Im Bauch des Arthur Ashe Stadiums prasselte die Lobeshymnen nur so auf Dominic Thiem hinein. Trost gab es von Freundin Kristina Mladenovic, der der nervenauftreibende Fünfakter in einer denkwürdigen und schwülen New Yorker Nacht sichtlich an die Nieren gegangen war.
"Tennis kann grausam sein", sagte Thiem nach dem 6:0, 4:6, 5:7, 7:6 (7:4), 6:7 (5:7) tapfer und meinte: "Dieses Match wird mir sicher für immer in Erinnerung bleiben. Ich denke, dass die Partie heute nicht wirklich einen Verlierer verdient hat". Und keiner mochte dem French-Open-Finalisten von 2018 widersprechen, der im 24-minütigen ersten Satz Tennis von einem anderen Stern spielte.
Lob von McEnroe: Thiem spielte wie sonst Nadal
Das sah auch ein Großer so: "Thiem macht das mit Nadal, was Nadal sonst mit seinen Gegnern macht", stellte der viermalige US-Open-Sieger und ESPN-Experte John McEnroe im Auftaktdurchgang fest und war zudem von der Fitness des Weltranglistenneunten schwer angetan: "Ganz stark!"
"Domi" hatte sich bei der Pressekonferenz schon wieder gefasst und analysierte um Viertel vor drei Uhr in der Nacht treffend: "Ich würde sagen, das war das erste wirklich epische Match, das ich gespielt habe. Ich habe einige gute davor gespielt, aber nicht so lange, und nicht so lange gegen die besten Leute auf Grand-Slam-Ebene", erklärte Thiem. Er sei "glücklich", dass ihm das zum ersten Mal gelungen sei, "auch wenn es in die falsche Richtung gegangen ist."
Nadal: "Am Ende war es auch eine Frage des Glücks"
Auch Titelverteidiger Nadal, der Thiem nach dem Matchball lange an sich gedrückt hatte, zog seinen Hut vor dem 24-Jährigen. "Er hat alles dafür gemacht, das Match zu gewinnen, aber ich auch", betonte Nadal, der in Flushing Meadows nie zuvor so lange auf dem Platz gestanden hatte: "Am Ende war es auch eine Frage des Glücks, und das hatte ich auf meiner Seite. Es war ein großartiges Match in einer großartigen Atmosphäre."
Thiem-Coach Günter Bresnik urteilte über den ersten Satz seines Schützlings: "Super!", meinte aber auch: "Im Endeffekt war es enttäuschend, dass er den dritten Satz nicht ausserviert hat - und dann gleich noch ein Break zum 7:5 kassiert." Alles in allem aber habe Thiem "gut" gespielt, sagte Bresnik, der speziell mit der Rückhand des Lichtenwörthers zufrieden war: "Da hat er heute wirklich viele Winner geschlagen."