Sharapova-Comeback: Sturm über Stuttgart

Maria Sharapova profitiert bei ihrem Comeback von einer umstrittenen Wild Card
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Das CAS kritisierte in seiner damaligen Begründung, dass der Tennisweltverband den veränderten Status von Meldonium nicht klar genug kommuniziert habe. Sharapova trage dennoch eine Teilschuld, auch wenn die Einnahme des Medikaments kein schwerwiegender Fehler sei. Günstig wurde berücksichtigt, dass sie direkt die Verantwortung übernommen habe.

Wer die mehrseitigen Entscheidungspapiere der CAS durchforstet, stellt fest, dass mehrere Tennisspieler Meldonium zu sich genommen haben. Die US-Amerikanerin Varvara Lepchenko etwa wurde Anfang 2016 gleich viermal positiv auf die nun verbotene Substanz getestet. Lepchenko konnte den Tennis-Weltverband allerdings im Zuge ihres Einspruchs davon überzeugen, dass sie das Herzmittel zuletzt "rund um den 20. Dezember 2015" in Form von Mildronat-Tabletten zu sich genommen hatte.

Sharapova kritisiert ITF

Kurz vor Ablauf der Sperre jedenfalls kritisiert Rückkehrerin Sharapova im Interview mit der Times die Offiziellen der ITF: "Ich bin zwar komplett verantwortlich für die positive Probe und war zu diesem Zeitpunkt etwas selbstgefällig. Aber die Verantwortlichen haben nicht genug getan, um mich aufzuklären und zu warnen. Die ITF wusste von der Einnahme, als ich im November 2015 Fed Cup für Russland spielte. Damals war es ja noch legal. Warum ist da niemand von den Verantwortlichen mal zu mir gekommen?"

Generell sollte einer Weltklasse-Athletin samt Multifunktionsteam zuzutrauen sein, dass sie eine Änderung der Dopingliste selbständig bemerkt. Dennoch sind Sharapova und Lepchenko längst keine Einzelfälle. Marin Cilic war 2013 für neun Monate gesperrt worden, nachdem in einer Probe des damaligen Weltranglisten-24. vom ATP-Turnier in München im April die Psychostimulans Nikethamid festgestellt worden war.

Im Zuge der Ermittlungen kam sogar heraus, dass er in Wimbledon eine Knieverletzung vortäuschte, um nachteilige Berichterstattung zu vermeiden. Der Kroate erklärte damals, das Mittel unwissentlich über Tabletten aus der Apotheke eingenommen zu haben. Nach Ablauf der Sperre gewann er 2014 die US Open.

Tennis und Doping: Wirbel um Cilic und Troicki

Solch einen Erfolg kann Victor Troicki nicht vorweisen. Der exzentrische Serbe sorgte 2013 in Monte Carlo für Wirbel, als er eine Blutprobe verweigert haben soll. Der Internationale Sportgerichtshof reduzierte die Sperre später von 18 auf zwölf Monate. Troicki soll von der zuständigen Ärztin falsch informiert worden sein. Auch Jahre später steht in diesem Fall noch Meinung gegen Meinung.

Als Martina Hingis die Nummer eins wurde

Auch Rafael Nadal sah sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit losen Dopinganschuldigungen konfrontiert. Sei das in der Operation Fuentes, in der der spanische Dopingarzt Eufemiano Fuentes trotz Nadals Aufforderung nicht mit den Namen herausrücken wollte. Oder zuletzt im vergangenen Jahr.

"Wir wissen, dass die Verletzung von Rafael Nadal, wegen der er sieben Monate lang pausiert hat, darauf zurückzuführen war, dass er bei einer Dopingkontrolle positiv getestet wurde", sagte die ehemalige französische Sportministerin Roselyn Bachelot 2016 dem TV-Sender D8. 2012 hatte Nadal wegen einer Knieverletzung über ein halbes Jahr ausgesetzt.

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Die 69-Jährige ging sogar noch einen Schritt weiter und griff den Tennis-Weltverband ITF an. "Wenn ein Tennisspieler mehrere Monate lang aussetzen muss, liegt das daran, dass er positiv auf Doping getestet wurde und dies vertuscht werden soll." Das sei laut Bachelot nicht immer so, aber schon einige Male vorgekommen. Nadals Trainer und Onkel Toni Nadal kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Französin prüfen zu lassen.

Turnierdirektor: "Wurde keine Regel für Maria verbogen"

Bei Sharapova blieb es jedoch nicht bei Vorwürfen, sie hat nun eine offizielle Sperre abgesessen, ihren Fehler eingestanden. Darauf und auf das Urteil des CAS berufen sich nun auch die Stuttgarter Verantwortlichen.

"Das CAS befand, sie habe einen Fehler gemacht. Sie ist in diesem Sinne ausdrücklich nicht als Betrügerin bezeichnet worden", erklärte Turnierdirektor Günthard der SZ. Sie habe ihre Schuld öffentlich sofort eingestanden und die Verantwortung dafür übernommen: "Diese Punkte sind Gründe genug, dass sie zurückkommen darf."

Dass Sharapova das Turniergelände erst nach Ablauf ihrer Sperre am Mittwoch betreten darf, sei kein Problem. "Im letzten Jahr hatten wir am Mittwoch fünf Erstrundenspiele. Es wurde keine Regel für Maria verbogen."

Auch die Wildcard-Vergabe sei stichhaltig. "Barbara Rittner selbst hat ja etwas angesprochen, was so falsch nicht ist. Sie sagte, vielleicht hätten die Deutschen besser spielen sollen, dann hätten sie keine Wildcard gebraucht. Wir haben noch eine zweite Wildcard. Diese wird eine Deutsche erhalten."

Rittner gibt Wildcard zurück

Genau um die gab es vergangene Woche im Vorfeld des Fed Cups Wirbel. Bundestrainerin Rittner gab die Wildcard offiziell zurück, weil sie nicht den Richter über ihre Schützlinge spielen wollte. Bei der Pressekonferenz zum Match gegen die Ukraine, das am Wochenende als Großereignis vor dem Großereignis auf dem Centre Court des Porsche Grand Prixs dank einer bockstarken Julia Görges gewonnen wurde, erklärte sie: "Das ist absurd, dass ich mich zwischen Julia Görges und Laura Siegemund entscheiden soll."

Anders als in der Vergangenheit wollte sie nicht über die zweite verfügbare Wildcard entscheiden. "Das sollen Anke Huber und Markus Günthardt machen", sagte Rittner, die sich bereits vor Wochen kritisch zum Umgang mit Sharapova in Stuttgart geäußert hat.

Die gaben Lokalmatadorin und Vorjahresfinalistin Laura Siegemund den übrig gebliebenen Startplatz. Dass Görges, die sich für ihre Nationalmannschaft opferte und zur gefeierten Heldin wurde, keine Qualifikation spielen durfte und als Siegerin von 2011 nun komplett fehlt, stößt einigen Fans übel auf - wird von den Verantwortlichen ob der Strahlkraft Sharapovas aber einkalkuliert.

Sharapova spricht wenig, trainiert viel

Sharapova selbst scheint sich, zumindest nach außen hin, wenig bis gar nicht von diesen Diskussionen beeindrucken zu lassen. Sie spricht wenig, trainiert viel. Im Hintergrund läuft die Marketingmaschinerie fleißig auf Hochtouren. Nur wenige Sponsoren sind abgesprungen. Auch während ihrer Sperre war sie auf ihren sozialen Kanälen präsent. Letzte Woche feierte sie ihren 30. Geburtstag glamourös vor.

Im September erscheint ihre viel beworbene Biographie "Unstoppable", in der sie auch das Thema Doping thematisiert hat. Jetzt richtet sich der Fokus aber aufs Sportliche. Darauf angewiesen wäre sie nicht, die WTA-Tour schon eher.

Eine Gallionsfigur wird nach dem Rückzug von Williams dringend gesucht. Und mit einem langfristigen Duell zwischen Sharapova und Azarenka würden sich die Verantwortlichen der Damen-Tour sicherlich anfreunden können - trotz der dann steigenden Dezibelzahlen.

Maria Sharapova im Steckbrief

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