NFL

Den Kopf der Schlange töten

Von Florian Regelmann
In einem Rematch von Super Bowl XLII treffen die Patriots auf die Giants
© spox

New England Patriots vs. New York Giants. Oder: Tom Brady vs. Eli Manning. Oder: Super Bowl XLII reloaded. SPOX hat gemeinsam mit Damien Woody, zweimaliger Super-Bowl-Champion (XXXVI & XXXVIII) mit den Patriots und jetziger "ESPN"-Experte, alle Mannschaftsteile kurz vor dem Mega-Event (Mo., 0.15 Uhr im LIVE-TICKER) analysiert. Mit im Gepäck die Antworten auf die Fragen, warum Eli aktuell der bessere Quarterback ist und wieso ein bestimmtes Matchup alles entscheidet.

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Quarterback

Tom Brady vs. Eli Manning

"Ich gehöre zur Elite. Ich bin in einer Klasse mit Tom Brady." Das sagte Eli Manning vor der Saison und die Reaktionen der meisten Menschen waren gleich: Gelächter. Obwohl Eli bereits einen Super-Bowl-Ring auf seinem Konto hat, war er noch weit davon entfernt, dass man ihn in die oberste Quarterback-Riege einordnen würde.

Tja, wie sich die Zeiten doch ändern. Inzwischen lacht niemand mehr. Inzwischen ist es vollkommen klar, dass Eli zur absoluten Elite gehört. Und das nicht nur, weil sich "Eli-te" ohne Eli ja ohnehin nicht schreiben lässt... Eli Manning hat die beste Saison (29 TD, 16 INT, 4933 YDS) seiner Karriere hinter sich und ist der Hauptgrund, warum die Giants im Super Bowl stehen. Seine Playoff-Zahlen: 8 Touchdown-Pässe, nur 1 Interception.

Man muss es sich nur mal vorstellen: Gewinnt Eli Super Bowl XLVI, dann hat er in der einzigen Kategorie, auf die es ankommt, doppelt so viel erreicht wie sein großer Bruder Peyton. 2:1 in Sachen Super Bowls. 2? 1? Bei Brady steht jetzt schon die "3", und die "4" soll es werden. Bislang haben nur Terry Bradshaw (Steelers) und Joe Montana (49ers) als Quarterbacks viermal den Super Bowl gewonnen.

Brady hat erneut eine irre Saison (39 TD, 12 INT, 5235 YDS) hinter sich gebracht und wird extrem motiviert in den Super Bowl gehen. Zum einen hat er die Niederlage vor vier Jahren nie vergessen, bis heute hat er das Spiel nicht mehr angeschaut. Und zum anderen war Brady sehr unzufrieden mit seiner Leistung im AFC Championship Game und will eine Reaktion zeigen.

Während Brady häufig auf ein schnelles, kurzes Passspiel setzt und immer wieder seine "Inside"-Optionen sucht, allen voran Tight-End-Monster Rob Gronkowski und Wide Receiver Wes Welker, baut Manning mehr auf weite Big Plays auf seine besten Receiver Victor Cruz und Hakeem Nicks.

Eines ist aber bei beiden Quarterbacks gleich: Bekommen sie Zeit, werden sie die gegnerische Defense auseinander nehmen.

Das sagt Damien Woody: "Brady hat natürlich die Erfahrung auf seiner Seite. Aber wenn ich mich entscheiden muss, wer jetzt im Moment der bessere Quarterback ist, dann würde ich Eli nehmen. Im Moment ist Eli besser in Form. Er spielt auf einem wahnsinnig hohen Niveau, gerade in den Playoffs."

Vorteil: Giants.

Sonntag, 0 Uhr: Der Super Bowl live auf ESPN America!

Running Back

BenJarvus Green-Ellis / Danny Woodhead vs. Ahmad Bradshaw / Brandon Jacobs

Bei beiden Teams spielt das Laufspiel nur eine sehr untergeordnete Rolle. Die Giants waren einmal ein Power-Running-Football-Team, aber die Betonung liegt auf waren. In der Regular Season erzielte kein Team so wenige Rushing-Yards pro Partie (89,2) wie die G-Men. Die Patriots landeten immerhin auf Rang 20 (110,2).

In den Playoffs sind beide Teams in puncto Rushing besser geworden, aber keines der beiden Teams hat hier wirklich einen Vorteil.

Die Giants müssen Bradshaw und Jacobs zumindest so gut ins Spiel einbinden, damit es Play-Action-Optionen für Manning eröffnet. Und die Patriots müssen vor allem Geduld mit dem Laufspiel zeigen, wenn die Giants-Defense sie quasi zum Laufen auffordern wird.

Mit BenJarvus Green-Ellis hat New England jemanden, der erstens so gut wie nie Fumbles produziert und zweitens in der Red Zone die toughen Yards zum Touchdown rauslaufen kann.

Das sagt Damien Woody: "Klar, beide Mannschaften gehören nicht zu den Top-Rushing-Teams, aber bei beiden ist das Laufspiel gegen Ende der Saison besser geworden. Was die Patriots besonders gut machen, ist das Laufspiel aus dem No Huddle heraus. Das machen sie oft und gut. Das müssen die Giants versuchen zu stoppen."

Vorteil: Ausgeglichen.

Receiver/Tight End

Wes Welker / Rob Gronkowski / Aaron Hernandez / Deion Branch vs. Victor Cruz / Hakeem Nicks / Mario Manningham / Jake Ballard

Brady hat drei Hauptanspielstationen. Star-Receiver Wes Welker (1569 YDS, 9 TD) und die beiden Tight Ends Rob Gronkowski und Aaron Hernandez. Niemand spielt eine Two-Tight-End-Offense wie New England. Gronkowski hat eine Saison (1327 YDS, 17 TD) hinter sich, die so überragend war, dass einem fast die Worte fehlen. Ein fitter Gronkowski ist schlicht und ergreifend nicht zu stoppen. Kann man vergessen. Das Problem aus Sicht der Pats: "Gronk" ist nicht fit, sondern leidet an einer Knöchelverletzung, die ihn wohl ziemlich behindern wird.

Die Giants werden außerdem versuchen, Brady dazu zu zwingen, dass er nach Außen werfen muss zu Deion Branch. Chad Ochocinco wäre theoretisch eine Option, aber die Diva war die ganze Saison kein Faktor - es ist fraglich, ob Ochocinco überhaupt im Kader stehen wird.

Eli Manning auf der anderen Seite hat mit Victor Cruz, Hakeem Nicks und Mario Manningham drei exzellente Receiver zur Verfügung, dazu kommt Tight End Jake Ballard, der in der Red Zone gefährlich ist. Cruz kannte vor der Saison niemand, jetzt hat er sich aus dem Nichts zu einer überragenden Big-Play-Maschine entwickelt, die so gut wie alles fängt, was auch nur in ihre Nähe geschmissen wird. Und ist Cruz mal abgemeldet, gibt es immer noch Nicks. Und Manningham.

Und das alles gegen eine Patriots-Secondary, die im Endeffekt eines Super Bowls nicht so richtig würdig ist. Dass mit Julian Edelman ein Wide Receiver in Defense-Packages eingesetzt wird, sagt alles und bedarf keines weiteren Kommentars.

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Das sagt Damien Woody: "Zwei ganz unterschiedliche Systeme. Die Patriots haben nun mal das beste Tight-End-Tandem, das es gibt. Aber die Verletzung von Gronkowski ist nicht ohne. Er wird spielen, das ist nicht die Frage, aber wie effektiv wird er sein? Niemand weiß es. Das müssen wir abwarten. Die Giants haben drei richtig gute Receiver. Einem Quarterback wie Eli und solchen Receivern sind die Patriots noch nicht gegenüber gestanden. Cruz ist der heißeste Receiver überhaupt. Ich sehe da riesengroße Probleme auf New England zukommen."

Vorteil: Giants.

Offensive Line

Matt Light / Logan Mankins / Dan Connolly / Brian Waters / Nate Solder (Sebastian Vollmer) vs. David Diehl / Kevin Boothe / David Baas / Chris Snee / Kareem McKenzie

Kommt der Pass-Rush der G-Men zu Brady durch und macht ihm das Leben zur Hölle? Wenn ja, heißt der Super-Bowl-Champion New York Giants. Wenn nicht, dann heißt er New England Patriots. Es ist im Prinzip ganz simpel. Die O-Line der Patriots hat den wichtigsten und schwierigsten Job des Super Bowls vor sich.

Sowohl in Super Bowl XLII als auch beim letzten Duell in der Regular Season konnten die Giants extremen Druck auf Brady ausüben. Das müssen die Pats unbedingt verhindern. Schaffen es die O-Line-Jungs nicht, dass Brady aufrecht stehen bleibt, wird es düster. Das Personal, um Brady zu beschützen, hat New England.

Die Guards Logan Mankins und Brian Waters wurden in dieser Saison in den Pro Bowl gewählt, Left Tackle Matt Light war in seiner Karriere auch mehrfach Pro Bowler. Die RT-Position wird wohl wieder von Rookie Nate Solder ausgefüllt werden, da Sebastian Vollmer nach seiner langen Verletzungspause (Rücken/Fuß) in der Super-Bowl-Woche auch noch krank gewesen ist und Belichick kaum was ändern wird.

Aber auch die O-Line der Giants hat genügend eigene Probleme. Sie ist nämlich deutlich schwächer besetzt als die der Patriots. Was die Leistungen von Manning nur noch bemerkenswerter macht. Die Giants trennten sich vor der Saison von Shaun O'Hara und Richie Seubert und verloren so zwei Starter, die so was wie Herz und Seele waren. Dazu kam dann noch der Saisonausfall von Left Tackle William Beatty.

Die zusammengewürfelte Giants-O-Line hat große Schwächen. Und die Patriots-D-Line hat das Potenzial, um für Terror zu sorgen.

Das sagt Damien Woody: "Im Rampenlicht steht in erster Linie die O-Line von New England. Ich gehe sogar soweit zu sagen: Das Matchup zwischen der O-Line der Patriots und der D-Line der Giants entscheidet den Super Bowl. Wenn die Patriots Brady beschützen können, werden sie gewinnen. Wenn nicht, dann nicht. Es ist DAS Matchup. Aber: Die O-Line der Giants macht auch Sorgen, die waren zuletzt richtig schlecht. Eli hat eine ganze Menge Hits abbekommen und stand ständig unter Druck. Im Endeffekt wird es einfach darauf ankommen, wer seinen Quarterback besser beschützen kann."

Vorteil: Patriots.

Hier geht's weiter zur Defense und zur Prognose

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