Der Salary Cap steigt auch in diesem Jahr wieder dramatisch - rund 190 Millionen Dollar haben die Teams zur Verfügung, um ihre Gehälter für die kommende Saison zu bezahlen. Damit gab es seit der 2014er Saison einen Cap-Anstieg um etwa 40 Prozent, damals noch hatten Teams für ihre Gehälter maximal 133 Millionen Dollar zur Verfügung. Die kommende Spielzeit ist das sechste Jahr in Folge, in dem der Cap um mindestens zehn Millionen Dollar ansteigt.
Doch abhängig davon, wie viel die Teams an Rollover Cap aus der vergangenen Saison mitgenommen haben, wie viel Dead Cap sie schlucken müssen und wie teuer ihr Kader aktuell schon ist, ergeben sich drastisch unterschiedliche Zahlen was den Cap Space für die kommende Saison angeht.
So gibt es Teams, die aktuell nicht einmal die Cap-Vorgaben erfüllen müssten, die Eagles (-1,7 Mio. Dollar) und Jaguars (-4 Mio.) liegen derzeit knapp über dem Salary Cap - während am anderen Ende des Spektrums die Colts und Jets noch 100 Millionen Dollar in ihren Kader investieren dürfen.
Doch was könnte das für den Markt bedeuten? Wie könnten diese Teams die kommende Free Agency prägen, wie könnten sie sich verstärken und welche Positionen werden dementsprechend für andere Franchises mit weniger finanziellem Spielraum womöglich schwieriger zu adressieren?
Anm. d. Red.: Die Cap Space Zahlen der Teams stammen von Spotrac und beinhalten bereits die diesjährigen Draft-Picks der Teams, prognostiziert anhand der jeweiligen Draft-Slots.
Free Agency: Die Top Cap Space Teams
Indianapolis Colts
Top 51 Cap Space: 107 Mio. Dollar
Größte Needs: Edge, WR, DB
Die Colts sind nicht nur das "reichste", sondern das wohl auch spannendste Team - neben den Texans sind sie das einzige Playoff-Team auf dieser Liste. Indianapolis hat vor allem defensiv auf einen extrem jungen Kern gesetzt, mehrere junge Starter oder Rotationsspieler stammen aus dem 2017er (Malik Hooker, Anthony Walker) oder 2018er (Darius Leonard, Tyquan Lewis, Kemoko Turay) Draft und sind dementsprechend günstig.
Jabaal Sheard ist der teuerste Verteidiger in Indianapolis mit einem 2019er Cap Hit von acht Millionen Dollar. Kein anderer Defense-Spieler knackt hier überhaupt die fünf Millionen. Mit dem Franchise-Quarterback in Andrew Luck in Position sowie einer herausragenden Offensive Line, in der noch drei Spieler (Nelson, Kelly, Smith) zu Rookie-Deal-Konditionen spielen, auf der anderen Seite des Balls bringt das Indianapolis in eine glänzende Ausgangslage.
Die Colts haben ein extrem günstiges Team, das wenige eklatante Schwächen aufweist, weil die jungen, günstigen Spieler bereits auf einem sehr hohen Level spielen.
Eine logische Baustelle wäre der Pass-Rush. Indianapolis hat sich defensiv im Laufe der Saison weiterentwickelt und wurde variantenreicher, im Kern ist es aber immer noch eine Defense, die mit dem 4-Men-Rush und Zone Coverage dahinter gewinnen will.
Um so den nächsten Schritt zu machen, fehlt es noch an Pass-Rush-Feuerkraft und sollte einer der hochkarätigen Defensive Ends auf den Markt kommen, wäre Indianapolis eine logische Adresse. Das gilt umso mehr für Demarcus Lawrence, den Defensive Coordinator Matt Eberflus noch selbst aus Dallas kennt.
Ein zweiter Wide Receiver neben T.Y. Hilton, der konstant Aufmerksamkeit von der Defense fordert, wäre ebenfalls hilfreich. Die Outside-Receiver-Klasse ist nicht gerade prominent besetzt, John Brown könnte eine interessante Option sein. Auch der zweite Safety-Spot neben Malik Hooker ist noch offen, Adrian Amos könnte hier ein sehr guter Scheme-Fit sein.
Mögliche Free Agent Fits:
- Demarcus Lawrence, DE, Cowboys
- Dante Fowler, DE, Rams
- John Brown, WR, Ravens
- Donte Moncrief, WR, Jaguars
- Adrian Amos, S, Bears
New York Jets
Top 51 Cap Space: 102 Mio. Dollar
Größte Needs: CB, DE, WR
Die positiven Tendenzen, die Sam Darnold in der zweiten Saisonhälfte gezeigt hat, sollen jetzt auch baldmöglichst in sportliche Ergebnisse umgewandelt werden. Dafür gilt es, das Fenster, in dem Darnold unter dem günstigen Rookie-Vertrag spielt, bestmöglichst auszunutzen - und die Jets haben ihren Salary Cap dafür sehr gut vorbereitet.
Die Jets haben mehrere Wide Receiver mit auslaufenden Vertragen und werden auch in die Offensive Line investieren müssen; es gilt jetzt, Sam Darnold in seiner Entwicklung bestmöglich zu unterstützen, indem er Zeit in der Pocket und Waffen um sich herum erhält. Auch Le'Veon Bell wird immer wieder mit den Jets in Verbindung gebracht.
Gleichzeitig muss Gang Green aber auch dringend in die Defense investieren, und das in nahezu jeden Mannschaftsteil. Die Jets suchen schon seit einer gefühlten Ewigkeit nach einem Edge-Rusher, mit dem Wechsel zur 4-3-Base-Defense unter Gregg Williams rücken Defensive Ends also in den Fokus.
In der Secondary sind Claiborne und Buster Skrine Free Agents, während Trumaine Johnson eine weitestgehend ziemlich enttäuschende Saison hatte - New York muss also auch in der Secondary nachrüsten. Die finanziellen Mittel dafür - genau wie zumindest den hohen Erst- und Drittrunden-Pick - haben die Jets. Jetzt ist es an der Zeit, hier auch aktiv zu werden.
Mögliche Free Agent Fits:
- Kareem Jackson, CB, Texans
- Demarcus Lawrence, DE, Cowboys
- Brandon Graham, DE, Eagles
- Dante Fowler, DE, Rams
- Matt Paradis, C, Broncos
Cleveland Browns
Top 51 Cap Space: 78 Mio. Dollar
Größte Needs: WR
Die Zeiten, in denen der Browns-Kader mehr aus Lücken als aus Antworten bestand, sind definitiv vorbei und Cleveland ist schon mindestens einen Schritt weiter als die Jets.
Genau wie New York kommen auch die Browns in das wirtschaftlich so vielversprechende Fenster, in dem man seinem Starting-Quarterback vergleichsweise wenig bezahlen muss und so das Team um ihn herum aufbauen kann. Doch zeigte Baker Mayfield schon deutlich mehr als Sam Darnold, und der Kader ist definitiv in besserem Zustand als der der Jets.
Könnten die Browns defensiv noch investieren? Keine Frage, mehr Explosivität auf dem Linebacker-Level, mehr Tiefe in der Defensive Line und mehr Qualität im Cornerback-Corps wäre zum Teil schön, zum Teil sind es Baustellen, die angegangen werden müssen.
Dafür werden knapp 80 Millionen Dollar an Cap Space fraglos reichen, und auch die zwei größten Offensiv-Baustellen sollte Cleveland adressieren können.
Cleveland hat inzwischen einen guten Slot-Receiver in Jarvis Landry, einen Speedster in Antonio Callaway, Matchup-Waffen in Duke Johnson und David Njoku - doch den Browns fehlt noch immer ein dominanter X-Outside-Receiver. Die Vertragsverlängerung mit Greg Robinson schließt zumindest vorerst die potentielle Left-Tackle-Baustelle.
Mögliche Free Agent Fits:
- Donte Moncrief, WR, Jaguars
- Tyrell Williams, WR, Chargers