Die Colts legten dabei einen spektakulären Start in die Partie hin. Ein sensationeller Pass von Andrew Luck (19/32, 222 YDS, 2 TD, INT) zu T.Y. Hilton zwischen die Zones der Zone Coverage sorgte für das erste Big Play der Partie, direkt danach stand Ebron zum Touchdown in der Endzone. Nach einem schnellen 3&Out der Texans legte Indy nach: wieder half Houston mit Strafen - ein Thema von Anfang an - mit, wieder marschierten die Colts mit neun Plays über 70 Yards das Feld runter; dieses Mal beendete der starke Mack den Drive.
So stand es blitzartig 14:0 für die Gäste, Indy hatte zu diesem Zeitpunkt neun First Downs und 145 Yards, Houston noch keines und 9 Yards. Und selbst als im Anschluss Deshaun Watson (29/49, 235 YDS, TD, INT) eine gruselige Interception in die Underneath-Zone-Coverage geworfen und im Gegenzug ein Pass von Luck durch J.J. Watt abgefälscht zur Interception bei den Texans gelandet war - Houston konnte kein Kapital daraus schlagen. Eine Strafe offensiv, ein Inside-Run bei 1st&15 und ein schneller Punt; die Hausherren bekamen offensiv keinen Fuß in die Tür.
Es wurde gar noch schlimmer: die Colts hatten erneut Big Plays im Passing Game, vor allem in den Zone Coverages der Texans gab es immer wieder offene Receiver. Aus 18 Yards fand Luck schließlich Inman zum Touchdown, der in dem Fall die 1-gegen-1-Man-Coverage auf seiner Seite geschlagen hatte. Houston hatte noch eine Chance, zumindest ran zu kommen: mehr Watson-Runs prägten den letzten Texans-Drive vor der Halbzeitpause, in der Red Zone aber wurde er abermals gesacked - wenngleich die Colts hier mit einer Facemask davonkamen.
Bei 4th Down ging Houston in der Red Zone mit dem Play-Call Risiko und auf den Touchdown statt nur aufs First Down, Hopkins war zwischen zwei Verteidigern zum Touchdown offen. Doch Watsons Wurf war grausam daneben, Turnover on Downs. Eine brutale erste Hälfte für die Hausherren.
Texans zu mutlos - Colts-Defense hält mit Blitzing
Und wenn Texans-Fans in der zweiten Halbzeit eine aggressive, Alles-oder-Nichts-Antwort ihres Teams erwartet hatten - sie wurden enttäuscht. Die Cornerbacks der Colts verteidigten Hopkins, den in der zweiten Hälfte eine Schulterverletzung plagte, aggressiv, Houston versuchte weiter ein Run Game aufzubauen und spielte Indianapolis damit zu häufig in die Karten; stilistisch, genau wie was das Time-Management angeht. Gleichzeitig fehlte Coach Bill O'Brien hier auch häufiger der Mut. Sowohl im Play-Calling, als auch bei situativen Entscheidungen: mehrfach puntete er bei kurzen Fourth Downs rund um die Mittellinie, erst ab Mitte des Schlussviertels wurde er aggressiver.
Und dennoch wurde das Spiel nochmal zumindest ein wenig spannend: Houston spielte jetzt 4th Downs endlich aus und nach einem 16-Play-Drive (!) streckte sich Keke Coutee schließlich mit dem Ball gerade so in die Endzone - dabei hatte er noch Glück, dass er nicht einige Zentimeter früher die Kontrolle über den herausfallenden Ball verloren hatte. Die Texans-Defense bekam das Spiel jetzt ebenfalls besser in den Griff und mit rund acht Minuten auf der Uhr erhielt Watson den Ball zurück.
Doch es sollte kein magisches Comeback geben. Indianapolis, weiter viel in seinen Cover-2-Konzepten, ließ keine Big Plays zu und zwang Houston, über das Underneath-Passing-Game langsam das Feld runter zu gehen. Zusätzlich setzten die Colts Watson jetzt mit vielen Defensive-Back-Blitzes immer wieder unter Druck, so dass der beinahe noch eine Interception warf - und bei Fourth Down schließlich keinen Receiver fand. Turnover on Downs, Mack besorgte den Rest.
Die Colts reisen jetzt in der Divisional-Runde zu den Chiefs. Das Duell der Ravens und Chargers am Sonntagabend ermittelt, wer nach New England zu den Patriots darf.
Texans vs. Colts - die wichtigsten Statistiken
Houston Texans - Indianapolis Colts 7:21 (0:14, 0:7, 0:0, 7:0) BOXSCORE
- Einmal mehr fand Houston vor allem in kritischen Momenten keine Antworten auf T.Y. Hilton. Der fing fünf Pässe für 85 Yards. Der produktivste Colts-Offense-Skill-Player aber war Marlon Mack mit 24 Runs für 148 Yards und einem Touchdown.
- Das Run Game der Texans funktionierte überhaupt nicht. Abgesehen von Watson (8 ATT, 76 YDS), bei dem der Großteil der Yards aus Scrambles kamen, verzeichnete Houston acht Runs für 27 Yards.
- Zur Halbzeitpause war es die komplette Dominanz zugunsten der Colts. Indianapolis hatte nach zwei Vierteln 20 First Downs auf dem Konto, Houston ganze 6, sowie drei (7,3 zu 4,3) Yards pro Play mehr. Das letzte Team, das in der Wild-Card-Runde zuhause mit 21 Punkten zurücklag, waren übrigens auch die Texans: 2015, als es eine 0:30-Pleite gegen Kansas City setzte.
- Zwei individuelle Stats für Indy: T.Y. Hilton hatte beim ersten Drive drei Catches für 63 Yards - ein persönlicher Yards-Höchstwert bei einem Opening Drive. Für Luck war es das vierte Playoff-Spiel mit mehr als einem Touchdown-Pass, damit steht er auf dem geteilten 13 Rang gemeinsam mit Eli Manning, John Elway und Cam Newton.
- Eine individuelle Stat für Houston: Der Touchdown-Pass von Watson (23 Jahre alt) auf Coutee (21) bedeutet das jüngste Quarterback-Receiver-Tandem, das in den Playoffs einen Touchdown auflegt, seit dem NFL Championship Game 1948 (Bills vs. Colts). Coutee (11 REC, 110 YDS, TD) ist der erste Rookie seit mindestens 1950 mit über zehn Catches, über 100 Yards und einem Touchdown in einem Playoff-Spiel.
Der Star des Spiels: Andrew Luck (Colts)
Vor allem der Start in die Partie war nichts anderes als makellos. Fand die Lücken, bewegte sich - hinter starker Protection - sehr gut in der Pocket, wusste genau, wo seine Matchups sind. So brachte Luck den Game Plan von Reich perfekt aufs Feld, und er ging auch darüber hinaus: im Laufe des Spiels hatte Luck einige absolut spektakuläre Pässe in engste Fenster und perfekt weg vom Verteidiger; so etwa bei Third Down direkt nach dem Coutee-Touchdown. Das einzige Problem? Die an der Line geblockten Pässe durch Houstons Linemen.
Der Flop des Spiels: Deshaun Watson (Texans)
Watson hatte sicher - wie in jedem Spiel dieses Jahr - keinen einfachen Stand. Eine löchrige Offensive Line, merkwürdig konservative Play-Calls, die ihn in lange Second und Third Downs brachten und wenig individuelle Receiver-Qualität außerhalb von Hopkins. Und dennoch muss man ihn, neben O'Briens enttäuschendem Play-Calling, hier in die Pflicht nehmen.
Zwei potentielle Touchdown-Pässe (einer zu Hopkins bei Fourth Down, einer zum komplett offenen Ryan Griffin in der zweiten Hälfte) verfehlte er grausam, er wurde im Laufe des Spiels unsicherer in der Pocket, warf eine üble Interception und beinahe eine zweite und hatte selbst mit dem 3-Men-Rush Schwierigkeiten. Die Texans-Offense war über weite Teile der Saison eine Co-Produktion von Watson und Hopkins, die viele Schwachstellen überspielten. Dahinter hatte Houston keine Basis, auf die man zurückfallen konnte.
Analyse Texans vs. Colts: Die Taktiktafel
- Indianapolis war in puncto offensives Play-Calling eindeutig das bessere Team: die Colts liefen wie gewohnt aus ihren I-Formations, Heavy-Sets und Formationen mit mehreren Tight Ends - aber sie nutzten auch Misdirection und Reverse-Plays, und bauten auf alledem ihre Play-Action-Pässe und Run Pass Options auf. In Kombination mit der exzellenten Pass-Protection stand die Texans-Defense so von Anfang an vor einer schweren Aufgabe.
- Denn: Indianapolis hatte nicht nur im Play-Calling die Oberhand, auch die Play-Designs waren überlegen. Konstant fanden die Colts Lücken in den Zone Coverages der Texans, ging Houston in die Man Coverage, arbeitete Reich mit Rub-Routes und schnellen Underneath-Crossing-Routes. Die Texans brauchten bis in die zweite Halbzeit, ehe sie zumindest Letzteres aggressiver und damit auch erfolgreicher verteidigten.
- Houston dagegen fand offensiv nicht nur keinen Rhythmus - die Mischung passte auch nicht. Natürlich sind die Texans durch die löchrige Offensive Line in manchen Dingen limitiert, und O'Brien schien zu versuchen, mit einzelnen Big Plays früh im Drive lange Drives umgehen zu wollen.
- Die klappten allerdings - wenig überraschend - gegen die Cover-2-Varianten der Colts, die genau das verhindern sollen, nicht, und in der Folge wurde O'Brien konservativ, statt die Mid-Range gegen die Colts-Zone-Coverages zu attackieren. Runs in langen (First) Downs selbst mit dem 0:21-Rückstand, Underneath-Passing und zu wenig Misdirection und Zone Reads, um Indianapolis zu zwingen, die eigenen Coverage-Konzepte anzupassen. Es war über weite Strecken ein schlechtes Spiel von O'Brien.
- Auf der anderen Seite hatte Indianapolis defensiv aber ebenfalls einige aggressivere Calls mitgebracht; ein Trend, der bei den Colts schon seit einigen Wochen zu sehen war. So zeigte Indy einige Male den Blitz, brachte dann aber nur den 3-Mann-Rush, gleichzeitig ließ Defensive Coordinator Matt Eberflus häufiger als gewohnt auch Defensive Backs blitzen. Bei Watsons Interception spielte der Underneath-Zone-Verteidiger den Pass perfekt.