Ein Geschenk Gottes: Vor 50 Jahren gewann Arthur Ashe die US Open

Von SID/tennisnet
Arthur Ashe, US Open
© getty

Arthur Ashe war mehr als ein Tennis-Champion. Vor 50 Jahren gewann er als erster Schwarzer den Titel im Herreneinzel bei den US Open und setzte sich fortan für Bürgerrechte und gegen Armut ein.

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Dieses Stadion ist Größenwahn. Ein Protzbau, wuchtig und aufdringlich thront es über der Landschaft, es hat rein gar nichts mit seinem Namensgeber gemein. Arthur Ashe, so steht es auf der Gedenktafel in Flushing Meadows, war "ein Mann von einzigartiger Anmut", ein "Champion mit außergewöhnlichem Talent". Ein Spieler mit einem Vermächtnis, das weit über Tennis hinausreicht.

In den USA halten sie große Verdienste von Sportlern gerne überdimensional in Ehren, also trägt die größte Tennis-Arena der Welt seinen Namen, davor steht eine Statue von ihm. Vor 50 Jahren triumphierte Ashe als erster Schwarzer im Herreneinzel der US Open in New York, der Junge aus den Südstaaten wurde im "Weißen Sport" zur Ikone und bekämpfte mit seiner Popularität Diskriminierung und Armut auf der ganzen Welt.

Beim Landeanflug auf Johannesburg hatte Ashe "Tränen in den Augen"

"Er tat das jedoch nie aggressiv", erzählt der frühere deutsche Davis-Cup-Spieler Hans-Jürgen Pohmann im Gespräch mit dem SID, "Ashe tat es mit seiner Persönlichkeit. Seine Menschlichkeit und seine Fairness zeichneten ihn aus." Noch heute läuft es Pohmann kalt den Rücken runter, wenn er an eine gemeinsame Reise nach Südafrika zur Zeit der Apartheid denkt. "Es war das emotionalste Erlebnis meiner Tenniskarriere", sagt er.

Im Landeanflug auf Johannesburg habe Ashe seine Hand genommen, "er hatte Tränen in den Augen", erzählt Pohmann. Die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung konnte Ashe, damals Wimbledonsieger, nicht ertragen, der sonst so sanftmütige Mann ließ sich zu der Aussage hinreißen, man müsse eine Atombombe auf Johannesburg werfen. "Noch bei der Passkontrolle hat er am ganzen Körper gezittert", sagt Pohmann. Auf dem Tennisplatz jedoch fand Ashe seinen Mut wieder.

Ashe reckte die Faust in den Himmel: "Black Power"

Nach einem Sieg jubelte er mit den wenigen schwarzen Fans, die im Stadion durch einen Zaun von den weißen Zuschauern getrennt waren. Als Geste der Unterstützung reckte Ashe die rechte Faust in den Himmel. Black Power - das Zeichen der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Seine Witwe Jeanne Moutoussamy Ashe sagte einst, ihrem Mann habe nie viel daran gelegen, in die Tennisgeschichte einzugehen: "Aber das Spiel gab ihm eine Plattform, über die Themen zu reden, die ihm sehr am Herzen lagen."

Nach den US Open 1968, im Finale gegen Tom Okker, gewann Ashe auch noch in Wimbledon 1975 (gegen Jimmy Connors) und bei den Australian Open 1970 (gegen Dick Crealy) den Titel. Er tat dies derart elegant, dass er überall ein gern gesehener Gast war. Sogar in Südafrika sagten die weißen Gutsherren über Ashe, daran erinnert sich Pohmann: "So schwarz, wie wir dachten, ist er ja eigentlich gar nicht." Die schwarzen Südafrikaner gaben Ashe in der Zulu-Sprache den Namen Sipho - ein Geschenk Gottes.

Die Williams-Ära wäre ohne die Ikone kaum möglich gewesen

Mit 49 Jahren starb Ashe am 6. Februar 1993. Nach einigen Herzoperationen hatte er sich vermutlich durch eine Blutkonserve mit HIV infiziert. Sein Schaffen wirkt nach, auch im Tennis. Zwar folgte ihm bislang nur Yannick Noah 1983 in Paris als schwarzer Grand-Slam-Sieger, doch wäre die Ära der Williams-Schwestern im Frauentennis ohne Ashe kaum möglich gewesen.

"Zunächst ist es ein gigantisches Stadion", sagte Serena Williams in der BBC-Dokumentation "Arthur Ashe - mehr als ein Champion", gleichzeitig sei da jedoch die Geschichte eines Mannes, "der so viele Barrieren eingerissen und so viel für schwarze Menschen im Sport getan hat". Ashe habe sie motiviert, sagt Williams, "durch ihn habe ich die Möglichkeit, Tennis zu spielen. Durch ihn versuche ich besser zu sein. Für ihn."

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