Der Tenniszirkus kennt keine Pause. Die Übergänge der Turniere sind fließend. Bestes Beispiel: Dieser Sonntag. Während Rafael Nadal am Nachmittag auf der Asche von Paris seinen 11. Triumph in Roland-Garros feierte, kehrte 600 Kilometer östlich des Spaniers ewiger Rivale Roger Federer auf die Tennisbühne zurück, um auf dem satten Grün in Stuttgart die Rasensaison einzuläuten.
Um 17 Uhr Ortszeit fuhr der Shuttle mit dem MercedesCup Turnierdirektor Edwin Weindorfer und dem Schweizer Superstar an Bord auf der Anlage des Tennis Club Weissenhofs vor. Bereits mehrere Fans hatten die Spur aufgenommen und empfingen ihr Idol standesgemäß mit Beifall, Autogramm-und Selfie-Wünschen.
Aufgalopp mit Kohli
Mehrere Hundert Zuschauer fanden sich schließlich zum ersten Training des "Swiss-Maestro" auf dem Center-Court ein, um Federers freiwillige, circa 80-tägige Auszeit von der Tour offiziell für beendet zu erklären.
Anfangs noch mit Nieselregen begleitet nahm sich der achtmalige Wimbledonsieger im traditionellen Nike-Outfit zusammen mit Philipp Kohlschreiber einer ersten Trainingseinheit an. Grundlinie, Volleys und Aufschläge waren Teil des Aufgalopps, genug um ein erstes "Feeling" für den Rasen zu bekommen. Auch für eine beidhändige Rückhand oder den ein oder anderen Scherz blieb Zeit. Als schließlich die Sonne in die Schwabenmetropole zurückkehrte ging es auch noch um Punkte.
"Der Rasen sieht nicht nur gut aus, er ist auch sehr gut bespielbar," lautet schließlich das fachmännische Fazit Federers nach der knapp einstündigen Practice-Session. Kurz äußerte er sich auch noch zu seinen Aktivitäten abseits des Courts in den letzten Wochen. "Meine Frau ist 40 geworden, da haben wir dann eine schöne Zeit mit der Familie verbracht," so Federer, der auch für seine Stiftung unterwegs war.
Youzhny oder Zverev zum Auftakt
Am kommenden Mittwoch greift Federer dann ins Turniergeschehen des mit 729.340 Euro dotierten ATP-250-Turniers ein. Nach einem Freilos in der ersten Runde wird der 36-jährige Schweizer es zum Auftakt entweder mit dem Russischen Qualifikanten Mikhail Youzhny oder Mischa Zverev zu tun bekommen. Fünf Mal standen sich Federer und der deutsche Serve-and-Volley-Spezialist bereits gegenüber, immer mit dem besseren Ende für die ehemalige Nummer eins der Welt.
Diese Statistik beinhaltet auch drei Begegnungen auf Rasen. Zverev, der Federers erste Trainingseinheit auch von der Tribüne verfolgte, konnte keinen einzigen Satz gewinnen - und doch könnte es nach Federers Turnierpause gleich zu einem ersten echten Test gegen den Linkshänder kommen.
Auslosung mit Haas und Pouille
"Mein Name ist auf dem Tableau hier nicht zu sehen. Somit wird er auch nach seinem Auftaktmatch nicht ausscheiden," scherzte Tommy Haas in Anspielung auf seinen letztjährigen Triumph gegen Federer in Stuttgart. Der ehemalige Weltranglisten-Zweite aus Deutschland fungierte zusammen mit dem französischen Titelverteidiger Lucas Pouille als Glücksfee bei der Auslosung des Hauptfeldes am Samstagnachmittag in der Innenstadt.
"Das erste Match nach einer langen Pause ist zwar nie einfach, aber Roger wird perfekt vorbereitet und topmotiviert nach Stuttgart kommen", meinte Haas
Zwei rein deutsche Duelle zum Auftakt
In der ersten Runde des MercedesCups kommt es außerdem zu zwei rein deutschen Duellen.
"Struff gegen Molleker ist zumindest für mich das interessanteste Match in der ersten Runde," erklärte Haas und fügte hinzu: "Der Sieger wird auf meinen Schützling treffen. Deshalb werde ich mir dieses Match auch bestimmt ansehen. Struff hatte bereits letztes Jahr hier gegen Pouille gespielt und sogar einen Matchball gehabt. Es wird also keineswegs eine leichte Aufgabe für Lucas werden."
Florian Mayer wird es bereits am Montag mit Yannick Maden zu tun bekommen. Ein eigentlich drittes deutsch-deutsches Duell musste allerdings abgesagt werden, da Peter Gojowczyk zu seiner Erstrundenpartie gegen Maximilian Marterer nicht antreten kann. Gojowczyk musste aufgrund einer Hüftverletzung vom Turnier zurückziehen. Er wird vom kroatischen Lucky Loser Viktor Galovic ersetzt.