Titans vs. Colts: Wie verteidigt Tennessee T.Y. Hilton?
Dabei wird eine ganz zentrale Frage lauten: wenn Tennessee in seine Man-Coverage-Konzepte geht und blitzt - wie verteidigen die Titans T.Y. Hilton? Indianapolis' klarer Nummer-1-Wideout ist einer der gefährlichsten Deep-Threats der Liga.
Kein Receiver (Minimum: 20 Deep Targets) hat eine bessere Catch-Quote bei Pässen über mindestens 20 Yards als Hilton (63,6 Prozent) dieses Jahr, seine 535 Yards bei Pässen über mindestens 20 Yards rangieren lediglich hinter dem hier alles überragenden Tyreek Hill (687 Yards).
Im ersten Saison-Duell zwischen diesen beiden Teams bekam es primär Adoree' Jackson mit Hilton zu tun - und das ging nicht gut aus. Hilton verzeichnete 155 Yards und zwei Touchdowns, mehrfach schlug er den ebenfalls äußerst schnellen Jackson tief. Halten die Titans an dieser Taktik fest? Jackson dürfte, wenn es an Eins-gegen-Eins-Matchups geht, immer noch Tennessees beste Antwort auf Hilton sein.
Titans angeschlagen - fällt Mariota aus?
Wenn das aber nicht reicht, könnte Dean Pees gezwungen sein, seine Defense strukturell etwas anzupassen. Das wiederum könnte Auswirkungen auf die Blitz-Pakete haben - und Tennessee wird die Offensive Line der Colts, selbst wenn Center Ryan Kelly nochmals ausfällt, aggressiv attackieren müssen, will man Luck unter Druck setzen.
Tennessee verfügt über eine komplexe Defense, die - in abgeschwächter Form, in Grundzügen aber vergleichbar - ähnlich wie auch Baltimore seine Blitzes und Pressure-Pakete verbergen kann. Doch durch die Verletzung von Logan Ryan fehlt bereits eine wichtige Säule in der Secondary, und noch größer wiegt der Ausfall von Defensive Tackle Jurrell Casey. Die Titans sollten so gegen den Pass weniger variantenreich und gegen den Run anfälliger daherkommen.
Und dennoch ist das personelle Fragezeichen in der Offense noch größer; denn auch Quarterback Marcus Mariota muss womöglich zuschauen. Der verletzte sich in der Vorwoche erneut und berichtete unter der Woche, dass nach einem Sack im Spiel gegen Washington seine rechte Körperhälfte taub wurde; vieles deutet darauf hin, dass Blaine Gabbert Tennessees Saison am Leben erhalten soll.
"In meinen Augen macht er seine Sache super", lobte Titans-Coach Mike Vrabel - genau wie sein Gegenüber am Sonntag ein Rookie-Head-Coach - Gabbert. "Jeder hier hat einen Job zu erledigen, als Starter oder als Backup. Wir alle müssen uns auf unsere Arbeit fokussieren, und das hat er in meinen Augen sehr gut gemacht."
Tennessee: Derrick Henry als Lösung?
Sieben Mal kam Gabbert dieses Jahr bereits zum Einsatz, seine beiden Starts gewann Tennessee früh in der Saison gegen Houston und Jacksonville. Doch gehört nicht allzu viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie die Colts Gabbert attackieren könnten.
Bereits vor zwei Wochen gegen Dak Prescott offenbarte Indianapolis einen deutlich Blitz-lastigeren Ansatz und präsentierte sich in der Front merklich aggressiver; eine ähnliche Vorgehensweise gegen Gabbert, der ebenfalls Probleme mit seinen (Pre-Snap-)Reads haben dürfte, sowie gegen die in Protection wacklige Titans-Line ist durchaus wahrscheinlich.
Tennessees Game Plan könnte somit eher auf das Run Game bauen. Derrick Henry hatte bei den beiden anderen Gabbert-Starts seine jeweils meisten Rushing-Versuche für diese Saison (je 18 in beiden Spielen) - bis zu den vergangenen Wochen, als er über die letzten drei Spiele 71 Mal für 492 Yards und sieben Touchdowns lief. Indianapolis hat eine gute Run-Defense, die muss Henry in den Griff bekommen.
"Ich habe das Gefühl, dass ich die Dinge viel besser sehe, wenn ich mal im Spielfluss bin", bekräftigte Henry unter der Woche seinen Wunsch nach vielen Carries. "Dann komme ich besser ins vertikale Run Game und habe das Momentum." Indy hat zuletzt Saquon Barkley und Zeke Elliott über weite Strecken sehr gut verteidigt. Gelingt das auch gegen Henry, wäre das für Indianapolis ein riesiger Schritt in Richtung Januar-Football.
Colts gegen Tennessee: Historischer Rekord für Luck?
Die Colts würden sicher gerne auf eine erneute Aufholjagd verzichten und stattdessen mit einem souveränen Sieg in die Postseason einziehen - ob als Division-Sieger oder als Wildcard-Team, beides wäre, wenn man sich an die Vorzeichen Ende Februar erinnert, ein riesiger Erfolg.
Und immerhin geht es gegen so etwas wie Lucks Lieblingsgegner: zehn Starts hat Luck bisher gegen Tennessee auf dem Konto, alle zehn Spiele haben die Colts gewonnen. Gelingt das auch am Sonntagabend, wäre es ein neuer NFL-Rekord - noch nie hat ein Quarterback elf Spiele gegen ein Team gewonnen, ohne dabei auch nur ein Mal zu verlieren.
"Das spielt keine Rolle", stellte Luck aber bereits klar, "wir wollen einfach dieses Spiel gewinnen, und dann beginnt alles von vorne. Was vorher passiert ist, was in vergangenen Jahren passiert ist, all das ist unwichtig. Selbst was letztes Wochenende passiert ist, spielt keine Rolle."
Es ist angerichtet für das Regular-Season-Finale. Und in gewisser Weise für den vorgezogenen Start der Playoffs.