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NFL-Spielbericht: Verrücktes Chargers-Comeback schockt Steelers

Von Pascal De Marco
Die Los Angeles Chargers haben bei den Pittsburgh Steelers knapp gewonnen!
© getty

In einem vollkommen verrückten Spiel haben die Los Angeles Chargers mit 33:30 bei den Pittsburgh Steelers gewonnen. Bei einer 16-Punkte-Aufholjagd sorgten mehrere Touchdowns für viel Diskussionsstoff. Third-String-Running-Backs wurden zu wichtigen Faktoren und beim entscheidenden Field Goal benötigte es drei Anläufe.

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Ben Roethlisberger hatte nach der Niederlage bei den Denver Broncos in der Vorwoche öffentlich Kritik an Antonio Brown geäußert. Das Route-Running das Ausnahme-Wide-Receivers war in letzter Zeit nicht mehr auf der Höhe. Der schien die Nachricht persönlich zu nehmen und düpierte Casey Hayward trotz Off-Coverage beim ersten Drive für eine 46-Yard-Complation, die einen James-Conner-Touchdown zur Folge hatte. Conners zweiter 1-Yard-Run war es, der die Steelers schon nach dem zweiten Drive mit zwei Touchdowns in Führung brachte und bei beiden Scores war die zu überquerende Distanz für Pittsburgh gering.

Die Steelers hatten den Ball zunächst an der eigenen 42-Yard-Linie aufgrund eines verpassten Field-Goal-Versuchs erhalten und starteten beim zweiten Drive von L.A.'s 48-Yard-Linie. Erst beim dritten Drive erwachten die Chargers. Doch war vor Travis Benjamins 48-Yard-Touchdown ein eindeutiger False Start übersehen worden. L.A.'s Aufbäumen schien durch eine Derwin-James-Interception weiter aussichtsreich, doch waren die Probleme an der Line of Scrimmage nicht zu übersehen.

Pittsburghs Defensive Line kontrollierte das Run-Game der Chargers ohne Melvin Gordon und erlaubte nur 2 Yards in 9 Versuchen. Blitz-Pakete sorgten außerdem kontinuierlich für Stress bei Philip Rivers, der aus seinen Möglichkeiten noch das beste machte und immer wieder das funktionierende Matchup Keenan Allens mit Joe Haden suchte. Die O-Line der Steelers aber dominierte den Pass Rush der Chargers und verschaffte Big Ben und Antonio Brown genug Zeit, um den zuletzt vermissten Rhythmus aufzubauen. AB hatte zur Halbzeit 7 Receptions für 127 Yards und einen Touchdown.

Steelers vs. Chargers - L.A. dreht die Partie in der zweiten Halbzeit

Die Steelers gingen mit voller Kontrolle über das Spiel in den zweiten Durchgang, doch sollte sich plötzlich einiges ändern. Denn als Rivers Allen beim ersten Chargers-Drive in der zweiten Halbzeit für einen Touchdown suchte, schien Haden bereits die Interception sicher zu haben. Da aber auch Safety Sean Davis für den Ball ging, stießen beide zusammen und der Ball flog in hohem Bogen in die Hände von Allen. Es war der Game Changer, denn nun war auch die Defense elektrisiert.

Mit einem herrlichen Spin-Move ebnete sich Joey Bosa erstmals seinen Weg zu Big Ben und riss diesen zu Boden. Der darauffolgende Punt wurde dann zu allem Übel für die Steelers-Fans von Desmond King über 74 Yards in die Endzone getragen. Bitter: Auch bei diesem Play hätte gut und gerne ein Block in the Back geahndet werden können. Mit drei ungewöhnlichen Scores glichen die Chargers die Partie aus, doch war das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange an verrückten Dingen, die in diesem Spiel passierten.

Touchdowns von Third-String-Running-Backs Justin Jackson für die Chargers und Jaylen Samuels - James Conner verletzte sich im vierten Viertel und musste sofort darauf in der Kabine behandelt werde - führten das Spiel ausgeglichen in die finale Phase. Hier sollte Chargers-Kicker Michael Bagdley die Chance bekommen, sich für einen früh vergebenem Kick zu entschuldigen. Allerdings vergab er wieder. Doch gab ihm eine Offside-Penalty eine erneute Chance. Der zweite Versuch Bagdley wurde erneut geblockt, doch waren die Steelers erneut Offside. Da der dritte Versuch dann endlich sein Ziel erreichte, obwohl Pittsburgh erneut Offside ging, war das verrückte Spiel nun tatsächlich beendet.

Die Steelers verlieren ihr zweites Spiel in Folge und haben nun nur noch ein halbes Vorsprung auf die Baltimore Ravens. Die Chargers hingegen können nahezu sicher mit einer Wild Card rechnen, bekommen ihrerseits aber noch die Chance auf den Division-Sieg im direkten Duell mit Kansas City.

Steelers vs. Chargers - die wichtigsten Statistiken

Pittsburgh Steelers (7-4-1) - Los Angeles Chargers (9-3) 30:33 (13:7, 10:0, 0:8, 7:18) BOXSCORE

  • James Conner hat sich mit seinem 12. Rushing Touchdown des Jahres auf die fünfte Position der ewigen Steeler-Rangliste für Rushing-Touchdowns in einer Saison gebracht. Er und Todd Gurley sind die einzigen Running Backs mit mehreren Rushing Touchdowns in 5 Spielen dieser Saison.
  • Antonio Brown hat in 10 von 12 Spielen Touchdown-Pässe gefangen. Nur Carl Pickens 1995 und Jerry Rice 1989 haben während der ersten 12 Spiele ihres Teams in einer Saison mehr gefangen.
  • Keenan Allen hat in vier aufeinanderfolgenden Spielen Touchdown-Pässe gefangen. Damit hat er die erfolgreichste Serie seiner Karriere laufen.
  • Zwei Erstrunden-Picks des diesjährigen Drafts hatten gute Spiele. Steelers-Safety Terrell Edmunds kam zum ersten Sack seiner Karriere, während Chargers-Safety Derwin James seine dritte Interception dieser Saison fing.
  • Zum ersten Mal in der Geschichte der Franchise haben die Steelers in einem Heimspiel einen Vorsprung von über 14 Punkten verschenkt. Eine 16-Punkte-Führung gaben sie zum letzten mal 1981 bei den Seahawks her. Hier hatte die Führung 18 Punkte betragen.

Der Star des Spiels: Philip Rivers (Los Angeles Chargers)

Obwohl die Steelers im ersten Durchgang hohen Druck ausüben konnten und immer wieder gefährlich nahe an Rivers kamen, startete der Veteran heiß und brachte 10 seiner ersten 11 Pässe an. Gerade die Connection mit Keenan Allen funktionierte herausragend. Im zweiten Durchgang war Rivers dann spektakulär und fand immer wieder Lücken in der Steelers-Zone-Coverage. Den Blitz stellte er in der zweiten Hälfte komplett kalt.

Der Flop des Spiels: Joe Haden (Pittsburgh Steelers)

Haden hatte mit der Aufgabe Allen zu verteidigen mit Sicherheit keine einfache. Er bekam den Wideout aber zu keiner Zeit unter Kontrolle. Beim Touchdown Allens traf Haden keine Schuld. Allerdings beendete Allen das Spiel mit 14 Receptions für 148 Yards sowie einem Score. Und oft war eben Haden in Coverage, wobei die Steelers auch zu viele Matchups gegen Linebacker zuließen.

Analyse Steelers vs. Chargers: Die Taktiktafel

  • Kein Team nimmt sich vor dem Snap mehr Zeit als die Chargers. Diesmal versuchte L.A. aber häufiger als gewohnt mit No Huddle für Unruhe zu sorgen. Rivers ließ sich an der Line of Scrimmage dann aber wieder lange Zeit um mögliche Blitze durch voreilige Bewegungen zu erkennen. Für manch einen Charger war dies aber zu viel der Geduld. Bei mehreren Gelegenheiten schienen sich die Offensive Linemen der Chargers zu früh zu bewegen. Dies galt vor allem für Second-String-Tackle Sam Tevi.
  • Die Steelers zeigten sich immer wieder mit einer Menge Personal an der Line of Scrimmage und deuteten Blitze an, nur um dann wieder in Coverage zurückzufallen. Für Rivers waren so Lücken zu erkennen die er dann attackieren und nutzen konnte, wenn er genug Zeit dafür hatte. Dies war nicht häufig der Fall, doch traf er immer wieder enorm enge Fenster und hebelte Pittsburghs Zone Coverage so gelegentlich aus, um die Hoffnungen der Chargers am Leben zu erhalten.
  • Ohne Melvin Gordon galt die Show bei den Chargers Austin Ekeler. Sollte man meinen. Ekeler stand zwar bei nahezu jedem Snap auf dem Feld, wurde aber nur selten in Szene gesetzt. Grund dafür war, dass die Chargers nahezu gar kein Durchkommen an der Line of Scrimmage sahen. Rivers warf deshalb gerne, früh und häufig in die Richtung von Keenan Allen. Der wurde von Joe Haden in Man Coverage genommen, war damit aber klar überfordert.
  • Beim ersten Touchdown der Steelers schlug Antonio Brown Casey Hayward trotz Off-Coverage. Die Steelers schickten für das Play zwei Tight Ends auf das Feld und lockten die Chargers-Defense somit näher an die Line of Scimmage. Damit ergeben sich Downfield vor allem Räume, da L.A. in Cover 3 spielte. Browns Schnelligkeit übertrumpfte auch Jahleel Addae, der viel zu spät zur Unterstützung von Hayward kam.
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