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Running Backs, Analytics, Twitter-Streits: Was Ihr vor Saisonstart wissen müsst

Wie steht es um Analytics, das Run Game und den generellen Wissensstand vor der neuen NFL-Saison?
© getty
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3. Erkenntnis: Play Action funktioniert - unabhängig vom Run Game

Zunächst einmal die Grundlage: Play Action - also die angetäuschte Ballübergabe an den Running Back mit anschließendem Pass - funktioniert, indem die Defense für einen kurzen Moment reingelegt wird.

Wenn insbesondere die Linebacker und gegebenenfalls die Safeties einen Laufspielzug vermuten und sich nur einige Schritte auf die Offensive Line zubewegen, reicht das, um in deren Rücken Fenster für einen Pass zu öffnen. Bis sich die Verteidiger wieder neu positioniert haben, ist es dann schon zu spät.

Das ermöglicht dem Quarterback einfache Reads - häufig muss er nur einen Verteidiger oder einen Bereich des Feldes lesen - und meist auch einfache Completions, da durch den angetäuschten Run Receiver nicht selten komplett offen sind.

Die zwei zentralen Erkenntnisse, die man hier mitnehmen sollte:

  1. Play Action funktioniert unabhängig davon, wie gut das Run Game ist oder wie häufig man läuft.
  2. Play Action macht das Passspiel generell effizienter.

Insbesondere Ersteres war und ist ein heißer Diskussionspunkt, weil die gegenteilige Wahrnehmung vermeintlich auf der Hand liegt. Die Theorie: Wenn ein Star-Running-Back auf dem Feld steht oder man gegen die gefährlichste Rushing-Offense der Liga spielt, wird der angetäuschte Run effektiver, weil die Defense einen Run erwartet.

Klingt logisch, keine Frage. Die Wahrheit aber ist, dass inzwischen zahlreiche Studien jeglichen Zusammenhang zwischen der Qualität sowie der Quantität des Run Games und dem (Miss-)Erfolg des Play Action Passspiels widerlegt haben.

Beispielhaft hierfür sind die Arbeiten von Ben Baldwin für Football Outsiders und von Steven Ruiz bei USA Today. Letzterer hat mittels der Daten der letzten vier Jahre auch mit Blick auf Expected Points Added herausgefunden, dass kein Zusammenhang zwischen dem Erfolg im Run Game und dem Erfolg im Play Action Passing Game besteht.

Und es gibt auch mehr als genug ganz praktische Beispiele, die das untermauern. Die 2017er Detroit Lions waren eines der ineffizientesten Rushing-Teams ligaweit - pro Play-Action-Pass legte Matt Stafford 10,2 Yards hin, der ligaweit dritthöchste Wert. Jacksonville lief 2015 in nur 31 Prozent der Fälle und lag in puncto Effizienz auf Rang 28; bei Play Action gelangen ihnen im Schnitt 1,7 Yards mehr Raumgewinn als im regulären Passspiel. Die Seahawks waren 2016 und 2017 im Play Action Passspiel besser als 2014 beziehungsweise 2015, obwohl sie in diesen beiden Jahren deutlich besser im Run Game waren. Diese Liste lässt sich meterweit fortsetzen.

Warum ist das so? All die einzelnen Kleinigkeiten, die während eines Spielzugs passieren, finden innerhalb von Sekundenbruchteilen statt. Ein Linebacker kann nach dem Snap nicht darüber nachdenken, ob Saquon Barkley oder Trent Richardson im Backfield steht. Er muss seine "Run-Keys" lesen, also primär die Bewegungen der Offensive Line oder einzelner Linemen.

Wenn die den angetäuschten Run gut verkaufen, besteht eine gute Chance, dass der Play-Action-Fake funktioniert. Das macht es so wichtig, dass sich die Play Designs im Run Game und im Passing Game möglichst ähnlich sehen; die Rams im Vorjahr waren dafür das Musterbeispiel. In der Folge wird das Play Action Passspiel auch noch effizienter, wenn es bei First und Second Down oder bei eigener Führung eingesetzt wird - also in Situationen, in denen die Defense eher einen Run erwarten würde.

Mehr Play Action!

Keinen Zweifel gibt es darüber, dass Play Action effizienter ist als das Standard Passing. In der vergangenen Saison erzielten Quarterbacks mit mindestens 100 Pässen im Schnitt 1,39 Yards mehr pro Play-Action-Pass als pro Standard-Pass. Ähnliche Trends sind seit Jahren feststellbar.

35 Quarterbacks warfen letztes Jahr mindestens 50 PA-Pässe; 24 davon hatten eine höhere Completion Quote als im regulären Passspiel, 29 davon hatten im Vergleich mehr Yards pro Pass und nur drei von ihnen - Flacco, Tannehill und Winston - warfen bei Play Action mehr Interceptions als Touchdowns.

Trotz dieses ligaweiten Erfolges sind zu viele Coaches noch immer zu zögerlich was Play Action angeht. Ligaweit kommen knapp über 20 Prozent der Pässe via Play Action, nur sieben Quarterback hatten letztes Jahr eine Quote von über 30 Prozent: Lamar Jackson, Jared Goff, Carson Wentz, Tom Brady, Marcus Mariota, Russell Wilson und Patrick Mahomes.

Eine Vermutung, die dabei gerne geäußert wird, geht in die Richtung, dass zu viel Einsatz von Play Action selbiges ineffizient machen könnte. Doch auch hier gibt es erste Studien, die das widerlegen. Josh Hermsmeyer hat anhand der Next Gen Stats Daten, die für die 2017er Saison veröffentlicht wurden, 1.235 Spielzüge ausgewertet; dabei fand er keinerlei Zusammenhang zwischen der Anzahl gespielter Play-Action-Spielzüge eines Teams und der Effizienz ebendieser.

Vielleicht gibt es einen Punkt, an dem zu viel Play Action ineffizient wird. Aktuell aber ist die NFL an diesem Punkt allem Anschein nach noch nicht angekommen.