Nachdem die Chiefs die Partie mit einem Field Goal eröffneten, zeigten die Colts, wohin die Reise gehen würde - ein Gameplan, der vom Laufspiel dominiert wurde mit meist exzellentem Blocking der Offensive Line. Das fruchtete direkt im ersten Drive, der über 5 Minuten von der Uhr nahm. Quarterback Jacoby Brissett erzielte schließlich den Touchdown selbst.
Kansas City schüttelte sich kurz und schlug mit einem ähnlich langen Drive zurück. An dessen Ende stand ein wie üblich sehenswertes Scrambling von Patrick Mahomes, der dann Byron Pringle für einen 27-Yard-Touchdown-Pass fand. Die Colts erzielten dann bis zur Pause noch zwei Field Goals, nachdem eine kuriose Sequenz nicht zu Punkten führte: Chiefs-Safety Tyrann Mathieu fing eine Interception gegen Brissett, doch nur drei Spielzüge später verlor Running Back LeSean McCoy einen Fumble nahe der Mittellinie.
Das dritte Viertel blieb ohne Punkte und nach einem weiteren Field Goal der Colts zu Beginn des vierten Viertels stoppten diese die Chiefs bei 4th Down an deren 34-Yard-Linie - McCoy wurde im Backfield von Ex-Chiefs-Edge-Rusher Justin Houston gestoppt. Diese Vorlage nutzten die Gäste dazu, Zeit von der Uhr zu nehmen und durch ein drittes Field Goal von Adam Vinatieri den Vorsprung auf zwei Scores zu erhöhen. Die Chiefs übernahmen dann mit 2:27 Minuten auf der Uhr.
Die Zeit reichte nicht mehr, denn bis auf ein Field Goal gelang den Hausherren nichts mehr, zumal der Onside Kick nach der Two-Minute Warning an die Colts ging und die dann nur noch abknien mussten. Erwähnt werden muss jedoch, dass Mahomes im Laufe des Spiels mehrere Schläge auf den angeschlagenen linken Knöchel einsteckte, was ihn merklich behindert hat.
Kansas City Chiefs (4-1) - Indianapolis Colts (3-2)
Ergebnis: 13:19 (3:7, 7:6, 0:0, 3:6) BOXSCORE
Chiefs vs. Colts - die wichtigsten Statistiken
Beim 27-Yard-Touchdown-Pass von Mahomes auf Pringle improvisierte der QB laut Next Gen Stats über 40,2 Yards - die längste Distanz, die ein QB in dieser Saison vor einem Pass zurückgelegt hat. Insgesamt war es Mahomes' 15. TD-Pass aus der Laufbewegung heraus seit 2018. Kein anderer QB hatte mehr als 10 solcher TD-Pässe (Wilson, Trubisky) in diesem Zeitraum.
- Mahomes (22/39, 321 YDS, TD) kassierte 4 Sacks im Spiel und damit die zweitmeisten in seiner Karriere. 2018 hatte er gegen Arizona in Woche 11 mal 5 Sacks kassiert, das Spiel aber dennoch gewonnen.
- Die Chiefs haben Justin Houston in der Offseason abgegeben. Der kam nun erstmals an seine alte Wirkungsstätte zurück und hatte großen Anteil am Sieg seines neuen Teams. Houston hatte den Tackle for Loss bei 4th Down gegen McCoy spät im Spiel und schaffte zudem einen Sack gegen Mahomes.
Der Star des Spiels: Die Offensive Line der Colts
Die Offensive Line der Colts machte ein herausragendes Spiel! Nicht nur ließen sie keinen einzigen Sack zu, die dominierten vor allem im Laufspiel. Das Team lief für 182 Yards und Marlon Mack hatte allein 132 (29 CAR). Besonders Guard Quenton Nelson war einmal mehr nicht zu stoppen und räumte immer wieder Laufwege frei. Abgesehen davon muss man Frank Reichs Gameplan loben: Es mag heutzutage zwar nicht mehr sexy sein, hauptsächlich zu laufen, aber die Chiefs stellen die zweitschlechteste Lauf-Defense der Liga (Football Outsiders) und die Colts nutzten genau das aus.
Der Flop des Spiels: Travis Kelce (Chiefs)
Natürlich war auch die Defense der Chiefs schlecht, zumindest gegen den Lauf sah sie kein Land. Doch das wussten wir vorher. Was wir nicht erwarteten, war, dass Tight End Travis Kelce kein Faktor war. Und das lag nicht unbedingt nur an guter Coverage. Kelce hatte Butter-Finger im Spiel und hätte mit anderen Schiedsrichter-Entscheidungen vielleicht sogar zwei Fumbles verschuldet. Aber auch ohne diese fing er nur 4 Pässe auf 10 Targets (70 YDS). Ein Fakt, der es selbst Mahomes schwierig machte, sein sonst so explosives Spiel aufzuziehen.
Analyse: Chiefs vs Colts - die Taktiktafel
- Bei Marlon Macks 30-Yard-Lauf kurz vor dem Touchdown von Jacoby Brissett war All-Pro-Guard Quenton Nelson der entscheidende Mann. Die Chiefs stellten ein Double-Team gegen ihn, doch er räumte erst einen Defensive Lineman aus dem weg, anschließend blockte er im zweiten Level, sodass Mack eine klare Lücke zum Laufen hatte.
- Die Chiefs und Defensive Coordinator Steve Spagnuolo hielten sich mit Blitzen zurück. Zumeist setzten sie nur auf auf Rush von drei oder vier Mann an der Line. Aber wenn es zählte - bei 3rd Down vor allem - wurden sie aggressiver. So auch beim 3rd Down in der Red Zone kurz vor der Pause. Die Chiefs spielten 0-Coverage und brachten alles, was sie hatten. Das Ergebnis war eine leicht überhastete Incompletion von Brissett und ein anschließendes Field Goal anstatt eines Touchdowns.
- Der 31-Yard-Catch von Mecole Hardman im dritten Viertel war ein schönes Beispiel für fortgeschrittene Regelkunde. Wie Zeitlupen zeigen, trat er vor dem Catch auf die Seitenauslinie. Er fing den Ball dann dennoch trotz einer defensiven Pass Interference und Colts-Coach Frank Reich verzichtete auf eine Challenge. Das war ein Fehler, denn hätte er die rote Flagge geworfen, wäre nicht nur die Reception annulliert worden, sondern auch die Pass Interference, denn Hardman hätte den Ball gar nicht fangen dürfen. Stattdessen hätte es eine Illegal-Touching-Strafe gegeben.
- Allerdings: Wenn die Pass Interference der Grund für den Schritt auf die Linie gewesen wäre, dann wäre Hardman doch wieder "eligible" gewesen, wenn er danach wieder mit beiden Beinen im Feld gewesen wäre vor dem Pass. Doch was genau nun zum PI-Call führte, ist unklar, weshalb die Inaktivität von Reich unverständlich bleibt.
- Interessant auf beiden Seiten zu beobachten war die Nutzung der Tight Ends. Gerade die Chiefs stellten Travis Kelce wie üblich eher im Slot abseits der Offensive Line auf, während die Colts gerade Jack Doyle vor allem in Laufspielzügen gerne als Full- oder H-Back postierten.