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Jacksonville Jaguars - Head Coach Urban Meyer: Ein rücksichtsloser Gewinner mit Gottkomplex

Urban Meyer gewann drei nationale Meisterschaften mit Florida und Ohio State.
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Der Hauptgrund, warum Meyer all diese Skandale einigermaßen unbeschadet überstand und größtenteils verschleiern konnte, war dabei freilich der stete sportliche Erfolg. Und ein Hauptgrund dafür war seine Fähigkeit, Top-Spieler immer wieder zu rekrutieren und dann auch zu motivieren. Sein schillerndster Star überhaupt war dabei zweifelsohne Tim Tebow, sein Quarterback von 2006 bis 2009. Tebow avancierte speziell 2007 zur Ikone, gewann die Heisman Trophy und sorgte für zahlreiche Rekorde als zentraler Punkt der Spread Offense, die Meyer perfektionierte - auch Dwayne Haskins glänzte in dieser ein Jahrzehnt später.

Tebow transzendierte dabei die Popularität eines reinen Sportstars. Durch seinen betonten christlichen Glauben und seiner betont positiven Art wurde er gewissermaßen zum Volksheld und hatte ein eigenes Fanlager, das die "Gator Nation" weit überstieg. Tebows Glanz allein machte es allen Verantwortlichen des Programms einfach, den Fokus der Öffentlichkeit auf ihn allein zu fokussieren. Alle seine Mitspieler sonnten sich in diesem Licht und etwaige Fehltritte wurden dadurch überstrahlt.

Von daher mag es nun kein Zufall sein, dass Meyer die Chance ergreift und jenen Tebow, der nach seiner wundersamen Saison 2011 in Denver essentiell als gescheiterter NFL-Spieler gilt, nach Jacksonville holt. Tebow, dem schon früh immer wieder suggeriert wurde, es doch als Tight End oder H-Back zu versuchen, da seine Quarterback-Skills in der NFL schlicht nicht ausreichten, versucht nun genau dies: Eine zweite - Verzeihung: vierte - Karriere als Tight End.

Nachdem Tebow nämlich infolge der nicht erwähnenswerten Saison bei den New York Jets 2012 langsam aus der NFL verschwand - 2013 und 2014 scheiterte er nach Engagements in Philly und New England am Ende des Training Camps jeweils am Cut - versuchte er sich als TV-Experte für ESPN beim College Football sowie als Baseballspieler im Farmsystem der New York Mets.

Urban Meyer und Tim Tebow (r.) kennen sich bereits seit den gemeinsamen Tagen von Florida von 2006 bis 2009.
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Urban Meyer und Tim Tebow (r.) kennen sich bereits seit den gemeinsamen Tagen von Florida von 2006 bis 2009.

Tim Tebow: Baseball-Engagement als PR-Aktion

Seine TV-Auftritte waren vielversprechend, erfüllten ihn aber offensichtlich nicht vollends. Und die Baseballkarriere war schließlich in erster Linie eine PR-Aktion des damaligen General Managers des Teams, Sandy Alderson, was dieser später auch offen zugab. Tebow brachte Aufmerksamkeit ins Spring Training, die Saisonvorbereitung in der MLB, und Zuschauer in die Minor-League-Ballparks, in denen er letztlich spielte. Mit neuem Regime in Queens war dann aber auch dieses Kapitel vorbei.

Nun also der nächste Anlauf, dieses Mal als nun 33-Jähriger, der es als Tight End versucht. Die körperlichen Voraussetzungen sind sicherlich noch vorhanden, ebenso die Motivation. Meyer selbst erklärte im PFF Podcast von Cris Collinsworth: "Er war in der besten Verfassung seines Lebens und fragte, ob er vor einigen unseres Coaches trainieren könne. Ich war nicht mal da. Sie kamen dann zu mir und sagten: 'Wow. Der Typ ist in einer unglaublichen Verfassung.'"

Anschließend kam es zu weiteren Sessions und die Coaches sollen von seinen Ballskills geschwärmt haben. "Er ist ein großartiger Athlet, er sieht aus, als sei er 18 Jahre alt, nicht 20 oder eben 33", wurde Meyer berichtet. Meyers Antwort: "Leute, was Ihr nicht versteht ist, dass dieser Bursche der kompetitivste Wahnsinnige ist, mit dem Ihr je redet. Also lasst es uns versuchen."

Zwar ist die Entscheidung über eine Verpflichtung von Tight End Tim Tebow offiziell noch nicht gefallen, mehrere Medienberichte suggerieren aber, dass es tatsächlich zur erneuten Zusammenarbeit zwischen Meyer und Tebow kommen wird.

Freilich muss jener dann noch den Cut am Ende des Training Camps schaffen, was zumindest mal fragwürdig ist. Es zeigt jedoch, dass Meyer nicht vergessen hat, was Tebow einst für ihn in Florida getan hat. Und selbst wenn Tebow abermals sportlich nicht die Lösung sein sollte, dürfte seine Anwesenheit allein schon helfen, die Massen zu begeistern, was in Jacksonville nach all den Dürrejahren keine Selbstverständlichkeit ist.

Urban Meyer: NFL als Neuanfang

Und Meyer? Für ihn selbst werden Jacksonville und die NFL ebenfalls ein ganz neues Abenteuer sein. Erstmals coacht er Profis, keine Studenten. Die Frage, die vor allem im Raum steht, ist, ob seine Art auch bei Millionären ankommt. Lassen sich solche mit warmen Worten allein motivieren und führen?

Viel spannender aber wird ohnehin die Frage sein, inwieweit es Meyer dieses Mal gelingt, die Disziplin seiner Spieler zu gewährleisten. War er bislang ein schier unantastbarer Star-Coach mit "Gottkomplex" (Bleacher Report), ist er nun zuvorderst ein Rookie-NFL-Coach, der sich neu beweisen muss.

Die Skepsis, die ihm dieser Tage entgegen weht, muss er erstmal überwinden. Er muss zeigen, dass er sich an diesem Punkt seiner Karriere neu erfinden kann. Und vielleicht gelingt es ihm ja dieses Mal, ohne Skandale abseits des Platzes erfolgreich zu sein. Auch das wäre eine Premiere.

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