Martina Navratilova hat dieser Tage auch andere Dinge als Tennis auf ihrer Agenda - zumindest, wenn man die Aktivitäten der legendären Linkshänderin in den sozialen Medien verfolgt. Da regiert die Sorge über die aktuelle US-amerikanische Tagespolitik die Timeline der bekannt meinungsstarken 18-fachen Major-Siegerin. Langzeit-Rivalin und Freundin Chris Evert hingegen macht sich auf ESPN um die Analysen der Damen-Matches verdient, ebenso als Kommentatorin.
Und Monica Seles? Hält sich wie schon seit Jahren im Hintergrund. Martina Navratilova hat sich für die Website der WTA Zeit genommen, ihre Einschätzung hinsichtlich des Endspiels bei den Damen gegeben. Quintessenz: Naomi Osaka muss das beste Match ihre Lebens liefern.
Dabei werden angesichts des Generationen-Duells zwischen Serena Williams und Osaka Erinnerungen wach an das US-Open-Finale von 1991: Damals forderte die erst 17-jährige Seles die doppelt so alte Navratilova. Oder andersrum. Schließlich ging Seles als Nummer zwei hinter Steffi Graf in das Turnier, Navratilova war im Herbst ihrer Karriere immer noch an Position fünf gesetzt. Am Ende setzte sich die Jüngere durch, für Seles war es zu jenem Zeitpunkt bereits der vierte Erfolg bei einem Major. Navratilova hatte Graf im Halbfinale in drei Sätzen besiegt.
Safin gewinnt US Open als Außenseiter
Der Altersunterschied zwischen Serena Williams und Naomi Osaka ist nun ähnlich frappierend. 16 Jahre Lebens- und Tenniserfahrung hat die 23-fache Grand-Slam-Siegerin ihrer Kontrahentin voraus, der größte Altersunterschied in einem Finale der US Open seit jener Affäre zwischen Seles und Navratilova vor 27 Jahren.
"Es sollte ein großartiges Finale werden", erklärte Navratilova nun auch noch am Donnerstag. "Was für ein Kontrast hinsichtlich der Persönlichkeiten, Kulturen und des Alters."
Die Favoritenrolle liegt wohl eher bei Serena, die sich seit dem einzigen Treffen mit Osaka in Miami von Match zu Match gesteigert hat. Gerade die US Open haben in den Endspielen aber auch schon Favoriten sterben - und neue Sterne aufgehen sehen: 2000 etwa, als Marat Safin den neun Jahre älteren Pete Sampras vom Platz schoss.
Navratilova und Seles in der Hall of Fame
Monica Seles Stern ist indes am weiteren Steigen gewaltsam gehindert worden, 1993 in Hamburg. Ihr Comeback bestritt die gebürtige Jugoslawin in einem Schaukampf gegen Martina Navratilova, an die Dominanz der frühen Jahre konnte Seles nicht mehr anschließen. Nach ihrer Rückkehr gewann die gebürtige Jugoslawin noch einmal die Australian Open, bestritt 2003 in Roland Garros ihr letztes Match.
Mit Martina Navratilova verbindet Monica Seles die Mitgliedschaft in der International Tennis Hall of Fame. Dass Serena Williams dort ihren Platz sicher hat, steht außer Frage. Naomi Osaka könnte am Samstagnachmittag in New York City einen ersten Aufnahmeantrag stellen.