NBA

Neuer Coach, neue Strategie - und der ewige Kevin Durant: Warum die Phoenix Suns aktuell die Nummer eins im Westen sind

Von Stefan Petri
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Auch wenn es (fast) immer eng wird: Die Phoenix Suns eilen aktuell von Sieg zu Sieg. Das liegt auch am nun verletzten Kevin Durant - aber nicht nur.

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Phoenix Suns: Vom Sweep in der 1. Playoff-Runde an die Spitze des Westens

Als die Minnesota Timberwolves die Phoenix Suns in den vergangenen Playoffs in der 1. Runde mit 4-0 abfertigten, stand es im vierten Spiel viereinhalb Minuten vor dem Ende 107:107. Klassische "Clutch-Situation", ein Spiel, das sich in den letzten fünf Minuten innerhalb von fünf Punkten befindet. Die Suns hatten einen überragenden Devin Booker (49 Punkte) und einen starken Kevin Durant (33), aber die Wolves gewannen am Ende dennoch mit 122:116 und machten den Sweep gegen einen Kontrahenten perfekt, der mit Titelambitionen in die Saison gestartet war.

Warum? Weil bei Phoenix aus der zweiten Reihe viel zu wenig kam - kein anderer Spieler punktete zweistellig -, weil man insgesamt nur zehn von 26 Dreiern traf, und weil die Offense ohne wirklichen Point Guard nicht in die Gänge kam. "Sie haben ihr Spiel in der Schlussphase durchgebracht und wir nicht", bilanzierte Booker im Anschluss. Auch das klar verlorene Schlussviertel (24:32) passte ins Bild: Trotz der überragenden Scorer im Team waren die Suns in der Regular Season 2023/24 das schlechteste Team im 4. Viertel gewesen. Schlechter als die Detroit Pistons (14-68), Washington Wizards (15-67) oder Charlotte Hornets (21-61). Das muss man erst einmal schaffen.

In der Offseason musste also etwas passieren. Aufgrund der hohen Gehälter war der Handlungsspielraum des Front Office eingeschränkt, dennoch agierten General Manager Jamal Jones und Co. durchaus umtriebig: Neuer Head Coach, neue Philosophie, neuer Point Guard, neue Bank.

Nach zweieinhalb Wochen der neue Regular Season 2024/25 muss man festhalten: Die Suns scheinen alles richtig gemacht zu haben! Mit acht Siegen aus neun Spielen führt das Team die Western Conference gemeinsam mit den Oklahoma City Thunder an. Weil die Maßnahmen aus dem Sommer voll aufgegangen sind - und weil sich manche Dinge einfach nie ändern.

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Phoenix Suns: Head Coach Mike Budenholzer nutzt den neuen Kader voll aus

Beginnen wir mit dem neuen Head Coach: Mike Budenholzer, der auf 60-Siege-Saisons mit den Atlanta Hawks und Milwaukee Bucks zurückblicken kann, wurde verpflichtet, um dem Starensemble Struktur zu geben. Dafür musste Defensivspezialist Frank Vogel gehen. Der hat wie "Coach Bud" bereits einen Titel gewonnen und passte auf dem Papier vermeintlich gut zu den "Big Three" Durant, Booker und Bradley Beal: Die Offense wird mehr oder weniger von selbst funktionieren, Vogel bringt die Defense auf Vordermann.

Dieses Rezept ging bekanntlich nicht auf, mit Budenholzer läuft es bislang viel besser. Übrigens auch defensiv: Das Defensive Rating von 110.9 bedeutet derzeit Rang neun (Zahlen vom 9. November) und ist fast vier Punkte besser als letzte Saison. Der 55-Jährige setzt auf Struktur in der Offense, gibt seinen Stars aber gleichzeitig genügend Spielraum. Und will, ganz im Trend mit dem Rest der NBA, mehr Dreier sehen.

Zu Vogels Verteidigung muss herangezogen werden, dass der Kader deutlich besser zusammengestellt ist als im letzten Jahr. An erster Stelle muss hier der neue Point Guard Tyus Jones zu nennen. Der 28-Jährige hat die historisch gesehen beste Assists-to-Turnover-Ratio. Heißt: Er bereitet Körbe vor, verliert dabei aber so gut wie nie den Ball. Eigentlich wäre Jones für die Suns unbezahlbar gewesen, aber die schwierige Free Agency spielte ihnen in die Hände - gute Angebote bekam der nämlich nur von Kellerkindern wie den Pistons oder Wizards. "In meinem ersten Gespräch mit meinem Berater sagte ich: 'Man, ich wünschte sie hätten mehr Geld zur Verfügung, denn in puncto Basketball passt es perfekt'", verriet Jones gegenüber ESPN. Für diese perfekte Situation verzichtete er auf Millionen von Dollar und unterschrieb für ein Jahr und das Minimum.

Dahinter wurde ebenfalls fleißig getüftelt. Monte Morris kam als zweiter Point Guard für die Bank, mit Mason Plumlee ein weiterer Big Man. Die Verträge von Josh Okogie und Royce O'Neale wurden verlängert, und mit Ryan Dunn kam im Draft (Nr. 28) ein guter Wing Defender, der auf dem College aber kein Scheunentor getroffen hatte.

Fazit: Alles solide bis gute Moves, ohne das Roster auf links gekrempelt zu haben. Dass sie so einschlagen würden, damit konnte man nicht wirklich rechnen. Schauen wir uns die Problemzonen aus den vergangenen Playoffs im Vergleich an.

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Kadertiefe

Kaum zu glauben, aber wenn alle fit sind, ist der Suns-Kader ... tief? Budenholzer nutzt das bisher voll aus ("Es braucht von allen ein bisschen, um Spiele zu gewinnen"): Neun Spieler sehen über 15 Minuten Einsatzzeit pro Partie, auch ist Guard Damion Lee ist nach langer Leidenszeit auch wieder eine Option. Wer die Stars dabei in den entscheidenden Situationen flankiert, wird von Fall zu Fall entschieden. Von Royce O'Neale bis Center Jusuf Nurkic hatten schon einige Rollenspieler ihre Momente, Rookie Dunn trifft über 39 Prozent seiner Dreier und bildet mit O'Neale eine defensive Flügelzange. Und Jones hält den Laden am Laufen (6,6 Assists bei nur 1,2 Turnover pro Spiel). "Er macht uns das Leben so viel leichter", lobte Beal, der letztes Jahr mit Booker im Ballvortrag aushelfen musste. "Mir ist eine richtige Last von den Schultern genommen. Wir können uns nun auf unsere Stärken konzentrieren."

Dreier

32,6 Dreier nahmen die Suns letzte Saison im Schnitt. Die Big Three sind bekannt für ihre exzellenten Trefferquoten aus der Mitteldistanz, aber die Mathematik lässt sich eben nicht besiegen. Deshalb wurde die Zahl der Abschlüsse von Downtown auf über 39 gesteigert, macht ligaweit Platz sieben. Noch ist die Saison keine zehn Spiele alt, aber die Trefferquote stimmt ebenfalls: 38,3 Prozent, ebenfalls Rang sieben. Und das, obwohl der Dreier bei Booker (32,4 Prozent) und Grayson Allen (33,3 Prozent) noch nicht fallen will. O'Neale (52,6 Prozent!) und Okogie (50 Prozent) springen derweil in die Bresche.

4. Viertel / Clutch

Bei den Ballverlusten haben die Suns noch Luft nach oben, durchschnittlich 13,4 bedeuten einen Mittelfeldplatz. Letzte Saison belegte Phoenix in dieser Hinsicht Rang 25, auch hier ist der erste Trend also positiv. Das macht sich auch im Schlussviertel bemerkbar: Aus einem Net Rating von -11,6 ist ein positives geworden (+2,3). Wie geschmiert läuft es in Clutch-Situationen: Die Suns haben alle sieben engen Spiele bisher gewonnen, das Net Rating in der Clutch beträgt unglaubliche +45,3! Natürlich ist die Sample Size hier noch extrem gering, die Zahlen werden sich noch einpendeln. Aber es dürfte in den Schlussminuten weiterhin besser laufen als 23/24: Da lieferte man trotz Durant, Booker und Co. nur mittelmäßig ab (20 Siege, 21 Niederlagen).

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Phoenix Suns: Kevin Durant spielt auf MVP-Level

Dass die Suns bisher in der Crunchtime nicht zu knacken sind - diese Erfahrung machten zuletzt die Dallas Mavericks - liegt nicht nur, aber zu großen Teilen an Kevin Durant. Wie groß genau sein Einfluss ist, werden die Suns nun schneller erfahren, als ihnen lieb sein dürfte. US-Medien berichten übereinstimmend, dass Durant mit einer Wadenzerrung die nächsten Wochen zum Zuschauen verdammt ist. Doch obwohl er mittlerweile 36 Jahre alt ist, hat der 2,11-Meter-Mann bisher trotz mehrerer schwerer Verletzungen in der Vergangenheit nichts von seinen Fähigkeiten eingebüßt, gerade offensiv. Im Gegenteil, gefühlt wird der "Slim Reaper" immer noch besser. Bei den Olympischen Spielen in Paris war er in den entscheidenden Spielen neben Stephen Curry der Go-to-Guy, bei den Suns gehört die Bühne allein ihm. Ob mit seinen unaufhaltsamen Midrange-Jumpern oder den schlangengleichen Drives zum Korb, die Defenses beißen sich an Durant die Zähne aus.

35 Punkte hat KD in Clutch-Situationen bereits erzielt, das ist Platz eins in der Liga. Und nicht etwa deshalb, weil er so viele Würfe nimmt - sondern vor allem deshalb, weil er sie trifft: Bisher hat er in der "Clutch" von 14 Zweipunktwürfen unglaubliche zwölf getroffen, das spottet jeder Beschreibung. Auch sonst können sich die Zahlen sehen lassen: 27,6 Punkte pro Spiel bedeuten Rang neun, bei 55,3 Prozent aus dem Feld und fast 43 Prozent von Downtown. Dazu kommen 6,6 Rebounds und 3,4 Assists. Wäre es für MVP-Diskussionen nicht noch viel zu früh, KD wäre weit vorn mit dabei. Und Zeit für eine Fehde mit Stephen A Smith von ESPN hat er auch noch.

Zufrieden ist man in Arizona vor allem mit den vielen Siegen, noch nicht mit der Art und Weise. Schließlich wird es auch deshalb immer wieder so eng, weil man Führungen verspielt und sich auch von schwächeren Teams wie den Portland Trail Blazers (103:97) oder den ersatzgeschwächten Philadelphia 76ers (118:116) nicht absetzen kann. Insgesamt haben die Suns im Saisonverlauf erst magere 30 Punkte mehr erzielt als die Gegner, das hat es laut ESPN mit einer so guten Bilanz bisher erst ein weiteres Mal gegeben.

Auch ein Durant wird irgendwann nicht mehr jeden Wurf in den Schlussminuten treffen. Er kann der Situation allerdings auch etwas abgewinnen: "Wir wollen das nicht jedes Spiel so eng haben, aber je mehr, desto besser, um ehrlich zu sein. Denn so läuft es normalerweise in den Playoffs, oder im Saisonendspurt", erklärte er. "Je mehr wir uns in diesen Situationen wohlfühlen, desto besser."

Damit sich eine Serie wie gegen die Timberwolves im kommenden Frühling nicht wiederholt.

NBA: Wichtige Termine der Saison

DatumEvent
12. November

Start NBA Cup

17. Dezember

NBA Cup Finale

25. Dezember

Christmas Day Games

6. Februar 2025

Trade Deadline

14.-16. Februar 2025

All-Star Wochenende

13. April 2025

Ende der Regular Season

15.-18. April 2025

Play-In Turnier

19. April 2025

Start der Playoffs

5. Juni 2025

Start der NBA Finals

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