Ein Blick auf die Anzeigetafel hilft manchmal bei der Einschätzung der eigenen Chancen: Als sich also Gael Monfils nach knapp eineinhalb Stunden den aktuellen Spielstand von 3:6, 3:6 gegen Rafael Nadal genauer ansah, muss dem Franzosen schon klar gewesen sein, dass er auf verlorenem Posten stand. Nur einmal in in seiner grandiosen Karriere hat Nadal einen Zwei-Satz-Vorsprung aus der Hand gegeben, in Indian Wells dereinst im Finale gegen Roger Federer.
Dass Monfils in der Tat an einen Sieg gegen die spanische Nummer eins geglaubt hatte, war indes ohnehin nur in wenigen Momenten dieses Achtelfinal-Matches zu spüren, Mitte des zweiten Satzes etwa, als er Nadal zum 3:3 dessen Aufschlag abnahm - um im nächsten Spiel sofort wieder seinen eigenen abzugeben. In weiten Teilen erinnerte die Vorstellung Monfils´ an seinen Auftritt bei den US Open im vergangenen Jahr, als er im Halbfinale gegen Novak Djokovic herzlich lustlos begann und chancenlos seinen Abschied nahm.
Lieblingsgegner
Rafael Nadal auf der anderen Seite spielt wie auf einer Mission, nach dem hart erkämpften Erfolg gegen Alexander Zverev kam ihm Monfils gerade recht, in nunmehr 15 Partien ging der Spanier mit dem heutigen Erfolg zum 13. Mal als Sieger vom Platz, zuletzt hatte ihn Monfils 2012 in Doha gebogen. Die Australian Open waren der erste Auftritt der aktuellen Nummer sechs der Welt in der laufenden Kampagne, zuletzt musste sich Monfils bei den ATP World Tour Finals in London bei seinem letzten Match von Ersatzmann David Goffin vertreten lassen.
Nadal hatte da seine Saison schon lange beendet, sich früh in seiner Akademie auf die 2017 anstehenden Aufgaben vorbereitet, auch mit Carlos Moya, der Ende letzten Jahres zum Betreuerteam des 14-fachen Major-Siegers gestossen war. Im Gegensatz zum Match gegen Zverev versuchte sich der Mallorquiner in einer offensiveren Rolle, diktierte die Ballwechsel vor allem bei eigenem Aufschlag.
Spätes Hurrah
2009 hat Nadal in Melbourne reüssiert, bis dato sein einziger Erfolg beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Eine Wiederholung acht Jahre lässt sich auch nach den Erfolgen gegen Zverev und Monfils durchaus diffizil an, in der Runde der letzten Acht wartet Milos Raonic, gegen den Nadal vor zwei Wochen in Brisbane noch verloren hatte. Der Kanadier wirkt im Turnierverlauf nicht unantastbar, aber von wem lässt sich das schon sagen?
Gael Monfils jedenfalls hat ab dem dritten Satz noch einmal alles versucht, sich öfters der Aufschlag-Volley-Variante angenommen, sich den dritten Abschnitt etwas überraschend geholt. Und im vierten Satz sogar mit 4:2 geführt. Der abschließende Blick auf die Anzeigetafel hat allerdings nur das bestätigt, was schon nach zwei Sätzen absehbar war: 3:6, 3:6, 6:4 und 4:6.