Kreativität war eines der Merkmale der Spielanlage von Martina Navratilova - neben einem unbändigen Offensivdrang und einer bahnbrechenden Fitness. Dazu der Linkshänder-Aufschlag von der Vorteilsseite, kein Wunder dass die gebürtige Tschechoslowakin während ihrer Karriere 18 Grand-Slam-Titel im Einzel gewinnen konnte.
Bei Agnieszka Radwanska hingegen vermerkt der Lebenslauf in dieser Kategorie eine Null. Der Einzug ins Wimbledon-Finale 2012 blieb das einzige Nah-Major-Erlebnis der Polin, die vor wenigen Tagen ihren Rücktritt vom professionellen Tennissport bekanntgegeben hat.
Novak Djokovic lobt in London
Diese Meldung hat einige KollegInnen überrascht, Novak Djokovic etwa, der aber bei den ATP Finals in London dennoch spontan zu einer Lobeshymne auf Radwanska angesetzt hat. Und bei eben jener ähnliche Attribute festgestellt hat wie Martina Navratilova.
In ihrer Kolumne für die Website der WTA adelt Navratilova Radwanska nämlich zur kreativsten Spielerin ihrer Generation. Radwanska sei ein Widerspruch in sich gewesen: Auf der einen Seite habe sie so viel Vorstellungskraft mit auf den Court gebracht wie kaum eine andere Spielerin. Und sei gleichzeitig dennoch so risikoscheu gewesen, dass sie sich neuen Ideen für ihr Spiel vehement widersetzt hätte.
Navratilova weiß, wovon sie spricht - schließlich hat sie sich ein paar Wochen lang als Coach der Polin versucht.
Radwanska im Training auf Sicherheit bedacht
"Sie wollte keine Fehler machen, nicht einmal im Training", schreibt also Navratilova. "Deshalb hat sie den Ball nie hart geschlagen, wenn sie das Gefühl gehabt hat, sie könnte diesen nicht kontrollieren. Die meisten Spielerinnen sind im Training am kreativsten, versuchen Sachen, die sie normalerweise im Match nicht ausprobieren würden."
Agnieszka Radwanska sei das genaue Gegenteil gewesen. "In Matches hat sie Schläge aus dem Nichts heraus geschlagen, die sie im Training nie gemacht hat. Wenn sie es wirklich musste, war sie die kreativste Spielerin von allen."