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"...ich war viel zu aufgeregt"

Moritz Böhringer wurde in der 6. Runde von den Minnesota Vikings gedraftet
© Spox

Vor ziemlich genau einem Jahr stand Moritz Böhringer in Deutschland voll im Fokus - als erster deutscher Receiver sowie als erster Spieler direkt aus Europa überhaupt wurde er gedraftet, SPOX war damals live dabei. Ein Jahr später blickt er auf seinen Draft zurück, gibt anderen Spielern aus Deutschland Tipps und berichtet, wie er sich auf die neue Saison vorbereitet.

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SPOX: Herr Böhringer - wie geht es Ihnen? Wie war die Offseason bislang, wie läuft das Training?

Moritz Böhringer: Mir geht es sehr gut. Ich bin jetzt wieder in Minneapolis, davor war ich zwei Wochen lang in Florida. Jetzt bin ich für die OTAs ("Organized Team Activities", d. Red.) zurückgekommen.

SPOX: In Florida hatten Sie sich ja vor einem Jahr auch auf den Draft vorbereitet, war das der Grund, zum Training erneut dorthin zu fliegen? Und waren Sie dann vor Ort auf sich alleine gestellt?

Böhringer: Ganz genau, ich kenne da die Einrichtungen. Ich war nicht alleine, nein, andere Spieler haben dort ebenfalls trainiert. Am Morgen habe ich dann immer Geschwindigkeitsübungen und Ausdauertraining absolviert, am Nachmittag dann andere Einheiten gemacht. Bevor ich nach Florida geflogen bin, habe ich in den Team-Einrichtungen meine Krafteinheiten gemacht. Da waren dann natürlich auch Mitspieler aus dem Team, mit denen habe ich auch ein wenig zusammen trainiert.

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SPOX: In Florida aber gab es dann auch Training in der Gruppe?

Böhringer: Da waren noch zwei andere Europäer, einer der beiden hat vorher Rugby gespielt und versucht es jetzt ebenfalls, in die NFL zu kommen. Der andere war hier am College. Mit den beiden habe ich auch zusammen trainiert und Übungen auf dem Feld gemacht - Routes laufen beispielsweise.

SPOX: Gibt es einen Aspekt, an dem Sie besonders gearbeitet haben?

Böhringer: Das waren schon die Routes - und Bälle fangen. Die typischen Receiver-Sachen. (lacht)

SPOX: Und hatten Sie dafür vom Team Vorgaben bekommen? Oder haben Sie nach einem eigenen Plan trainiert?

Böhringer: Wir haben einen Plan für das Kraft- und Ausdauer-Training bekommen, daraus habe ich einige Dinge übernommen. Aber insgesamt habe ich schon eher nach meinem eigenen Plan gearbeitet. Was die Einheiten auf dem Platz angeht: Da bekommt man eigentlich keine Vorgaben.

SPOX: Rein auf das Route-Running bezogen: Gibt es da einen Punkt, an dem Sie besonders arbeiten müssen?

Böhringer: Generell geht es darum, einfach effektiver in meinen Routes zu sein und meine Arme richtig zu nutzen, solche Dinge. Diese Einheiten haben wir dann auch immer gefilmt und anschließend gemeinsam angeschaut, um die Routes zu analysieren. Das ist für mich eine gute Vorbereitung.

Böhringer nach der Saison im SPOX-Interview: "Ich war ziemlich unvorbereitet"

SPOX: Wie kann man sich dann unter dem Strich einen Trainings-Tag in der Offseason vorstellen?

Böhringer: In Florida haben wir ein wenig mehr gemacht: Los ging es wie gesagt mit Geschwindigkeits- und Ausdauer-Einheiten. Dann folgte das Krafttraining, dann die Routes. Am frühen Abend haben wir dann noch Übungen mit dem Ball gemacht. Ansonsten habe ich meistens morgens Krafttraining gemacht und am Nachmittag Routes trainiert.

SPOX: Die letzte Saison endete ja mit einem ziemlich dramatischen Spiel - wo haben Sie denn eigentlich den Super Bowl geschaut?

Böhringer: Ich war im Stadion! Jeder Spieler kann sich zwei Karten vom Team holen, und dann dachte ich mir: Einmal muss man da schon hingehen, einmal muss man den Super Bowl erleben - und als neutraler Zuschauer war das natürlich das perfekte Spiel. (lacht)

SPOX: Keine Frage! Allerdings rückt die kommende Saison schon wieder näher, als nächstes steht der Draft auf dem Programm - und vor einem Jahr standen Sie selbst noch im Mittelpunkt und wurden als erster Receiver aus Deutschland direkt in die NFL gedraftet. Was ist da bei Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Böhringer: (überlegt) Also zunächst einmal vor dem Draft das viele Reisen zu allen möglichen Teams und sich bei verschiedenen Teams alles anzuschauen. Das war auf jeden Fall interessant. Der Draft-Tag selbst ist ein anstrengender Tag, sehr nervenaufreibend. Natürlich, wenn man dann ausgewählt wird, das ist ein großes Highlight.

SPOX: Haben Sie sich im Vorfeld irgendwelche Szenarien ausgemalt? Haben Sie vielleicht auf ein Team oder eine Runde geschielt?

Böhringer: Nein, ich habe es schon eher auf mich zukommen lassen - beim Draft kann man das ohnehin nicht wirklich sagen. Da kann alles Mögliche passieren. Dass ich tatsächlich gedraftet werde, habe ich erst erfahren, als die Vikings auch wirklich angerufen haben. Das war drei Spots bevor sie dran waren.

SPOX: Was hat das Team Ihnen dann gesagt? Einfach nur dass sie Sie nehmen, wenn Sie in drei Picks noch auf dem Board sind?

Böhringer: Also genau weiß ich es ehrlich gesagt nicht mehr, weil ich viel zu aufgeregt war. (lacht) Sie haben auf jeden Fall gesagt, dass sie mich gerne hätten - und dann haben sie mich ja auch geholt.

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SPOX: Hatten Sie im Vorfeld irgendwie erwartet, dass es einen so krassen Medien-Rummel um Sie geben könnte? An diesem dritten Draft-Tag standen Sie irgendwann ja schon deutlich im Mittelpunkt, auch beim NFL Network.

Böhringer: Sagen wir es so: Es war eine gute Geschichte, von daher verstehe ich es. Ich hätte mir vielleicht erhofft, dass es ein bisschen weniger Rummel gegeben hätte. Aber es ist eben so passiert, und ich hatte ja genügend Leute, die geholfen haben, all das zu kontrollieren und auch auszuwählen. Hätte ich das alles alleine regeln müssen, wäre es vermutlich doch deutlich komplizierter gewesen.

SPOX: Sie haben die Reisen zu den Teams bereits angesprochen, dazu kommen der Pro Day und generell diverse Gespräche rund um den Draft-Prozess. Dabei sind die Scouts durchaus bekannt dafür, auch mal verrückte Fragen zu stellen - war das bei Ihnen auch der Fall?

Böhringer: Da war eher nichts Verrücktes dabei, nein. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass sie erstmal versucht haben, überhaupt irgendetwas über mich herauszufinden - die hatten eigentlich keinerlei Informationen. Sie wussten, dass die GFL mit den Top-Teams im College nicht vergleichbar ist, das war ihnen schon bewusst. Aber bei den Spielern, die aus dem College kommen, wissen die Teams ja nahezu alles. Bei mir haben sie eher allgemeine Fragen gestellt.

SPOX: Aktuell zeichnet es sich ja zunehmend ab, dass mehr junge Talente aus Deutschland und Europa generell versuchen, ihren Football-Traum in den USA zu verfolgen. Gibt es irgendetwas, das Sie diesen Spielern mitgeben könnten?

Böhringer: (überlegt) Hm, was die meisten machen: Sie zeigen dir Formationen und Spielzüge, und dann muss man sich den oder die Namen merken und wiedergeben können - sie testen also, ob du in der Lage bist, das System zu verstehen. Ich musste dann die gleiche Formation erneut zeichnen oder sie auch spiegeln. Das waren etwa fünf bis zehn verschiedene Schaubilder insgesamt.

SPOX: Zum Abschluss: Mit dem nächsten Draft quasi vor der Haustür - verfolgen Sie den Draft eigentlich? Schaut man als Spieler beispielsweise, ob das Team auf der eigenen Position einen möglichen Konkurrenten holt?

Böhringer: Das weiß ich noch nicht, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht schaue ich die erste Runde. Im Prinzip ändert es ja nicht wirklich was: Ich schaue mir am Ende die Ergebnisse an, dann sehe ich, wen das Team gedraftet hat. Im Endeffekt habe ich auf die Entscheidung ja allerdings ohnehin keinen Einfluss.

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