Zur Pause von Spiel 2 wusste noch niemand, dass die Mavs den Sieg wieder in der letzten Minute verzocken würden, aber Charles Barkley erklärte die Serie in seiner Rolle als TV-Experte in der Halbzeit dennoch schon für beendet.
"Dallas kann OKC nicht schlagen. Nie im Leben kann Dallas OKC viermal schlagen. Die Mavs vermissen DeShawn Stevenson und Tyson Chandler. Ich habe all meinen Freunden gesagt, dass sie keine Chance haben", so Barkley.Das Interessante daran: Barkley schreibt die Mavs nicht in erster Linie ab, weil er die Thunder für so stark halten würde. Nein, Barkley äußerte sich auch kritisch über OKC und prophezeite, dass es für die Thunder noch ihr Untergang in den Playoffs sein würde, wenn ihre Jumpshots mal nicht fallen.
Wie sollen die Mavs 4 aus 5 gewinnen?
Kurzum: OKC schlägt Dallas in erster Linie mal deshalb, weil Dallas zu schwach ist. So zumindest die Meinung von Barkley.
Wenn man die gesamte Saison der Mavs verfolgt hat, mit diesen beiden Spielen in Oklahoma City als vorläufigen negativen Höhepunkt, dann kann man ihm nur zustimmen. Die Mavs haben es in dieser Saison einfach nicht drauf. Wer das jetzt immer noch nicht einsehen will, dem scheint kaum mehr zu helfen.
Die Mavs sollen jetzt plötzlich vier der nächsten fünf Spiele gewinnen, gegen einen jüngeren und besseren Gegner? Wie? Wie soll das gehen?
Dallas war in der gesamten Saison auswärts schwach (13-20) und Dallas war in der gesamten Saison nicht in der Lage, die Mehrheit der engen Spiele für sich zu entscheiden. Beides bestätigt sich aktuell in der Postseason. In Spielen, die mit 5 Punkten oder weniger entschieden wurden, lautet die Bilanz inklusive Playoffs jetzt 10-15.
Nach 0-2 ist die Sache normal durch...
Die Mavs finden fast immer einen Weg, um die Spiele in der Crunchtime herzugeben. Alleine die vier Spiele in OKC haben sie zusammengerechnet mit nur 10 Punkten Differenz verloren.
"Wir haben einfach nicht genug Plays gemacht. Es ist tough, darüber gibt es keinen Zweifel. Wir hatten unsere Chancen, aber wir haben sie nicht genützt. Sie haben ein Play mehr gemacht als wir, so ist das im Playoff-Basketball", bilanzierte Mavs-Coach Rick Carlisle nach Spiel 2.
"Wenn ich den Dreier aus der Ecke rein mache und wir mit 4 vorne sind, ist das Spiel durch. Ich war offen", trauerte Dirk Nowitzki seiner verpassten Chance nach.
Wie unwahrscheinlich es rein statistisch nach dem 0-2-Rückstand schon für die Mavs geworden ist, das Conference-Halbfinale zu erreichen? In der NBA-Geschichte haben nur 14 Teams nach einem 0-2 eine Best-of-seven-Serie noch gewonnen.
Nowitzki: "Westbrook killt uns"
Wenn Dallas es zumindest noch spannend halten will, muss sich der Coaching-Staff vor allem ein Mittel einfallen lassen, das Russell Westbrook in irgendeiner Form bremsen kann. "Er ist der Typ, der uns killt", erkannte auch Nowitzki.
Westbrook hat die Mavs in den ersten beiden Spielen zerstört. Ganz egal, ob er von Delonte West, Jason Kidd oder Jason Terry verteidigt wurde, oder ob es die Mavs mit der Zone probiert haben. Rodrigue Beaubois, der in Spiel 2 seine ersten fünf Minuten der Serie bekam, sollte eine Option sein. Zumal Vince Carter trotz eines wichtigen Treffers in den letzten Minuten insgesamt sehr enttäuscht (7/23 FG in 2 Spielen).
Es muss nach Spiel 2 auch umso erschreckender für die Mavs sein, dass die anderen Teile des One-Two-Three-Punchs der Thunder, Kevin Durant und James Harden, gemeinsam auf eine grauenvolle Quote von 29 Prozent aus dem Feld kommen (7/24) und Dallas das Spiel dennoch verliert.
Durant hatte am Ende sogar mehr Turnover (7) als Field Goals (5) auf dem Konto. Nicht auszudenken für die Mavs, was passiert, wenn der NBA-Topscorer erst mal in die Gänge kommt.
Marion: Besser kann man Durant nicht verteidigen
Besonders für Shawn Marion müssen die beiden Niederlagen schwer zu verkraften sein, denn es ist wohl schlicht unmöglich, Durant besser zu verteidigen, als er es in der Serie bislang gemacht hat. Nowitzki merkte an, dass Durant in der ganzen Saison wohl von niemandem besser verteidigt wurde.
"Ich mache es ihm schwer. Aber am Ende schießt er eben 20 Freiwürfe. Puh, 20 Freiwürfe, das ist schwer zu stoppen. Ich bin geliefert. Ich will nichts sagen, was mich in Schwierigkeiten bringt", ließ Marion seinen Frust zumindest ein bisschen raus.
In Wahrheit nahm Durant zwar "nur" 16 Freiwürfe (14/16), aber Marion trifft den Nagel dennoch auf den Kopf. Freiwürfe waren eines der großen Themen in Spiel 2. OKC schoss 37/39 von der Linie, ein brutaler Wert.
Ein Wert, der aber nicht wirklich verwunderlich ist. Kein Team in der gesamten Liga hat in der Regular Season so viele Freiwürfe pro Spiel genommen (24,1) und getroffen (82,3 Prozent) wie die ständig penetrierenden Thunder.
Nowitzki vs. Perkins
Neben den Freiwürfen ein weiteres Gesprächsthema, das für viel Zündstoff gesorgt hat: Das Duell zwischen Nowitzki und Kendrick Perkins.
Im ersten Viertel kassierten die Beiden Double-Technicals, nachdem sie im Kampf um die Position beim Rebound heftig aneinander geraten waren. Gegenseitige Schubser, gegenseitiger Trash-Talk - es war eine Szene, die zeigte, wie aufgehitzt die Stimmung zwischen diesen Teams geworden ist.
"Das war gar nichts. Er hat versucht, mich einzuschüchtern. Dann habe ich ihm eine zurückgegeben, wir haben über ein paar Sachen geredet und dann ging es weiter. Ich denke nicht, dass es irgendetwas Besonderes war. Es sind halt die Playoffs, zwei Teams, die sich nichts schenken. Ein hartes Play, mehr nicht", spielte Nowitzki die Szene herunter.
Ganz im Gegenteil zu seinem Head Coach, der nach dem Spiel kurzzeitig die Fassung verlor und Perkins angriff. Der Thunder-Center hatte Nowitzki einen Schlag in den Rücken verpasst, worauf der Finals-MVP reagierte und die Schulter in Perkins rammte.
Carlisle attackiert Perkins
"Es ist Playoff-Basketball, da geht es eben physisch zu. Wir mögen keine Cheap Shots, und sie mögen keine Cheap Shots. Das liegt in der Natur der Sache. Hey, ich liebe harte, saubere Serien. Man wirft den Ball hoch und der Bessere soll gewinnen. Aber dieser dreckige Scheiß muss aufhören. Wir wollen nicht, dass sich jemand verletzt", polterte Carlisle.Er, der sich nach Spiel 1 ja schon beklagt hatte, dass Nowitzki ständig gehalten würde.
Objektiv betrachtet hatte Nowitzki mindestens genauso viel mit der Auseinandersetzung zu tun wie Perkins. Es sind zwei Teams, die es sich mächtig geben. Da landet mal die Hand von Serge Ibaka im Gesicht von Nowitzki, da packt der Deutsche aber auch mal einen Monster-Flop aus, wie in der Schlussphase geschehen, als er gegen Derek Fisher das Foul - sagen wir - kreierte.
So muss Playoff-Basketball sein. Aus Sicht der Mavs hat es nur immer den gleichen bitteren Ausgang. "Wir müssen die Spiele besser beenden. Spiel 3 müssen wir gewinnen. Wir müssen in der Schlussphase einfach nur ein bisschen besser sein", sagte Nowitzki. Das Problem: Wer glaubt denn schon, dass das passieren wird? Finger hoch? Wer sich jetzt meldet, ist wirklich mutig.
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