Barbara Schett-Eagle im Interview: "Da fühle ich mich persönlich angegriffen"

Von Lukas Zahrer
Barbara Schett spricht im Interview mit tennisnet über die Gleichberechtigung im Profitennis.
© GEPA

Barbara Schett-Eagle ist bis heute die erfolgreichste Tennisspielerin Österreichs. Die Innsbruckerin zählte sowohl im Einzel als auch im Doppel zu den zehn besten Profis der Welt und berichtet heute regelmäßig für Eurosport von den Grand-Slam-Turnieren. Im Interview mit tennisnet spricht die dreifache WTA-Turniersiegerin im Einzel über ihr Engagement als TV-Expertin und über die Beziehung von Dominic Thiem mit Kristina Mladenovic.

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Außerdem erklärt Schett-Eagle, warum derzeit keine österreichische Dame in der Weltspitze zu finden ist, wie sie selbst versucht, dies zu ändern, und was sie an der Diskussion um die Gleichberechtigung im Profitennis ärgert.

tennisnet: Frau Schett-Eagle, Sie sind seit einigen Jahren TV-Expertin bei Eurosport. Wie ist es zu diesem Engagement gekommen?

Barbara Schett-Eagle: Zum Ende meiner aktiven Karriere suchte ich nach einem Weg, den ich nach meinem Rücktritt einschlagen könnte. So kam ich zu einigen Auftritten als Gastkommentatorin, diese Schiene hat mir sehr gefallen. Anfang 2005 - nach meinem letzten Turnier - kam dann der Anruf, ob ich nicht zusammen mit Mats Wilander ein Format bei Eurosport übernehmen möchte.

tennisnet: Mittlerweile sind die Übertragungen beeindruckend professionell aufgezogen.

Schett-Eagle: Aber zu Beginn waren wir bei den Grand Slams nur mit einem Mini-Team vor Ort (lacht). Ganze fünf Leute waren dabei: Ein Journalist, ein Kameramann, ein weiterer Helfer und eben Mats und ich. Über die Jahre sind wir zunehmend gewachsen, und durch die Übernahme von Discovery vor drei Jahren ist die Produktion heute riesengroß. In Paris waren wir beispielsweise 100 Leute.

tennisnet: Es war Ihnen also schon zu aktiven Zeiten wichtig, sich einen Plan für die Tennis-Pension zurechtzulegen.

Schett-Eagle: Ich bin ein strukturierter Mensch, der nicht darauf wartet, bis mir Sachen in den Schoß fallen. Es ist toll, dass meine Zeit bei Eurosport mittlerweile schon länger dauert als meine Karriere als Tennisspielerin. Zudem bin ich Botschafterin des WTA-Turniers in Linz und Markenbotschafterin von JUVENA und SÜBA AG. Das ist ein sehr variables Tätigkeitsfeld, hält einen frisch und macht großen Spaß. Eine Eintönigkeit würde man als ehemalige Leistungssportlerin eh kaum aushalten. (lacht)

Barbara Schett-Eagle: Einzel-Turniersiege auf der WTA-Tour

JahrTurnierBelagFinalgegnerinErgebnis
1996PalermoSandSabine Hack (GER)6:3, 6:3
1997Maria LankowitzSandHenrieta Nagyova (SVK)3:6, 6:2, 6:3
1997KlagenfurtSandPatty Schnyder (SUI)5:7, 6:4, 6:4

tennisnet: Gibt es im Zuge ihrer Expertentätigkeit eine Spielerin, die sie besonders gerne interviewen?

Schett-Eagle: Im Gespräch mit Andrea Petkovic ist immer etwas Witziges dabei. Die meisten Damen stehen heute aber nur Frage und Antwort, es gibt nicht wirklich ein Scherzkeks, das heraussticht. Da geht es bei den Herren ein bisschen lustiger zu. Simona Halep beispielsweise ist irrsinnig lieb, würde aber on air nie einen Lachkrampf bekommen.

tennisnet: Halep hatte aber vor wenigen Wochen in Paris gut Lachen, als sie die Diskussionen, ob Sie eine würdige Nummer eins sei, mit dem Titel beendete.

Schett-Eagle: Sie arbeitet richtig hart, ist gleichzeitig aber sehr selbstkritisch. Ihre Beinarbeit ist einmalig, ihre Konstanz beeindruckend - insgesamt ist sie die kompletteste Spielerin auf der Tour. Daher ist sie wirklich verdient Weltranglistenerste, und ich freue mich, dass sie endlich einen Grand-Slam-Titel gewinnen konnte. Man hat auch gemerkt, was für eine Riesenlast von ihren Schulter gefallen ist.

tennisnet: Wie bewerten Sie die Comebacks der Tennis-Mamas Serena Williams und Viktoria Azarenka?

Schett-Eagle: Sie setzen ein Statement für Frauen, denn es zeigt auf, dass eine Karriere nicht so leicht zu planen ist. Die Schwangerschaft selbst dauert neun Monate, danach braucht man mindestens weitere neun Monate, um sich körperlich wieder halbwegs in Form zu bringen. Es macht zudem einen Unterschied, ob man wie etwa Kim Clijsters mit 20 Jahren ein Kind bekommt, oder aber mit 35. Das ist eine viel größere körperliche Belastung. Aber eine Geburt ist nicht nur eine physische Herausforderung.

tennisnet: Was gibt es darüber hinaus zu beachten?

Schett-Eagle: Auch im mentalen Bereich findet eine Veränderung statt. Du hast nicht mehr zu 100 Prozent Tennis im Kopf, sondern musst dir deine Kraft auch für dein Kind aufteilen. Aber es ist schön, sie beide wieder auf dem Platz zu sehen. Serena hat mit ihrem Catsuit ohnehin ein Statement gesetzt und allen gezeigt, dass sie sich als Mutter, die vielleicht nicht topfit aussieht, nicht verstecken muss.

tennisnet: Ist Williams schon auf einem Niveau, mit dem sie für den Titel in Wimbledon in Frage kommt?

Schett-Eagle: Serena hatte ja eine wahre Horror-Geburt. Sie muss sich einfach noch Zeit geben, damit ihr Körper zu 100 Prozent bereit ist. Ihr Match gegen Julia Görges bei den French Open hat mir schon imponiert. Zu viel Zeit darf sie sich nicht nehmen, aber ich glaube, dass sie für Wimbledon wieder ganz gut drauf sein kann. Ihr großes Ziel ist ein weiterer Grand-Slam-Titel. Rasen ist sicherlich auch ihr bester Belag, um noch einmal richtig zuzuschlagen. Ich bin gespannt, ob sie in Wimbledon einen weißen Catsuit trägt (lacht).

Barbara Schett-Eagle: "Die Menschen sehen nur das Preisgeld"

tennisnet: Befindet sich das Damentennis im Allgemeinen Ihrer Meinung nach auf dem richtigen Weg?

Schett-Eagle: Es gab Jahre, in denen im Vorfeld von Grand Slams klar war, dass sich Serena wohl den Titel holen wird. Viele machen sich schon Gedanken, was nach ihrem Rücktritt passiert. Diese Bedenken gibt es bei den Männern mit Roger Federer und Rafael Nadal ja auch. Aber es wird eine neue Generation nachkommen, die vielleicht Leute in meinem Alter nicht so polarisiert, weil wir noch die älteren Spielerinnen kennen und live miterlebt haben. Der Tennissport hat eine funktionierende Zuseherschaft, daran wird sich nicht viel ändern. Bei den Damen ist Tennis ohnehin die an Nummer eins geführte Weltsportart, daher glaube ich nicht, dass so viel falsch gemacht wird.

tennisnet: Wimbledon spielt mit dem Gedanken, die Anzahl der Pressemitteilungen des Damen-Feldes an jene bei den Herren anzugleichen. Was halten Sie von dieser Idee?

Schett-Eagle: Ich finde es schön, wenn jemand darauf achtet, aber das ist ein kleiner Teil des Problems. Ich bin die Diskussion schon ein wenig leid, warum Frauen bei Grand Slams dasselbe verdienen wie die Herren, und fühle mich da persönlich auch ein Stück weit angegriffen. Die Menschen sehen nur das Preisgeld und nicht das große Bild: Auf der WTA-Tour gibt es viel weniger hochdotierte Turniere. Die Damen brauchen die Grand Slams, um überhaupt überleben zu können. Sonst wäre der Sport kaum finanzierbar.