Wimbledon: Novak Djokovic - Renaissance auf der berühmtesten Grand-Slam-Bühne

Novak Djokovic ist endgültig zurück
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Novak Djokovic spielt am Sonntag gegen Kevin Anderson (ab 15 Uhr im LIVETICKER) um seinen vierten Wimbledon-Titel. Das Halbfinale gegen Rafael Nadal wird als "Instant Classic" in die Tennisgeschichte eingehen.

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Von Jörg Allmeroth aus Wimbledon

Er steckte noch vor ein paar Monaten tief in der Krise, der ehemalige Beherrscher der Tennis-Welt. Doch ausgerechnet auf der berühmtesten Grand-Slam-Bühne erlebt die Renaissance von Novak Djokovic nun ihren vorläufigen Höhepunkt: In einem der großen Allzeit-Klassiker im All England Club bezwang Djokovic seinen ewigen Rivalen Rafael Nadal am Samstagnachmittag mit 6:4, 3:6, 7:6 (9), 3:6 und 10:8.

Der 31-jährige Serbe, gegenwärtig die Nummer 21 der Welt, verwandelte seinen zweiten Matchball nach fünf Stunden und 15 Minuten, es war das zweitlängste Halbfinale der Wimbledon-Geschichte, einen Tag nach dem 6:35-Stunden-Marathon zwischen Kevin Anderson und John Isner. Die Partie war am Freitag nach drei Sätzen unterbrochen worden. Nun kämpft Djokovic gegen Anderson um seinen vierten Wimbledon-Titel.

Djokovic hatte Kurs und Konzept verloren

"Ich hoffe, wir können am Sonntag einigermaßen auf den Beinen stehen", sagte Djokovic, "es ist schon ein unglaublicher Moment für mich jetzt, nach dieser schwierigen Zeit." Djokovic hatte nach den French Open 2016, dem Moment, in dem er seinen letzten noch fehlenden Grand-Slam-Titel gewonnen hatte, völlig Kurs und Konzept und auch seine engsten Berater verloren, auch Boris Becker, den Cheftrainer.

Im Frühling hatte er allerdings wieder seinen früheren Weggefährten Marijan Vajda an seine Seite geholt und sich langsam an die Weltspitze zurückgefightet. Mit Anderson, dem Finaldebütanten hier im Londoner Südwesten, verbinden sich für Djokovic angenehme Erinnerungen, denn er gewann zwei vorherige Partien an der Church Road, darunter auch ein erinnerungswürdiger Comebackerfolg im Achtelfinale 2015 nach 0:2-Satzrückstand. Djokovic muss trotz des Zwei-Tages-Einsatzes als klarer Favorit gelten.

Boris Becker - "Das Tennis zurückgekommen"

Nadal und Djokovic hatten sich schon am ersten Tag ihres Zweiteilers ein artistisches Duell voller Finten und Finessen, aber auch mit unglaublicher Dynamik und Wucht geliefert. Es wirkte auf die Centre-Court-Gemeinde wie eine Erholung nach dem sechseinhalbstündigen Schlaggewitter, das die Marathonkämpfer Anderson und John Isner zuvor auf der Hauptwiese des All England Club produziert hatten.

"Das Tennis ist auf dem Centre Court angekommen. Oder besser: Zurückgekommen", kommentierte am BBC-Mikrofon Altmeister Boris Becker. Besonders der Tiebreak im dritten Satz mit seiner turbulenten Dramaturgie riß die Fans förmlich von den Sitzen, hin und her wogten die Vorteile, Satzbälle kamen und gingen für beide Superstars - ehe sich dann Djokovic dann diesen Durchgang und einen 2:1-Satzvorsprung holte.

Keine vergleichbare Situation in Wimbledon

Weiter konnte es allerdings nicht gehen für die beiden Spitzenkräfte, für das Duo aus der berühmten Big Four-Gruppe, denn ab 23 Uhr gilt sozusagen Sperrstunde für das Tennis-Unternehmen Wimbledon. Als die Turniermacher vor knapp einem Jahrzehnt ihr Centre Court-Dach installierten, mussten sie den Anliegern aus dem Distrikt Merton versprechen, nicht länger als eben bis eine Stunde vor Mitternacht den Tennisbetrieb aufrechtzuerhalten.

Eine vergleichbare Situation wie an diesem Freitag und Samstag gab es allerdings noch nie seit der Einführung des mobilen "Regen-Schirms" über dem Centre Court. Wobei das Dach in diesem Fall nur genutzt wurde, um das Flutlicht einschalten zu können - Regen gab es keinen, so wie auch an fast allen anderen Tagen dieser sonnigen Grand-Slam-Festspiele 2018.

Zeit für eine Reform

So richtig in Ordnung kam der eigentlich heilige Ablaufplan für die letzten Turniertage dann auch am Samstag nicht. Djokovic und Nadal gingen in den fünften Satz hinein, Serena Williams und Angelique Kerber mussten in die Warteschleife - und vielleicht freute das alles nur einen gewissen Kevin Anderson, den Ausdauerkünstler aus Südafrika.

"Dass das andere Halbfinale verschoben werden musste, ist eine kleine Entschädigung, ein Ausgleich für uns", sagte Andersons Trainer Brad Stine, "aber es wird Zeit, dass es eine Reform im Regelwerk gibt. So ein Match wie am Freitag mag doch in Wirklichkeit keiner."

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