Graue Theorie zwar, aber eigentlich hätten sich Dominic Thiem und Maximilian Marterer schon bei den French Open auf dem Spielfeld begegnen können. Der junge Deutsche hatte in der Qualifikation gegen Simone Bolelli ein starkes Match gezeigt, Davis-Cup-Chef Michael Kohlmann in Marterer eigentlich den besseren Spieler gesehen. Durchgesetzt hatte sich am Ende der routinierte Italiener, der wiederum in der zweiten Runde des Haupt-Wettbewerbs Dominic Thiem unterlag.
Bei den Gerry Weber Open ist es an diesem Montag indes so weit, nicht vor 17:30 Uhr werden Thiem und Marterer auf dem Center Court in Halle/Westfalen um den Einzug in die zweite Runde spielen. Die Rollenverteilung ist klar: Österreichs bester Spieler ist an Position zwei gesetzt, Marterer, aktuell auf Platz 122 der Welt, geht als Außenseiter ins Rennen. Der allerdings bereits zwei Matches vor Ort in den Beinen hat, in der Qualifikation in Runde eins Denis Istomin, den Djokovic-Bezwinger von Melbourne, in zwei Sätzen besiegte.
Stetige Verbesserung
Dominic Thiem will seinen Groove auf Rasen 2017 erst finden, er wird den Auftritt von Roger Federer in Stuttgart interessiert verfolgt haben. Der "Maestro" musste sich nach gutem Beginn Tommy Haas in drei Sätzen geschlagen geben, sucht nun als Topfavorit in Halle seine Form auf Rasen. Natürlich: Im Gegensatz zum Schweizer hat sich Thiem nur eine etwas mehr als einwöchige Pause gegönnt, trainiert seit Freitag auch schon vor Ort.
Maximilian Marterer hat sich seit vergangenem Herbst kontinuierlich verbessert, in der Weltrangliste Stück für Stück nach vorne gearbeitet - in erster Linie über solide Ergebnisse auf der Challenger-Tour. In Budapest hatte sich Marterer für das Hauptfeld qualifiziert, war in Runde eins Martin Klizan unterlegen. Für die BMW Open erhielt der 22-Jährige, der in der Tennisbase in Oberhaching trainiert, eine Wildcard, musste sich zum Auftakt Hyeon Chung geschlagen geben. Zuletzt in Stuttgart war Marterer ebenfalls ein Platz im 28er-Tableau garantiert worden, die Leistung bei seiner Drei-Satz-Niederlage gegen Steve Johnson fiel sehr ansprechend aus.
Doppel mit "Kohli"
Marterer hat seinen Rhythmus in der Tenniswelt etwas später gefunden als etwa der Koreaner Chung. Die Stärken des Linkshänders liegen beim Aufschlag und in der Vorhand, die Intensität im Training genügt erst in der jüngeren Vergangenheit den Ansprüchen eines ambitionierten Profispielers. Für die überstandene Qualifikation in Halle werden Maximilan Marterer jedenfalls 20 Punkte für die ATP-Weltrangliste gutgeschrieben, kleine Schritte auf dem Weg unter die besten 100 Spieler der Welt.
Dort ist Dominic Thiem längst angekommen, der 23-Jährige hat sich unter den Top Ten festgespielt. Im vergangenen Jahr war Thiem in Halle im Halbfinale dem späteren Sieger Florian Mayer unterlegen, die Punkte dafür sind in der aktuellen Weltrangliste schon nicht mehr enthalten. Um sein Konto aufzubessern müsste Thiem wieder mindestens die Vorschlussrunde erreichen, eben dort könnte ein Treffen mit Kumpel Alexander Zverev warten. Im Doppel hat der Lichtenwörther mit Philipp Kohlschreiber genannt, zur Gewöhnung an die Bedingungen auf Rasen ist jedes Wettspiel Recht. Gegen Maximilian Marterer wird Dominic Thiem gewarnt sein - und geht dennoch als Favorit ins Match.
Hier die Ergebnisse von den Gerry Weber Open: Einzel, Einzel-Qualifikation, Doppel
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Die aktuelle ATP-Weltrangliste