24. MIAMI DOLPHINS (5-7)
Ranking nach Woche 8: 27.
Ich denke an diesem Punkt können wir relativ genau eingrenzen, was für ein Team die Miami Dolphins 2021 sind. Miami ist defensiv zu Ausnahmespielen in der Lage, mit einer noch immer gefährlichen Secondary, die - je nach Matchup - mit ihrer Aggressivität ein Spiel absolut prägen kann. Kein Spiel wäre dafür als Veranschaulichung besser geeignet als der Sieg gegen die Ravens, gegen die Panthers funktionierte auf dieser Seite des Balls ebenfalls vieles. Aber letztlich ist eben die Dolphins-Defense - so wie jede andere Defense in der NFL - von diesen Matchups auch ein Stück weit abhängig und man kann nicht erwarten, dass Miami Woche für Woche mit der Defense Spiele gewinnt. Die Offense derweil hat vielleicht das niedrigste Ceiling aller Offenses in der NFL aktuell. Mit Tua bietet zumindest das schnell Kurzpassspiel in der RPO-Offense der NFL eine gewisse Baseline, aber viel mehr ist dieses Jahr mit dieser Line und zudem mit einer konstant angeschlagenen Outside-Receiver-Gruppe einfach nicht drin.
23. SEATTLE SEAHAWKS (3-8)
Ranking nach Woche 8: 18.
Die brutal ehrliche Art und Weise, auf welche sich Coach Pete Carroll nach der Niederlage gegen Arizona präsentierte, fasst sehr gut den Zustand der Seahawks zusammen. Carroll verließ die Pressekonferenz nach dem Spiel zunächst nach nur einigen Fragen, kam etwas später allerdings zurück, entschuldigte sich bei den Reportern - und gewährte ganz offen Einblicke in sein Innenleben. Er sei es nicht gewohnt, in einer solchen Situation zu sein; gemeint war eine Saison, die bereits nach Woche 11 offensichtlich nirgendwo mehr hinführt. Seattle war über die letzten zehn Jahre ohne Frage verwöhnt, aber man sieht aktuell, dass dieser Lauf vorbei ist. Man hatte versucht, den Kader mit Spielern wie Jamal Adams, Quandre Diggs und Carlos Dunlap nochmal aufzuputschen, um die Schwachstellen zu überspielen. Diese aber sind mittlerweile zu omnipräsent. Die Coverage ist nicht gut, auch eine langjährige Säule wie Bobby Wagner lässt hier nach. Der Pass-Rush ist bestenfalls inkonstant, die Offensive Line hat abgebaut - und dann ist da eben Russell Wilson. In einer Saison, in der Defenses sich mehr und mehr darauf fokussieren, das vertikale Passspiel zu limitieren, hat diese Entwicklung vielleicht kein Team härter getroffen als die Seahawks, deren Offense von den Big Plays abhängiger ist als jedes andere Team. Wilson liest das Feld einfach nicht konstant schnell genug und Seattle hat kein funktionales Quick Passing Game.
22. CAROLINA PANTHERS (5-7)
Ranking nach Woche 8: 24.
Nicht ganz leicht, diese Panthers-Saison so richtig auf den Punkt zu bringen; dafür hat Carolina gefühlt zu viele verschiedene Saisons innerhalb eines Jahres gespielt. Da war die kurze Hochphase mit Sam Darnold. Dann kam die Phase, in der Darnold wackelte und die Panthers darauf hofften, dass der Trend wieder in die andere Richtung gehen würde. Irgendwann war klar, dass Darnold raus muss - und jetzt sind Franchise und Stadt durch die Rückkehr von Cam Newton beflügelt, gleichzeitig bleibt jetzt die Frage: Wie viel kann man realistisch von dieser Offense erwarten, wenn der Quarterback erst in Woche 10 erstmals das Playbook in der Hand hatte? Das Dolphins-Spiel war hier definitiv eine Euphoriebremse. Die Konstante ist ganz klar die Defense, Carolina stellt eine Top-5-Defense und kann sowohl mit zwei exzellenten Edge-Rushern in Burns und Reddick, als auch mit einem aggressiven Ansatz ermöglicht durch eine gute Secondary punkten. Ich denke trotzdem, dass das am Ende in der Gesamtabrechnung nicht für eine positive Bilanz reicht. Und dann erwarte ich eine aggressive Quarterback-Suche.
21. WASHINGTON FOOTBALL TEAM (5-6)
Ranking nach Woche 8: 28.
Der gravierende Unterschied zwischen Teams wie Miami oder Carolina, und einem Team wie Washington ist, dass Washington offensive Upside hat. In puncto Konstanz oft eine Katastrophe, ist Washington eben zu diesen Spielen in der Lage, in denen Taylor Heinicke ein paar tiefe Bälle trifft, Terry McLaurin einige Plays macht und man plötzlich die Bucs schlägt, oder einer starken Panthers-Defense mehrere Big Plays einschenkt. Da hilft es, dass die Offensive Line aktuell auf einem ziemlich guten Level spielt. Der Verlust von Chase Young tut defensiv natürlich weh, aber es ist auch nicht so, als hätte Washington bis dato mit einem dominanten 4-Man-Rush Spiele gewonnen, wie es letztes Jahr teilweise der Fall war. Jonathan Allen wäre hier am ehesten der Spieler, über den man sprechen sollte. Washington kann ein unterhaltsames Team sein und der kleine Mini-Run hält sie auch im Wildcard-Rennen. Aber für mehr als "unterhaltsam" reicht es aktuell nicht - was nicht zufällig auch eine treffende Charakterisierung von Taylor Heinicke wäre.
20. CLEVELAND BROWNS (6-6)
Ranking nach Woche 8: 14.
Die Browns könnten das auf dem Papier talentierteste Team sein, das in diesem Jahr die Playoffs verpasst. Die Offensive Line ist nach wie vor sehr gut, genau wie das Run Game und die offensive Grundstruktur. Das gibt Cleveland eine gewisse Basis. Doch diese Basis reicht aktuell nicht, weil die Defense trotz der individuellen Qualität in der Front sowie im Backfield dafür noch zu inkonstant ist - und weil Baker Mayfield eine Saison zum vergessen erlebt. Das hat ohne Zweifel auch verletzungsbedingte Gründe, aber die Frage wird natürlich nach der Saison perspektivisch im Raum stehen: Wie wollen die Browns auf der Quarterback-Position weitermachen? Konkret auf dieses Jahr geschaut ist klar, dass Cleveland nicht mehr viel Spielraum für Fehler hat, und solange die Browns nicht von ihrem Quarterback mehr bekommen, werden weitere Fehler und Ausrutscher kommen. Teams werden gegen die Browns aggressiv auf den Run gehen, und im Moment scheint Mayfield nicht in der Lage, das zu bestrafen.
19. NEW ORLEANS SAINTS (5-6)
Ranking nach Woche 8: 13.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Saints ein relativ ungefährdetes Wildcard-Team gewesen wären - hätte New Orleans etwas weniger Verletzungspech gehabt. Den Ausfall von Jameis Winston haben die Saints anfangs sogar noch gut verkraftet, aber seitdem mussten sie mehrere Spiele ohne Alvin Kamara und ohne einen - oder beide - ihrer exzellenten Offensive Tackles bestreiten. Bei Michael Thomas ist mittlerweile auch klar, dass er dieses Jahr nicht mehr spielen wird, Adam Trautman hat sich in Woche 11 ebenfalls verletzt und fällt wochenlang aus. Irgendwann ist dann selbst für Sean Payton das Ende der Fahnenstange erreicht, mit einem der schwächsten Waffenarsenale der NFL, einer angeschlagenen O-Line und Trevor Siemian auf Quarterback scheint dieser Punkt mittlerweile gekommen. Das Thanksgiving-Spiel hat das sehr deutlich vor Augen geführt. Die Saints werden trotzdem noch in mehreren engen Spielen sein, allein weil diese Defensive Front so stark spielt und die Defense generell eine hohe Qualität hat. Und auch Payton wird die Saints schematisch in einigen Spielen kompetitiv halten. Aber nachdem New Orleans mit der Winston-Verletzung die High-End-Upside verloren hat, brach zuletzt die Baseline weg. Und irgendwann sind es zu viele Löcher im Damm. Jetzt soll Taysom Hill als Starter übernehmen, vermutlich der finale Versuch von Sean Payton, trotz der Umstände noch einen Weg für eine produktive Offense zu finden.
18. LAS VEGAS RAIDERS (6-5)
Ranking nach Woche 8: 9.
Die Raiders fühlten sich vermeintlich nach einem Team an, das einfach zu viele Tiefschläge in dieser Saison wegstecken musste, sodass irgendwann die Räder wegbrechen - und dann gab es diesen überraschenden Auftritt in Dallas, wenn auch in einem verrückten, von Strafen geprägten Spiel. Wie geht es jetzt weiter? Jon Gruden schwebt hier natürlich über allem, und den Head Coach sowie den offensiven Play-Caller und den Architekten der Offense insgesamt während der Saison zu verlieren, das muss sich irgendwann bemerkbar machen. Aber auch der Verlust von Henry Ruggs ist ein signifikantes Problem, weil dieser in der ersten Saisonhälfte so vertikalen Raiders-Offense eine tragende Säule weggebrochen ist. Und da sprechen wir nur von den rein sportlichen Auswirkungen, die menschlichen Aspekte innerhalb dieses Teams sind dann nochmal ein Thema für sich. Die Offensive Line ist immer noch überhaupt nicht gut, und in der Folge von alledem spielt Derek Carr auch schlechter. Die Defense ist gut und auch weiterhin eine positive Überraschung, angefangen mit dem Edge-Rush-Duo. Aber sie wird dieses Team nicht tragen, und wir haben jetzt auch mehrere Matchups gesehen, in denen sie dann doch die Grenzen aufgezeigt bekam. Ich befürchte aus Raiders-Sicht, dass diese Saison zu Ende plätschern und irgendwo im Nirgendwo auslaufen wird. Aber der Sieg in Dallas, und das noch weitestgehend ohne Darren Waller, zeigt, dass in diesem Team noch Leben ist.
17. DENVER BRONCOS (6-5)
Ranking nach Woche 8: 21.
Die Broncos sind eines der vielen Musterbeispiele für die Inkonstanz, welche diese Saison prägt. Allein die letzten vier Spiele bestanden aus einem Zittersieg gegen Washington, einem dominanten Triumph in Dallas, einem Debakel gegen die Eagles und einem souveränen Sieg gegen die Chargers. Wie soll man so etwas einsortieren? Ich kam zu dem Schluss, dass diese Positionierung ziemlich exakt in der Mitte der Liga dem am ehesten gerecht wird. Die Broncos haben ohne Frage Qualität, auf beiden Seiten des Balls. Ich mag offensiv die Playmaker, ich mag, wie die Defense aufgebaut ist. Vielleicht ist es auch einfach Teil der Analyse, dass Denver - neben der obligatorischen Matchup-Abhängigkeit - auf weitestgehend fehlerfreie eigene Spiele angewiesen ist, um oben mitzuhalten, weil man nicht die Art Team hat, das sich aus tiefen Löchern wieder befreit. Aber wenn die Broncos ein solches Spiel abliefern können, dann haben sie - und das wäre die andere Seite der Argumentation - die Qualität, um sehr vielen Teams gefährlich zu werden. Ich denke, dass Denver letztlich zu inkonstant für ein Playoff-Ticket in der AFC sein wird; gleichzeitig sind die Broncos natürlich längst nicht das einzige inkonstante Team im Wildcard-Rennen der AFC.