NHL

St. Louis Blues - Glorreiche Stanley-Cup-Sieger: Die Wende und der 80er Ohrwurm

SID
Jaden Schwartz und die St. Louis Blues gewannen Spiel 7 bei den Boston Bruins.
© getty

Anfang Januar waren die St. Louis Blues das schlechteste Team in der NHL, jetzt halten sie fast 50 Jahre nach ihrer letzten Finalteilnahme den Stanley Cup in den Händen.

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Ein Gassenhauer aus den 80ern als Kabinenhit, ein schwerkrankes Mädchen als Inspiration und ein beinahe unglaublicher Aufstieg vom Letzten zum Ersten. Der Stanley-Cup-Triumph der St. Louis Blues ist eigentlich zu kitschig, um wahr zu sein. Und doch war eine der größten NHL-Sensationen perfekt, als nach dem 4:1 in Spiel sieben der Finalserie bei den Boston Bruins Helme, Schläger und Handschuhe vor Freude in die Luft flogen.

"Es ist total unwirklich, es ist absolut unfassbar. Ich kann's nicht erklären, es fühlt sich an, als wären wir in einem Videospiel", sagte Blues-Mittelstürmer Brayden Schenn vollkommen überwältigt, und fügte an: "Du träumst als Kind davon, mit dem Stanley Cup zu posieren, ihn hochzustemmen. Das hier ist eine ganz besondere Gemeinschaft, jetzt werden wir's richtig krachen lassen."

Urplötzlich kam die Wende für die Blues - dank "Gloria"

Die St. Louis Blues sind Champion der NHL: Wer am 3. Januar diese Prognose gewagt hätte, wäre nicht belächelt, sondern wahrscheinlich für verrückt erklärt worden. Das Team aus dem Bundesstaat Missouri war damals nach Punkten die schlechteste Mannschaft, hatte bereits Cheftrainer Mike Yeo geschasst und Interimscoach Craig Berube verpflichtet, der die Saison nur mit Anstand zu Ende bringen sollte.

Dann kam urplötzlich die Wende. Fünf Spieler um Torjäger Jaden Schwartz entdeckten in einer Sportsbar den 80er-Ohrwurm "Gloria" von Laura Branigan für sich und entwickelten eine ganz besondere Beziehung zu dem Lied. Der Song lief nach jedem Tor im Enterprise Center, und als der Einzug ins NHL-Finale perfekt war, spielte ihn der Radiosender Y-98 24 Stunden durch. Er wurde zum Symbol.

Und Berube beförderte im Januar das Torhütertalent Jordan Binnington, er sollte sich ohne großen sportlichen Druck entwickeln. Der 25-Jährige brillierte jedoch in ungeahntem Ausmaß, mit ihm im Tor gelang der nicht für möglich gehaltene Einzug in die Play-offs. Dort schalteten die Blues in umkämpften Serien nacheinander Winnipeg (4:2), Dallas (4:3) und San Jose (4:2) aus - mit Binnington und Play-off-MVP Ryan O'Reilly als Schlüsselfiguren.

Die rührende Story der Laila Anderson

"Wir haben es geschafft", sagte Binnington ähnlich fassungslos wie Schenn. Im entscheidenden Spiel parierte er 32 Schüsse, verhinderte akrobatisch im Schlussdrittel den Anschlusstreffer der Bruins, bevor Schenn (52.) und Zach Sanford (56.) im TD Garden für gespenstische Stille sorgten. "Ich kann es kaum erwarten, nach St. Louis zu kommen und mit der ganzen Stadt zu feiern", sagte Binnington.

Die Stadt legte schon vor, in der Blues-Heimstätte und auf den Straßen kannte der Jubel nach drei erfolglosen und lange verblichenen Finalteilnahmen keine Grenzen (1968, 1969, 1970), auch im Busch Stadium, der Heimat der Baseballer aus St. Louis, wurde gebannt mitgefiebert. Der größte Fan des Teams war aber vor Ort in Boston.

Die elfjährige Laila Anderson war zu Spiel sieben eingeladen worden und durfte später auf dem Eis den Cup berühren und küssen. Das Mädchen leidet an Hämophagozytischer Lymphohistiozytose (HLH), einer Erkrankung, bei der der Körper zu viele Immunzellen produziert. "Sie kämpft ihre Schlacht und wir kämpfen unsere. Wir werden uns weiterhin gegenseitig helfen", sagte Verteidiger-Hüne Colton Parayko zu den rührenden Szenen. Nun aber erstmal alle gemeinsam feiern.

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