlich wenig, insbesondere für Braun sind Owens & Zayn in ihrer aktuellen Darstellung mindestens eine Nummer zu klein. Man hat das Gefühl, sie werden abgestraft - nur wofür? Lashleys Booking seit dem Comeback war komplett einfallslos und die sinnlose Paarung mit Braun unterstreicht dies noch einmal. Turnt keiner der beiden bei Raw - wovon nicht auszugehen ist - dann hat diese Geschichte niemandem genutzt. Lashley braucht nun dringend ein relevantes Solo-Programm, Braun den Universal-Titel und Kevin & Sami brauchen vor allem Siege, Siege, Siege. Zumindest bei den letzten beiden Punkten dürften nach den letzten Wochen und Monaten aber die Wenigsten übermäßig optimistisch sein...
Roman Reigns vs. Samoa Joe
Sieger: Roman Reigns per Spear. Wie meinte Rusev mal so schön in einer Episode von Xavier Woods' UpUpDownDown? Er wählte den Spitznamen "Roman Reigns", weil Roman Reigns niemals verliert. Nun muss man festhalten, dass Roman durchaus verliert - gegen Brock
Lesnar und gelegentlich sogar gegen Braun Strowman. Aber doch nicht gegen einen Samoa Joe, Gott bewahre! Die Bedenken beim Bryan-Cass-Match, dass die Niederlage nach der Verletzungspause ggf. zu früh kam, gilt hier noch bedeutend mehr: Joe ist eines der neuen Heel-Aushängeschilder von SmackDown, unter Umständen könnte er in einem halben Jahr sogar die Nummer Eins sein. Aber dafür benötigt er relevante Siege und eben diese Möglichkeit hatte man bei Backlash. Doch stattdessen kassiert die Samoan Submission Machine gleich wieder eine Niederlage, damit Roman die Niederlage beim Greatest Royal Rumble, wo er trotz allem wie der Sieger dargestellt wurde, wieder ausgleichen kann. Joe geht nun zu SmackDown und man muss sich fragen, welchem relevanten Face er dort wohl einen Sieg abringen dürfen wird, um diese Pleite auszugleichen? Styles, Bryan? Sicher nicht. Hardy? Ganz vielleicht. Dieses Match ist ein weiteres Beispiel für unkreatives Booking und passt zum Gesamteindruck von Backlash.
Fazit
Backlash wurde seinem Ruf als obligatorischer Übergangs-PPV nach WrestleMania einmal mehr gerecht und bot viele spannungsarme Ansetzungen mit den offensichtlichen Siegern. Hier wurden die neuen Champs und Gesichter der Post-Shakeup-Brands über Siege gegen ihre Vorgänger gepusht. Daran ist nicht zwingend etwas falsch, denn auch solche PPVs werden benötigt, um eben Leuten wie Carmella, bei der man es besonders stark gemacht hat, den benötigten Push zu geben. Gleichzeitig ist es dennoch schade, wenn es derart gebündelt und mit Ansage auftritt wie bei dieser Ausgabe von Backlash.
Vier Übergangs-Titelmatches mit offensichtlichen Verteidigungen ohne Nachspiel, dazu der frustrierende Double Countout im WWE-Titel-Match - so weckt man herzlich wenig Begeisterung bei den Fans. Das Gleiche gilt für die völlig sinnlose Demontage von Owens & Zayn. Zudem hätte der PPV auch kaum einfallsloser enden können als mit einem erwartungsgemäßen Reigns-Sieg gegen den zurückkehrenden Joe, der den Erfolg dringend gebraucht hätte. Immerhin wurde Ruby Riott halbwegs sinnvoll gepusht und vor allem bei Bryan vs. Cass hat man alles richtig gemacht. Die Fehde Roode vs. Elias zu starten, macht ebenfalls Sinn, allerdings benötigen beide Männer nach zuletzt schwachem Booking dringend einen Erfolg. Diesen wird jedoch nur einer erhalten... bestenfalls, denn falls das Booking der Fehde ebenfalls schwach ausfällt, muss man für gleich zwei charismatische Wrestler schwarzsehen. Diese Entwicklung ist angesichts der Overness beider und insbesondere des offensichtlichen Potentials von Elias als quasi hausgemachtes Talent der WWE absolut nicht nachvollziehbar.
Backlash enttäuschte keineswegs durch die In-Ring-Action, die angesichts der überwiegend starken Paarungen erwartungsgemäß zu überzeugen wusste; es enttäuschte aber maßlos durch das komplett lieblose und unkreative Booking, bei dem durch die Bank alle offensichtlichen Sieger den Triumph holten und gefühlt neben Carmella und Jeff Hardy niemand auch nur ein Jota nach vorne gebracht wurde. Dass die Crowd zwischendurch noch ihren gefeuerten Lokalmatador Enzo Amore besang, passte perfekt ins Gesamtbild. Übergangs-PPVs in allen Ehren, liebe WWE, aber selbst das wäre deutlich einfallsreicher und besser gegangen!