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NFL - Indianapolis Colts: Jonathan Taylor als Sinnbild für den problematischen Running-Back-Markt

Von Marcus Blumberg
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Jonathan Taylor ist einer der besten Running Backs der NFL. Er hätte gerne einen neuen Vertrag bei den Indianapolis Colts, oder aber einen Trade. Beides wird ihm aktuell verwehrt - das passt ins Bild des schwierigen Marktes für Running Backs. Eine Bestandsaufnahme.

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Der Running-Back-Markt in der NFL ist dieser Tage ein hartes Brot. Selbst Star-Spieler haben es schwer, hochdotierte Verträge zu erhalten. Große Namen wie Saquon Barkley (Giants), der amtierende Rushing-Campion Josh Jacobs (Raiders) oder auch Tony Pollard in Dallas bekamen allesamt den Franchise Tag aufgedrückt. So vermieden ihre Teams im Sommer langfristige Verträge.

Das jüngste Beispiel für einen Running Back, der in der Schwebe hängt, ist Jonathan Taylor von den Colts. In seiner zweiten Saison 2021 holte er sich die Rushing-Krone mit berauschenden Leistungen und 1811 Yards sowie 18 Touchdowns. In der vergangenen Spielzeit jedoch hielten ihn Verletzungen bei elf Einsätzen und einer insgesamt enttäuschenden Saison für die Colts.

Nun hätte Taylor gerne einen neuen Vertrag vor seiner vierten Saison in der NFL. Und das sicherlich aus gutem Grund, zumal man in Indy hohe Stücke hält auf den wohl besten Spieler des Teams - Guard Quenton Nelson und Linebacker Shaquille Leonard dürften nach ihren zahlreichen Verletzungen erstmal etwas brauchen, um diesen Status wieder anzugreifen.

Teammanager Jim Irsay nennt Taylor häufig "etwas Besonderes" und soll einigen ehemaligen Weggefährten wie Peyton Manning während der 2021er Saison euphorisiert geschrieben haben: "Wir haben einen Kerl, der wie Edge läuft." "Edge", das ist Edgerrin James, der ehemalige Colts-Running-Back, der es sogar in die Hall of Fame geschafft hat.

Colts-Besitzer Jim Irsay
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Running Backs in der NFL: "Uns wird niemand vermissen"

Dieser Tage allerdings hört man andere Worte von Irsay, wenn es um Taylor geht. Neulich sagte er zur Perspektive, Taylor vorzeitig einen langfristigen Vertrag zu geben: "Das hat zwar nicht direkt mit der Taylor-Situation zu tun, aber ich bin für alle Spieler des Teams verantwortlich ... Es ist meine Verantwortung, alle fair zu behandeln und sicherzustellen, dass jeder seinen Teil des Salary Cap bekommt. Und das nehme ich nicht auf die leichte Schulter."

Irsay ließ aber auch gegenüber The Athletic wissen: "Wenn ich heute Abend sterbe und Jonathan Taylor nicht mehr in der Liga ist, wird uns niemand vermissen. Die Liga geht weiter. Das wissen wir alle. Die National Football League wird weitergehen. Es ist egal, wer kommt und wer geht - und es ist ein Privileg, ein Teil davon zu sein."

Wer mag dem exzentrischen Colts-Owner da widersprechen? Sein Statement folgte auf ein einstündiges Meeting mit Taylor im Teambus am Rande des Training Camps. Thema des Gesprächs: Eine Trade-Forderung von Taylor ein paar Tage zuvor. Irsay allerdings stellte klar, dass er nicht gewillt sei, Taylor abzugeben. "Wir traden Jonathan nicht. Ende der Diskussion. Nicht heute und nicht im Oktober", schrieb Irsay in einer Textnachricht an Sports Illustrated.

Stand jetzt muss Taylor also für 4,3 Millionen Dollar ins letzte Jahr seines Rookie-Vertrags gehen, anschließend blüht auch ihm der Franchise Tag.

Wo vor einigen Jahren nach dem Rookie-Deal ein fetter Zahltag winkte - Ezekiel Elliott erhielt von den Cowboys 2019 für einen Sechsjahresvertrag 90 Millionen Dollar, davon waren 50 Mio. garantiert -, ist es jetzt deutlich karger geworden. Und da sich der Franchise Tag aus dem Durchschnitt der Top-5-Gehälter auf der Position berechnet, sinkt dieses mittlerweile sogar: 2023 wird der Tag für Running Backs 10,1 Mio. Dollar betragen - nur Special Teamer kassieren noch weniger.

Aus Sicht von Taylor ist das natürlich nicht akzeptabel. Aus diesem Grund wechselte er im Frühjahr auf der Jagd nach einem Deal auch seinen Agenten. Für ihn und seine Zunft geht es ums Gehalt, aber auch um langfristige Sicherheit: In der NFL kann alles schnell vorbei sein, speziell als Running Back. Zu groß ist das Verletzungsrisiko, als dass man sorglos in die Zukunft blicken könnte.

NFL-Saison 2023: Franchise Tag pro Position

PositionGehalt (in Millionen Dollar)
Quarterback32,416
Linebacker20,926
Wide Receiver19,743
Defensive End19,727
Defensive Tackle18,397
Offensive Lineman18,244
Cornerback18,140
Safety14,460
Tight End11,345
Running Back10,091
Kicker/Punter5,393
Terrell Davis von den Denver Broncos war im Januar 1998 der letzte Running Back, der zum Super-Bowl-MVP gewählt wurde.
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Running Backs in der NFL sind austauschbar

Doch aus Teamsicht kann man den Colts eben auch keinen großen Vorwurf machen. Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass vor allem eindimensionale Running Backs keinen sonderlich großen Unterschied machen, was das Spiel und die Effizienz einer Offense angeht.

Ihre Production ist statistisch gesehen nämlich zum Großteil austauschbar, so hart das auch klingen mag. Im Vorjahr mussten die Cincinnati Bengals zwei Spiele ohne Star-Rusher Joe Mixon ran, in den Wochen 11 und 12. Sein Backup Samaje Perine sprang ein und legte ohne Probleme 93 und 155 Scrimmage Yards hin - und Mixon musste in der Offseason eine Gehaltskürzung um fast fünf Millionen Dollar schlucken. Die Kansas City Chiefs mussten ihrerseits in der entscheidenden Saisonphase auf ihren einstigen Erstundenpick Clyde Edwards-Helaire verzichten, nur um anschließend mit Veteran-Free-Agent Jerick McKinnon und Siebtrundenpick Isiah Pacheco den Super Bowl zu gewinnen.

Es ist schon einige Jahre so, dass die erfolgreichen Teams keine großen Ressourcen auf Running Backs verwenden. Umgekehrt gingen die Franchises mit fetten Running-Back-Verträgen konstant leer aus, was zumindest nicht für clevere Kaderplanung spricht. Man denke an den Vertrag für Zeke Elliott, frühzeitig und ohne Not ausgehändigt. Nicht nur warten die Cowboys weiter auf nennenswerten Playoff-Erfolg seit Mitte der 90er Jahre, sie werden auch in den Saisons 2023 und 2024 Dead Money aus dem damaligen Deal mitschleppen.

Für Taylor, für den es Gerüchten zufolge durchaus Interessenten auf dem Trade-Markt geben soll, bleibt Stand jetzt wohl nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und sein letztes Vertragsjahr zu spielen.

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Running Backs in der NFL: Warum Jonathan Taylor wohl spielen muss

Das Aussitzen und "Boykottieren" der Saison, um den Druck auf die Colts zu erhöhen, würde für ihn doppelt teuer werden: Zum einen könnten ihn die Colts mit hohen Geldstrafen belegen. Zum anderen würde ihm die Saison nicht angerechnet werden, womit er im kommenden Jahr Restricted Free Agent wäre. Die Colts müssten also nur einen RFA Tender verwenden, um ihn weiter zu kontrollieren. Ein solcher ist einige Millionen Dollar günstiger als ein Franchise Tag.

Aktuell kuriert Taylor eine Knöchelverletzung aus, allerdings nicht im Training Camp. Laut ESPN hofft er immer noch auf einen Trade, am Standpunkt der Colts hat sich allerdings nichts geändert.

Es ist wahrlich keine einfache Situation für Running Backs. Besonders nicht für solche, die individuell aus der großen Anzahl an fähigen Spielern herausragen und entsprechend höhere Ansprüche haben.

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