NFL Konzepte: Hi-Lo Crosser
Markenzeichen:
- Ein vergleichsweise simples und dennoch äußerst effektives Konzept: Beim Hi-Lo-Konzept handelt es sich um einen Two-Level-Read für den Quarterback, das Feld wird also vertikal auf zwei verschiedenen Ebenen gezielt attackiert, hier im Schaubild durch den Tight End und den Slot-Receiver daneben.
- Wird gerne aus Stack-Formations gespielt, da der Spieler, der die tiefere In-Breaking-Route läuft, so für die Underneath-Route den Weg frei räumen kann. Das wäre im Schaubild auch ohne Stack-Formation der Fall, da der innen postierte Tight End die tiefere Route läuft und der Slot-Receiver rechts daneben die Underneath-Route.
So funktioniert das Konzept:
Nicht so prominent wie die Slant-Route und deren Kombinationen, doch als Konzept ebenfalls fester Bestandteil für jedes West-Coast-Offense-Team. Hi-Lo-Konzepte zwingen neben dem angesprochenen möglichen Pick-Element gegen Man Coverage mehrere Verteidiger dazu, nach innen zu ziehen - umso mehr, wenn es mit weiteren Crossing-Routes erweitert wird.
Die Hi-Lo-Konzepte können auch, wie hier ebenfalls abgebildet, mit Mesh-Routes und auch mit dem gesamten Mesh-Wheel-Konzept verschmelzen - etwas, das die Eagles unter Chip Kelly überaus häufig gemacht haben. So gibt es für den Quarterback mehrere vergleichsweise klare Reads und mehrere Möglichkeiten, um über die Route-Kombinationen einen offenen Receiver zu kreieren.
NFL Konzepte: Run Pass Options und Bootleg Play Action
Markenzeichen:
- Run Pass Options sind eine Erweiterung des Play-Action-Games: Während bei einem Play-Action-Pass der Quarterback schon vor dem Snap weiß, dass er die Ballübergabe an den Running Back nur antäuschen und dann den Pass suchen wird, hat er bei einer Run Pass Option tatsächlich die Wahl: Anhand eines vorher festgelegten Reads - meist konkret nur ein Verteidiger oder ein bestimmter Bereich des Feldes - entscheidet er am "Mesh Point" (der Moment, wenn der Quarterback dem Running Back den Ball hin hebt, ihn aber noch nicht übergeben hat), ob er den Ball übergibt, oder ob er ihn zurückzieht und stattdessen den Pass sucht.
- Entgegen der noch immer prominent vertretenen Meinung, wonach ein gutes Run Game notwendig sei, um ein effizientes Play-Action-Spiel zu haben, ist Letzteres sehr wohl ohne Ersteres möglich. Natürlich schadet ein gutes Run Game dabei nicht, doch lesen Verteidiger vor allem bestimmte Signale. Wichtiger ist also, wie gut die Line den Run-Fake verkauft und danach wie gut der Quarterback Selbiges tut. Es gibt keinen statistischen Zusammenhang, der belegt, dass ein gutes Run Game eine Voraussetzung für ein gutes Play-Action-Spiel ist.
So funktioniert das Konzept:
Run Pass Options waren schon vor der vergangenen Saison in der NFL im Umlauf, doch erst im Laufe des Vorjahres stürmten sie so richtig prominent auf die Bühne - vorneweg mit den Eagles, die die RPOs in nicht gerade kleinem Maße auf dem Weg zu ihrem Super-Bowl-Triumph nutzten.
Der große Vorteil der Run Pass Options ist die Tatsache, dass eine Post-Snap-Option eingebaut wird - egal, wie athletisch der eigene Quarterback ist. Beim Zone Read, der mit RG3, Colin Kaepernick und Russell Wilson vor einigen Jahren so richtig in die NFL stürmte, ist der Quarterback als Runner eine Bedrohung. Bei einer Run Pass Option wird der Quarterback ebenfalls aktiv eingebaut, der Stress für die Defense kann durch den eingebauten Pass sogar noch größer werden.
Generell sollte das Play-Action-Game, wie hier etwa abgebildet ein Bootleg-Pass, bei dem der Run in die eine Richtung angedeutet wird und der Quarterback dann mit Ball in die andere Richtung läuft um zu passen, eine wichtige Säule für jede Offense sein - schlicht und ergreifend, weil ein Play-Action-Pass sowie die Reads hierbei für den Quarterback in den allermeisten Fällen viel einfacher sind.
NFL Pass-Konzepte: Option-Routes und organisiertes Chaos
Option Routes: Man kennt sie vor allem von den New England Patriots, die Option Routes besonders gerne einsetzen und dadurch zusätzlich ihre ohnehin schwer lesbare Offense für die Defense noch komplexer machen. Dabei müssen der Quarterback und der oder die Receiver einen Verteidiger oder einen Bereich des Feldes lesen. Je nachdem, was der betreffende Verteidiger macht, hat der Receiver verschiedene eingebaute Route-Optionen während des Plays, diese Reads erfolgen also innerhalb von Sekundenbruchteilen. Werden sie aber richtig umgesetzt, sind sie nur sehr schwer zu stoppen.
Motion - Karten auf den Tisch: Aus keiner Offense mehr weg zu denken, auch wenn es manche Teams noch immer auffallend selten machen. Mit Pre-Snap-Motion - also Spielern, die sich in Bewegung setzen, bevor der Snap erfolgt - kann die Offense schon bevor das Play startet einen wertvollen Vorteil gewinnen. Je nachdem, ob ein Verteidiger dem sich in Bewegung setzenden Angreifer folgt, lässt sich mutmaßen, ob es Man oder Zone Coverage ist.
Ist Ersteres der Fall, kann die Offense zudem gezielt versuchen, noch vor dem Snap ein Mismatch zu kreieren - etwa indem ein guter Receiving-Back (Alvin Kamara beispielsweise) gegen einen Linebacker postiert wird. Auch die modernen Fullbacks haben hier eine zunehmend größere Rolle, die Offense von Kyle Shanahan in San Francisco ist das Musterbeispiel dafür.
Gegen Zone kann versucht werden, eine Coverage-Zone gezielt zu überladen. Mit Motion kann ein Offensive Coordinator auch vor dem Snap schon versuchen, einen Bereich oder eine Seite des Feldes "leer zu räumen", indem Verteidiger durch eine geänderte Formation gezwungen werden, diesen zu verlassen.
Organisiertes Chaos: Insbesondere die Seahawks und die Packers sind Meister dieser Disziplin - teilweise mit spektakulären, teilweise mit schlicht wilden Ergebnissen. Gemeint ist das Einplanen von Improvisation, das Trainieren des eigentlich Unplanbaren. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
In Seattle ist die Offensive Line seit Jahren ein großes Problem, obwohl hier immer wieder teure Ressourcen investiert wurden. Russell Wilson ist außerdem meisterhaft außerhalb der Pocket - genau wie Packers-Quarterback Aaron Rodgers, der nur zu gerne aus der Struktur eines Plays ausbricht.
Beide Teams haben grobe Vorgaben für diese Situationen, also wenn der Quarterback ungeplant aus der Pocket scrambelt und das ursprüngliche Play inklusive des eigentlich angepeilten Timings und der Laufwege der Receiver gewissermaßen nicht mehr gültig ist. Die Receiver müssen sich dann neu anpassen und haben verschiedene Zuteilungen, wie sie zum Quarterback zurück arbeiten und sich frei laufen können.
Das Problem hierbei: Verlässt der Quarterback Struktur und das ursprüngliche Play zu häufig, wird es für die Offense immer schwieriger, einen Rhythmus zu finden. Dann sind die Scramble Drills nämlich schnell der einzige Aspekt, der funktioniert - wenn sie funktionieren, denn aufgrund der Improvisation und der Strukturlosigkeit ist hier der schiere Zufall oftmals der größere Faktor.