Entgegen der Erwartungen Vieler im Vorfeld schafften es die Titans auch dieses Mal, nicht nur in Führung zu gehen, sondern auch mitzuhalten. Jedenfalls bis zur Pause. Anschließend riss Patrick Mahomes das Spiel an sich und die Chiefs-Offense war nicht mehr zu stoppen.
Die Titans begannen die Partie mit einem Field Goal, weil sie - untypisch für die vergangenen Wochen - in der Red Zone gestoppt wurden. Sie bekamen den Ball jedoch zügig zurück und legten im Anschluss einen weiteren langen Drive hin, der dieses Mal dann doch in der Endzone endete: Derrick Henry lief nach Direct Snap aus kurzer Distanz in die Endzone.
Die Chiefs allerdings fanden danach auch ins Spiel und ließen aufblitzen, wozu diese Offense fähig ist. Ein 8-Yard-Touchdown-Pass von Mahomes auf Tyreek Hill, der einen Jet-Sweep lief, brachte die Hausherren aufs Scoreboard. Anschließend legten die Titans einen ihrer gefürchteten zeitintensiven Drives hin, den sie schließlich mit einem Touchdown-Pass auf Offensive Lineman Dennis Kelly abschlossen, der als Extra-Blocker ins Spiel kam. Damit nahmen die Titans mehr als neun Minuten von der Uhr.
Kein Problem jedoch für die Chiefs, die innerhalb der finalen sechs Minuten noch zwei weitere Touchdowns erzielten. Mahomes fand Hill für einen 20-Yard-Touchdown-Pass und mit nur noch elf Sekunden auf der Uhr lief Mahomes selbst sehenswert über 27 Yards in die Endzone. Mahomes schüttelte dabei gleich mehrere Verteidiger ab und durchbrach ein paar schlechte Tackle-Versuche. Zur Pause führten die Chiefs somit 21:17.
Sammy Watkins sorgt mit 60-Yard-Touchdown für Entscheidung
Nach der Pause gelang es dann beiden Teams zunächst nicht, offensiv produktive Drives hinzulegen, sodass es bis zum Ende des dritten Viertels dauerte bis KC wieder in Schlagdistanz gelangte. In einem sehr Run-lastigen Drive war es schließlich Damien Williams, der die Chiefs mit einem 3-Yard-Run jubeln ließ. Im Anschluss nahmen die Chiefs den Titans mit einem Sack bei 3rd Down dann endgültig den Wind aus den Segeln. Entschieden war das Spiel schließlich nach dem 60-Yard-Touchdown-Pass von Mahomes auf Sammy Watkins Mitte des vierten Viertels.
Die Titans erzielten zwar noch einen weiteren Touchdown durch Tight End Anthony Firkser, der auf einen Fake-Punt folgte, und durften auch danach nochmal für einen Drive ran, ihnen ging letztlich jedoch die Zeit aus.
Die Chiefs stehen damit erstmals seit 50 Jahren wieder im Super Bowl. Insgesamt ist es ihre dritte Teilnahme am Super Bowl, ihr einziger Titel gelang in Super Bowl IV gegen die Vikings.
AFC Championship Game
No. 2 Kansas City Chiefs - No. 6 Tennessee Titans
Ergebnis: 35:24 (7:10, 14:7, 0:0, 14:7) BOXSCORE
Chiefs vs. Titans - die wichtigsten Statistiken
- Wie schon im Divisional Game gegen die Texans lagen die Chiefs erneut mit 0:10 zurück. Sie sind damit das erste Team in der Geschichte der NFL-Playoffs, das innerhalb einer Postseason mehrfach mit mindestens zehn Punkten Unterschied in der ersten Hälfte zurücklag und dann doch noch eine Führung in Halbzeit eins erspielte.
- Mahomes legte bei seinem 27-Yard-Touchdown-Lauf insgesamt 64 Yards zurück. Das ist die größte Distanz, die Mahomes je bei einem Run gelaufen ist. Zudem ist dies ein Rekord für einen Quarterback seit Beginn der Datenerfassung von NFL Next Gen Stats vor vier Jahren.
- Nach zwölf Red-Zone-Touchdowns in Serie eröffneten die Titans das Spiel nur mit einem Field Goal in der Red Zone. Es war der erste Red-Zone-Drive der Titans ohne Touchdown seit Woche 15 am 15. Dezember 2019.
- Chiefs-Head-Coach Andy Reid war bislang 1-8 gegen die Titans. Dieser zweite Sieg gegen Tennessee stellt ihn nun auf eine Stufe mit Bill Belichick als die einzigen beiden Coaches in der NFL, die jede Franchise mindestens zweimal geschlagen haben. Zudem steht Reid nach der Saison 2004 zum zweiten Mal überhaupt im Super Bowl.
Der Star des Spiels: Patrick Mahomes (Quarterback, Chiefs)
Mahomes (23/35, 294 YDS, 3 TD / 6 CAR, 56 YDS, TD) dominierte diese Partie nach Belieben. Er brillierte mit sehenswerten Pässen über Mittel- und Lang-Distanzen und setzte seine Beine ein, wenn er Raum zum Laufen sah und seine Receiver gecovert waren. Kurzum: Der letztjährige MVP fand auf alles eine Antwort und machte im Prinzip keine Fehler.
Der Flop des Spiels: Die Pass-Defense der Titans
Nach gutem Beginn fanden die Titans immer seltener eine Antwort auf den Angriff der Chiefs. Anfangs versuchten es die Gäste noch erfolgreich mit Blitzes von Linebackern und Defensive Backs, um Mahomes unter Druck zu setzen. Davon aber nahmen sie mit fortlaufender Spieldauer immer mehr Abstand und verlegten sich auf Coverage. Das funktionierte nicht. Entweder schlug sie Mahomes mit den Beinen oder eben mit präzisen Pässen auf meist offene Receiver, die ihre Matchups gewannen. Erschwerend hinzu kam, dass sich die Titans in Schlüsselsituationen zu häufig Penalties leisteten. Die Stopps, die den Titans gelangen, waren wiederum das Resultat von Drops der Chiefs.
Analyse: Chiefs vs. Titans - die Taktiktafel
- Das Play-Calling der Titans war zuweilen äußerst hochwertig. In der ersten Hälfte setzten sie sehr häufig auf Play Action sowie einen guten Mix von Pass- und Laufspielzügen. Die Touchdowns waren dann äußerst kreative Calls: Beim ersten spielten sie aus einer Wildcat-Formation mit Direct Snap zu Henry und Tannehill als Wide Receiver aufgestellt. Beim zweiten TD war es dann ein guter alter Play-Action-Pass auf einen offenen Offensive Lineman, der als Extra-Blocker ins Spiel kam.
- Lauf-Spielzüge liefen die Titans auch mit Heavy-Boxes der Chiefs und blockten das ebenfalls gut, teilweise sogar mit 13-Personnel. Allerdings änderte sich das gegen Ende der ersten Hälfte: Dann nämlich wurden die Titans zu Lauf-lastig und liefen teilweise zu häufig in frühen Downs. Die Chiefs reagierten darauf dann mit einer 6-1-Front und gewannen ihre Direkt-Duelle an der Line mit Chris Jones und Mike Pennel, die wichtige Stopps schafften beziehungsweise die Blocks zerstörten.
- Die Chiefs spielten dagegen nach anfänglichen Schwierigkeiten ihren üblichen Stil: Mahomes übernahm die Hauptlast, verlängerte Plays mit gutem Pocket-Movement und Scrambles und fand so meist offene Receiver. Die Titans kamen ihnen aber auch damit entgegen, dass sie meist nur drei Spieler für den Pass Rush abstellten, der Rest verlegte sich auf die Coverage.
- Spielten die Titans dann Man-Coverage gab es zwei Möglichkeiten: Entweder fand Mahomes den Matchup-Vorteil oder er nutzte den freien Raum Downfield, um selbst zu laufen und damit zahlreiche First Downs zu erzielen.