NBA

Panel zum Start der NBA Playoffs: "Dallas kann jeden schlagen- mit einer Ausnahme"

Von Robert Arndt/Stefan Petri/Ole Labes
giannis-lillard
© getty

Die Regular Season der NBA ist beendet - Zeit für die Playoffs! Wie weit kann es für die Dallas Mavericks um Luka Doncic gehen? Kommen die Boston Celtics mit dem Druck klar, hätten die New York Knicks lieber tanken sollen - und ist überhaupt ein Druck gegen die Denver Nuggets und Nikola Jokic gewachsen? Drei SPOX-Redakteure diskutieren im Panel.

Cookie-Einstellungen

Außerdem: Warum die Entwicklung von Anthony Edwards Sorgen macht, bei OKC nicht nur Shai Gilgeous-Alexander im Fokus steht - und den Milwaukee Bucks und Giannis Antetokounmpo schon wieder ein frühes Aus droht.

NBA Playoffs 2024: Alle Termine und Infos im Überblick

NBA Playoffs 2024: Alle Serien in der Übersicht

ConferencePaarung
East(1) Boston Celtics - (8) tba
East(2) New York Knicks - (7) Philadelphia 76ers/Miami Heat
East(3) Milwaukee Bucks - (6) Indiana Pacers
East(4) Cleveland Cavaliers - (5) Orlando Magic
West(1) Oklahoma City Thunder - (8) tba
West(2) Denver Nuggets - (7) New Orleans Pelicans/Los Angeles Lakers
West(3) Minnesota Timberwolves - (6) Phoenix Suns
West(4) L.A. Clippers - (5) Dallas Mavericks
doncic-irving
© getty

NBA Playoffs 2024: Die Dallas Mavericks sind das zweitbeste Team im Westen

Robert Arndt: Die letzten Tage hätten für Dallas zumindest nicht besser laufen können. Denver ist auf der anderen Seite des Brackets, gleiches gilt für die Wolves und Suns. Dennoch wäre ich an dieser Stelle vorsichtig. Die Clippers sind eine einzige Wundertüte und sind in Bestform selbst in der Lage, Dallas das Leben verdammt schwer zu machen. Trotzdem sehe ich Dallas hier als minimalen Favorit. Ich habe es in unserer Vorschau schon angerissen, aber mit Doncic und Irving in Topform werden die Mavs immer eine Chance haben. Die große Frage wird für mich sein, ob die unerfahrenen Bigs wie Daniel Gafford, Dereck Lively II oder P.J. Washington auch wirklich in den Playoffs liefern können. Wenn ja, dann unterschreibe ich diese These, weil Dallas dann eine enorme Flexibilität hat und angemessen verteidigen kann. Aber noch einmal: Im Westen gibt es fünf Teams, die 50 Siege geholt haben, zehn mit mindestens 45. Matchups, Wurfglück, eine Hotstreak - es werden Nuancen sein, die im Westen entscheiden, wer weiterkommt und wer nicht.

Ole Labes: Vor der Saison habe ich die Clippers in die Finals getippt, da war James Harden noch nicht Nebenmann des Flügel-Superstar-Duos Kawhi Leonard und Paul George. Daran gebunden war die Voraussetzung, dass Leonard und George fit bleiben. Doch macht mich diese Saison der Clippers nun optimistischer oder pessimistischer für die zweite Kraft hinter den Nuggets? Los Angeles sah zwischenzeitlich wie eines der besten Teams der Liga aus, doch das Saisonende war beinahe verheerend. Die Mavs sehen brutal stark aus, Luka Doncic hat einen validen MVP-Case, Kyrie Irving hält sich momentan von Diskussionen abseits des Parketts fern. Für mich ist das Matchup Vierter gegen Fünfter mit Abstand das beste Duell der ersten Playoff-Runde, doch wer soll bei den Mavs auf dem Flügel Leonard und George verteidigen? Noch sehe ich die Clippers ein Stück vorne, doch es geht um Kleinigkeiten.

Stefan Petri: Ich muss sagen, dass ich im Gegensatz zu euch beiden nicht sehr viel von den Clippers erwarte. Die plötzliche Pause von Kawhi und die schmallippigen Kommentare dazu deuten nicht darauf hin, dass er in den Playoffs plötzlich wieder bei 100 Prozent ist. Dazu befindet sich Harden seit Wochen in "Playoff-Form". Wenn die Rollenspieler nicht von draußen die Lichter ausschießen, sind für mich die Mavs in der Serie ganz klarer Favorit. Aber okay, das war nicht die Frage. Nun, ich glaube, dass ich Dallas tatsächlich in jeder Serie vorne sehen würde, mit Ausnahme Denvers eben. Zwei überragende Scorer plus eine starke Defense, das kann kaum jemand kontern. Minnesota ist offensiv zu inkonstant, die Thunder zu jung, die Lakers und Warriors zu alt ... alles andere als das Erreichen der Conference Finals wäre für mich somit schon eine Enttäuschung.

jaylen-brown
© getty

NBA Playoffs 2024: Dieses Team steht unter dem größten Druck

Robert Arndt: Wo fangen wir hier nur an? Phoenix, Minnesota oder auch Cleveland haben gewaltig Druck, weil sie alle gewissermaßen All-In sind, ich wähle hier aber die Celtics. Nach dieser Regular Season und der Vergangenheit muss es einfach in die Finals gehen. Diese Mannschaft sollte auf dem Papier durch den Osten nur so pflügen und maximal drei Spiele abgeben und doch schwingen bei den Celtics immer diese Vibes mit, dass Serien gegen deutlich schlechtere Gegner unnötig verlängert werden. Und genau hier setze ich an: Ich will von Boston einen dominanten Run sehen und kein Gewurstel, unerklärbare Halbzeiten oder ähnliches. Es gibt einfach keine Ausreden für die Celtics, die jetzt seit sieben Jahren oben mitspielen, aber nur einmal in den Finals standen (und dort als vermeintlicher Favorit den Warriors unterlagen). Denn eines ist auch klar: Sollte Boston nicht den Osten gewinnen, wird es auch wieder Diskussionen über Jayson Tatum und Jaylen Brown geben. Die Celtics sind verdammt teuer und werden mit der anstehenden Tatum-Extension noch einmal teurer werden. Dieses Jahr muss es einfach klappen.

Stefan Petri: Ich habe versucht, die Frage unter dem Aspekt "Welches Team wird auseinanderbrechen, wenn der Erfolg ausbleibt?" zu analysieren. Da bleibe ich bei den Timberwolves hängen. Das Team ist einfach unfassbar teuer - und nächstes Jahr schlagen auch noch die Extensions von Edwards und Towns zu Buche. Hält man den Kern zusammen, landen die Wolves über dem Second Apron. Das muss sich in einem kleineren Markt auch irgendwie rechnen, nicht umsonst gab es die Meldung, dass die vermeintlich neuen Teambesitzer um Alex Rodriguez direkt sparen wollten, bevor der Deal dann fürs Erste platzte. Scheitert Minnesota direkt in der ersten Playoff-Runde an Phoenix, ist mindestens KAT nicht zu halten, da bin ich mir sicher. Und wenn wir schon bei den Suns sind: Die sind schon so dermaßen all-in, dass sie es selbst bei einem frühen Aus nächstes Jahr einfach nochmal versuchen werden. Bei Besitzer Mat Ishbia spielt Geld schließlich keine Rolle.

Ole Labes: Wenn es ein Team gibt, bei dem sich nahezu alle Fans einig sind, das es in die Finals kommen MUSS - dann sind es die Boston Celtics. Auch die Denver Nuggets haben diesen Ruf ein wenig inne, haben aber im letzten Jahr ihren Ring geholt, von Druck kann also keine Rede sein. Ganz im Gegensatz zu den Celtics: 15 Spiele vor den zweitplatzierten New York Knicks, eine 37-4 Bilanz im TD Garden, dazu die starken Neuverpflichtungen von Jrue Holiday und Kristaps Porzingis. Alles andere als ein Run in die Finals durch den vermeintlich schwachen Osten wäre eine faustdicke Überraschung. Nur eine Finals-Teilnahme mit dem Core aus den "J"s - Jayson Tatum und Jaylen Brown - ist zu wenig, die Celtics wurden (zurecht!) über die komplette Saison abgefeiert. Nun muss Boston liefern, wenn nicht jetzt, wann dann?

jalen-brunson
© getty

NBA Playoffs 2024: Diese Serie der ersten Runde hat das größte Upset-Potenzial

Ole Labes: Was sind eigentlich die Milwaukee Bucks in dieser Saison? Einen überragenden Giannis Antetokounmpo haben die Bucks, logisch. Doch Damian Lillard lässt vor allem bei der Effizienz noch zu wünschen übrig. Dazu kommt das schwache Saisonende: 3-8 in den letzten elf Spielen, darunter Niederlagen gegen die Raptors und Wizards. Eine Chance für die Indiana Pacers? 7-4 im selben Zeitraum wie die Bucks, der direkte Vergleich geht ebenfalls an Indiana. Mit Pascal Siakam und Myles Turner haben die Pacers gutes defensives Werkzeug auf den großen Positionen für Giannis. Wenn Tyrese Halliburton wieder an seine erste Saisonhälfte anknüpft, ist ein Upset möglich.

Stefan Petri: Ich gehe noch einen Schritt und weiter - und sehe einfach mal bei allen bisher fixen Matchups den niedrigeren Seed vorn! Dallas hatten wir oben bereits abgehakt. Ist es ein Upset, wenn die Suns alle drei Spiele in der Regular Season gegen die Timberwolves gewonnen haben? Eigentlich ist mir Phoenix zu wackelig, aber gegen Minnesota scheint es einfach zu laufen. Im Osten stehen die Bucks mit einem mindestens angeschlagenen Giannis Antetokounmpo da und haben vier von fünf Spielen in dieser Saison gegen Indiana verloren. Und die Defense der Orlando Magic hat mich zuletzt so beeindruckt, dass ich sie gegen Cleveland trotz ihrer offensiven Schwächen minimal vorn sehe. Aber keine Angst, liebe Favoriten: Zumindest Boston und Denver werden es auf jeden Fall in die Semifinals schaffen.

Robert Arndt: Von den vier feststehenden Matchups kann ich mir eigentlich auch in allen Serien vorstellen, dass der niedrigere Seed gewinnt. Mein Blick wandert aber in den Osten - und zwar zu den New York Knicks, die dafür bestraft werden könnten, dass sie am letzten Spieltag nicht getankt haben. Das ist etwas makaber. Ich gehe schwer davon aus, dass sich Philadelphia im Play-In durchsetzen wird und mit einem fitten Joel Embiid sind die Sixers für mich nach Boston das zweitbeste Team der Conference. Bei den Knicks habe ich gewisse Zweifel. Vor allem in Sachen Coaching haben die Sixers mit Nick Nurse Vorteile, kaum jemand ist so kreativ mit defensiven Strategien wie er. Das geht mir bei Teams von Tom Thibodeau oft ab. Die quetschen zwar in der Regular Season viele Siege heraus, sind dann aber meist nicht in der Lage, noch besser zu performen - Donte DiVincenzo und Josh Hart können eben nicht 50 Minuten in einem 48-Minuten-Spiel gehen. Dazu könnte den Knicks ohne Julius Randle der Punch fehlen, Jalen Brunson alleine wird es nicht richten können.

anthony-edwards
© getty

NBA Playoffs 2024: Der Überraschungsspieler der Postseason wird ...

Stefan Petri: Die Entwicklung von Anthony Edwards in den letzten Wochen macht mir Sorgen. Wusstet Ihr, dass er in seinen letzten 14 Spielen nur ein einziges Mal über 50 Prozent aus dem Feld getroffen hat? Das war bei seinem 51-Punkte-Spiel gegen die Wizards - aber sorry, das zählt nicht. Gegen die Suns legte er in den letzten zehn Tagen dabei einmal 17 (6/19 FG) und einmal 13 Punkte (3/7 FG) auf. Mit Towns im Lineup dürfte es für ihn wieder einfacher werden, aber sollten die Suns tatsächlich ein Mittel gegen ihn gefunden haben, könnte der Hype um "Ant" ganz schnell wieder abflauen. Wenn wir nach einer positiven Überraschung suchen: Lass Jonathan Isaac für die Magic konstant 20 bis 25 Minuten auf der großen Bühne spielen, dann bleibt er kein Twitter-Geheimtipp mehr. Ich sage nur: bester Verteidiger der NBA!

Robert Arndt: Ich würde an dieser Stelle gerne Bradley Beal nominieren, der mit seinem Monster-Vertrag (inklusive No-Trade-Klausel) und den zahlreichen Wehwehchen immer ein bisschen belächelt wurde. Bill Simmons ging sogar so weit zu sagen, dass Beal kaum besser als Landry Shamet ist. Das ist natürlich B.S. und die letzten Wochen haben die Vision der Suns zumindest dezent gezeichnet. Klar sehen wir hier nicht den "Beautiful Basketball", aber wenn Beal am Ende mit einem Pass frei in der Ecke steht, ist das ein Luxus. Und: Nach Jahren in der Bedeutungslosigkeit in Washington kann Beal plötzlich wieder verteidigen, fragt mal nach bei Edwards. In seinen besten Zeiten war Beal ein absoluter Killer in den Playoffs und langsam glaube ich daran, dass der noch nicht völlig abhanden gekommen ist.

Ole Labes: Bei den Oklahoma City Thunder richten sich die Augen in der ersten Playoff-Serie des jungen Teams vor allem auf Shai Gilgeous-Alexander. Das dürften auch die Coaches der gegnerischen Teams tun, man darf gespannt sein, wie SGA auf Double-Teams und Traps reagieren wird. Das wird Möglichkeiten für die weiteren Optionen der Thunder eröffnen: Vor allem Jalen Williams wird im Fokus stehen. "J-Dub" hat einen riesigen Schritt in seiner Entwicklung gemacht, gehört zu den effizientesten Spielern der Liga und hat besonders in der Self-Creation sehr viele Möglichkeiten. Er trifft seinen Dreier mit 42,7 Prozent, ist athletisch ein absolutes Kraftpaket und kann in der Postseason seinen endgültigen Durchbruch schaffen. OKC wird gegen die Play-In-Teams sehr gute Chancen haben und geht den Nuggets potenziell bis in die Conference-Finals aus dem Weg. Zeit für "J-Dub"!

jokic-gobert
© getty

NBA Playoffs 2024: Champion werden die ...

Robert Arndt: ... Denver Nuggets. Ich denke, dass es für die Nuggets in diesem Jahr deutlich schwerer wird, weil die Conference besser ist und Denver eine Ecke Qualität verloren hat. Letztlich möchte ich aber auch nicht gegen Nikola Jokic wetten, der weiterhin der beste Spieler der Welt ist. Noch habe ich kein Team gesehen, das eine Antwort auf Denvers Halbfeld-Offense hat, dazu sehen die Nuggets auch wieder sehr stabil in der Defense aus. Die schwerste Aufgabe im Westen wartet vermutlich in Runde zwei, da sowohl Phoenix als auch Minnesota aus unterschiedlichen Gründen ein Problem für die Nuggets sein können. Am Ende des Tages sind die Nuggets aber eine gut geölte Maschine, die sich nicht selbst schlagen wird. Wir leben in der Jokic-Ära, entsprechend gibt es in dieser Saison den ersten Repeat seit den Curry-Durant-Warriors!

Ole Labes: Ich würde gerne in eine andere Richtung als Robert gehen, einen heißen Tipp abgeben oder ähnliches. Aber auch für mich führt kein Weg an den Denver Nuggets vorbei. Habe ich vor der letztjährigen Saison noch gesagt, dass mir die Nuggets ohne überragende Playoff-Defensive erst einmal beweisen müssen, dass Sie einen Ring holen können, ist es dieses Jahr genau anders herum: Jedes andere Team muss mir erst einmal demonstrieren, dass Sie den besten Spieler der Welt in Nikola Jokic aufhalten können. Die Nuggets haben den Abgang von Bruce Brown noch verkraften können, Denver weiß, was es tun muss, um zu gewinnen. Da muss ich bei meiner These bleiben: Solange mir niemand das Gegenteil beweist, feiern die Nuggets einen Back-to-Back-Triumph.

Stefan Petri: Aller guten Dinge sind drei, auch ich kann nicht gegen die Nuggets setzen. Jokic ist einfach zu gut, und gerade das Two-Man-Game mit Jamal Murray in der Crunchtime treibt die Gegner regelmäßig in den Wahnsinn. Der Point Guard hatte in dieser Saison immer mal wieder gesundheitliche Probleme, deshalb setze ich hier ein winziges Sternchen: Fällt Murray tatsächlich mal aus, könnte es eng werden. Ansonsten bräuchte es aber schon eine 50-Prozent-Quote der Celtics von Downtown oder ähnlich absurde Geschichten, um Denver zu entthronen.

nba-finals-2023
© getty

NBA Playoffs 2024: Die Spiele im Play-In Tournament

Eastern Conferece

DatumUhrzeitHeimAuswärtsLivestream
18 April1 Uhr(7) Philadelphia 76ers(8) Miami HeatDAZN
18. April3.30 Uhr(9) Chicago Bulls(10) Atlanta HawksDAZN
20. ApriltbaVerlierer Sixers/HeatGewinner Bulls/HawksDAZN

Western Conferece

DatumUhrzeitHeimAuswärtsLivestream
17. April1.30 Uhr(7) New Orleans Pelicans(8) Los Angeles LakersDAZN
17. April4 Uhr(9) Sacramento Kings(10) Golden State WarriorsDAZN
20. ApriltbaVerlierer Pelicans/LakersGewinner Kings/Warriors
Am häufigsten gelesen