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NBA Legendenserie - Pau Gasol: Gebrandmarkter Schwan und Retter der Lakers-Karriere von Kobe Bryant

Von Robert Arndt
Pau Gasol spielte zwischen 2008 und 2014 an der Seite von Kobe Bryant.
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Pau Gasol war nie ein absoluter Superstar, dafür aber eine grandiose Nummer zwei. Der Spanier wurde früh gebrandmarkt, rettete dann aber die Karriere von Kobe Bryant bei den Los Angeles Lakers und verstand die Black Mamba so gut wie kaum ein anderer. Am 12. Und 13. August wird der Big Man nun unter anderem zusammen mit Dirk Nowitzki, Dwyane Wade, Gregg Popovich und Tony Parker in die Hall of Fame eingeführt.

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Anfang Februar 2008 schäumten die damals noch in den Kinderschuhen steckenden sozialen Medien in den USA. Nach über drei Jahren Chaos rund um Kobe Bryant (und einer Trade-Forderung wenige Monate zuvor) tradeten die Los Angeles Lakers Kwame Brown, Javaris Crittenton, Aaron McKie, zwei Erstrundenpicks sowie die Rechte am damals in Spanien spielenden (noch übergewichtigen) Marc Gasol, Spitzname: "Big Burrito" für dessen Bruder Pau.

Lakers-Athletiktrainer Chip Schaefer scherzte am folgenden Morgen: "Ich hatte einen Traum, dass wir Kwame Brown für Pau Gasol getradet haben." Nein, es war die Realität. Über Nacht war den Lakers (damals 28-16, Platz fünf im Westen) ein echter Coup gelungen. Spurs-Coach Gregg Popovich, noch nie ein Fan der Lakers, tobte: "Was die da in Memphis machen, übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Wir brauchen ein Komitee für Trades, die sinnfreie Deals verhindern. Ich bewerbe mich hiermit dafür, weil das hätte ich nicht zugelassen."

Und tatsächlich schien dieser Deal damals fürchterlich einseitig, Jahre später sah er durch den überraschenden Aufstieg von Bruder Marc und der Grit'n'Grind-Ära deutlich besser aus. Trotzdem war es eine Transaktion, die die Machtverhältnisse der Liga veränderte. Mit Gasol wurden die Lakers wieder ein echter Contender, erreichten dreimal in Folge die Finals und triumphierten in den Jahren 2009 und 2010 - auch dank Pau Gasol, der bei der Aufzählung der besten Big Men nach der Jahrtausendwende gerne einmal vergessen wird, zumindest auf der anderen Seite des Teichs.

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Pau Gasol: Auf den Spuren von Dirk Nowitzki

Über 20.000 Punkte und 10.000 Rebounds stehen für Gasol zu Buche, hinzu kommen vier All-NBA-Nominierungen und sechs All-Star-Teams. Nicht schlecht für jemanden, der auf der damals am härtesten umkämpften Position der NBA spielte. Abend für Abend rieb sich Gasol gegen die Duncans, Nowitzkis, Garnetts, Stoudemires oder Wallaces dieser Welt auf, dazu kommen satte elf Medaillen (4x Gold, 4x Silber, 3x Bronze) zwischen 2001 und 2017 für Spanien.

Im Jahr 2000 war Gasol dagegen noch ein unbeschriebenes Blatt. Mit 20 Jahren reichte es bei Barcelona nur zu kürzeren Einsätzen, bei der WM im Jahr zuvor war er sogar nur der Backup von Felipe Reyes, als Spanien mit Juan Carlos Navarro im Finale sensationell die USA schlug. "Viele Scouts wussten gar nicht, wer er war", verriet der in Europa gut vernetzte Ex-GM Donnie Nelson einige Monate nach dem Draft, nachdem die nach Memphis umgezogenen Grizzlies Gasol mit dem dritten Pick ausgewählt hatten.

Und das war durchaus kontrovers. Für Gasol hatte Memphis Topscorer Sharif Abdur-Rahim abgestoßen, für viele ein riskanter Move, da noch nie ein Europäer so hoch gezogen wurde und auch wirklich ein Star war, auch wenn Dirk Nowitzki zu dieser Zeit drauf und dran war, dies zu ändern. Übrigens: Im Spiel um Bronze bei der EuroBasket 2001, also wenige Monate nach dem Draft, lieferten sich die beiden ihr erstes episches Duell, bei welchem Gasol (31 Punkte, 10 Rebounds) mit Spanien wie so oft gegen Nowitzki (43 und 15) die Oberhand behielt.

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Pau Gasol: Er verhalf Kobe Bryant zu zwei Meisterschaften bei den Lakers

Nowitzki war stets der bessere Scorer, Gasol der komplettere Spieler. Vielleicht kein offensiver Superstar, dafür aber eine elitäre zweite Option, wie er es in seinen besten Jahren bei den Lakers war. "Es ist Tatsache, dass ich ohne ihn die beiden weiteren Titel nicht gewonnen hätte", sagte Kobe nach seinem Karriereende. Mit seinem Skillset passte der Spanier einfach perfekt an die Seite des nicht immer einfachen Superstars.

Gasol war offensiv so vielseitig, dass er sich stets anpassen konnte. Womöglich war das seine größte Stärke. Der Iberer agierte bevorzugt am Perimeter, gestaltete das Spiel, nahm Sprungwürfe, konnte aber auch, vor allem je länger seine Karriere dauerte, unter dem Korb ackern.

Eine Eigenschaft, die Gasol gerne abgeschrieben wurde. Wie Nowitzki hatte auch Gasol viele Jahre mit dem Label "soft" zu kämpfen. Man schaute eben nicht so oft in die damalige Basketball-Diaspora nach Memphis. Die Grizzlies hatten nach einer Ankunft aus Vancouver in Tennessee einen schweren Stand, daran änderte zunächst auch Gasol wenig, auch wenn dieser als erster Europäer als Rookie of the Year ausgezeichnet wurde.

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Pau Gasol: Das Label "soft" begleitet ihn

Da Memphis aber mit Gasol keine einzige Playoffpartie gewann (drei kassierte Sweeps) verfestigte sich diese Meinung, auch wenn der Spanier anders konnte. Exemplarisch dafür dieser ikonische Dunk über Kevin Garnett in Gasols Rookie-Saison, als der Grizzlies-Youngster elitär stopfte, am Ring hängen blieb und den damaligen Superstar KG anstarrte.

Sieben Jahre später trafen sich die beiden erneut - in den Finals: Lakers vs. Celtics, mehr geht in der NBA nicht. Hier verfestigte sich bei vielen die Meinung des soften Gasol. Garnett und die Celtics zogen L.A. mit ihrer physischen Spielweise den Zahn, wenige Monate später unterlagen die Spanier den USA in einem packenden olympischen Finale (und einem schwachen Pau) knapp, weil ausgerechnet Bryant im vierten Viertel aufdrehte.

Und wäre das nicht genug, platzierte Kobe zum Auftakt der Vorbereitung seine Medaille im Spind seines Power Forwards. "Ich sagte zu ihm, dass er besser nicht noch ein drittes Endspiel in Serie verlieren solle", erinnerte sich Bryant. "Seine wahre Liebe ist Spanien und das bedeutet ihm alles. Es hat ihn verrückt gemacht."

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Pau Gasol: Wie gemacht für die Triangle Offense

Ob es wirklich daran lag? Wer weiß das schon. Fakt ist, dass Gasol in der Folge seinen womöglich besten Basketball spielte. Durch die Rückkehr des zuvor verletzten Andrew Bynum spielte Gasol wieder mehr auf der Vier, was dem Iberer damals mehr lag. Gasol war der perfekte Fit für die Triangle Offense von Phil Jackson, die doch so sehr auf Vertrauen und Reads basiert.

"Dieses System braucht einen Big Man mit Verstand, weil er aus dem Post so viele Möglichkeiten hat", erklärte Lakers-Assistant-Coach Jim Cleamons. "Verteidigt man ihn eng, schlägt er dich mit seinem ersten Schritt. Gibt man ihm Platz, dann versenkt er den Midrange-Jumper. Doppelt man ihn, findet er seine Mitspieler, als wäre er der europäische Magic Johnson." Laut Cleamons lernte auch seit Scott Williams niemand so schnell das System wie der smarte Spanier.

Auch das trug zum Vorurteil des weichen Europäers bei. Gasol ist ein Freund klassischer Musik, hat Interesse an Kunst und Architektur. Gasol war anders als das Gros der NBA-Spieler, ähnlich erging es Bryant, der durch seine Jugendzeit in Italien gerne als Sonderling wahrgenommen wurde. "Wir haben uns gegenseitig geschätzt und das hat sich nach der Karriere nur verstärkt", sagte Gasol vor seiner Jersey-Zeremonie in Los Angeles.

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Pau Gasol: Ein ewiger Freund für Kobe Bryant

In dieser Hinsicht passte Gasol auch besser zu Kobe als der omnipräsente Shaq. ShaKobe war eine dysfunktionale (erfolgreiche) Zweckbeziehung, Kobe und Gasol war echte Freundschaft. "Ich werde immer für seine Töchter da sein", beteuerte Gasol. "Dank Kobe bin ich besser geworden. Seine Führungsqualitäten und wie er das Spiel sah, haben mich auf das nächste Level gehoben."

Es ist nur passend, dass Gasols Jersey unter der Hallendecke zwischen den beiden Nummern Bryants hängt. Denn so sehr Gasol von Kobe profitierte, war diese Beziehung keine Einbahnstraße. Vor allem 2010 war Gasol der heimliche Held des zweiten Championship-Runs. In Spiel 7 der Finals legte Gasol 19 und 18 auf, in Runde eins rettete Gasol die Lakers in Spiel 6 mit einem Putback-Gamewinner gegen ein damals aufstrebendes OKC-Team.

Zumindest kurzfristig änderte dies die Auffassung der Öffentlichkeit. Als die Mavs jedoch ein Jahr später Katz und Maus mit den Lakers in den Conference Semifinals spielten, waren die Kritiker schnell wieder da und auch innerhalb der Franchise war Gasol nie so unumstritten. Mehrfach versuchten die Lakers, Gasol zu traden (im von der NBA blockierten Chris-Paul-Trade taten sie es sogar), der später installierte Mike D'Antoni parkte Gasol wegen Dwight Howard in der Ecke und setzte den stolzen Spanier zeitweise sogar auf die Bank.

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Pau Gasol: Eigentlich wollte er Arzt werden

Auch Bryant fand nicht immer die richtigen Worte. So forderte er öffentlich, dass Gasol mehr ein "schwarzer Schwan" (als Referenz zum Oscar-Film aus dem Jahr 2011) sein solle. "In Memphis war er zwar der Go-to-Guy, dennoch ein weißer Schwan. Ich brauche aber einen schwarzen Schwan und er muss häufiger ein Arschloch sein."

Das war der Big Man jedoch nie. Es wurde ihm gerne als Schwäche ausgelegt, war aber eine Stärke. Bei Gasol ging es nie um ihn selbst, sondern stets um das große Ganze. Passend dazu die Anekdote aus seiner Kindheit, als er erstmals mit der NBA konfrontiert wurde. Die Nachricht vom HIV-positiven Magic Johnson erreichte auch Spanien und so fasste der 11-jährige Gasol den Entschluss, später einmal Arzt zu werden. Und tatsächlich meldete sich der Teenager mit 18 Jahren für die Medizinschule, bevor das mit Basketball nicht mehr zu vereinbaren war.

Stattdessen nutzt Gasol inzwischen seine Bekanntheit, um humanitäre Projekte voranzutreiben. Seit einer halben Ewigkeit ist er UNICEF-Botschafter, dazu hat er mit seinem Bruder eine Stiftung, welche über Fettleibigkeit von Kindern informieren soll und ist zudem globaler Botschafter für den FC Barcelona.

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Pau Gasol: Zusammen mit Dirk Nowitzki in die Hall of Fame

Dort begann seine Karriere, dort ging sie erst 2021 mit 41 Jahren zu Ende. Zuvor hatte Gasol noch mit Chicago und San Antonio letzte Versuche unternommen, einen weiteren Ring zu gewinnen, jedoch ohne Erfolg, dennoch durchaus respektabel. Nach seinen Lakers-Jahren war Pau 2015 und 2016 im Bulls-Jersey noch jeweils All-Star, 2015 reichte es sogar noch einmal für ein All-NBA Second Team sowie zum MVP-Award bei Spaniens EM-Titel in Frankreich.

Es war das letzte Gold für Gasol, der nach der Olympia-Enttäuschung 2021 auch aus der Nationalmannschaft abtrat. Es war das Ende einer Ära, auch wenn Spanien ein Jahr später in Deutschland sich erneut zum Europameister krönte. Jahr für Jahr hielt Gasol seine Knochen hin, zusammen mit José Calderon, Navarro, Rudy Fernandez, Sergio Lllul, Bruder Marc, Jorge Garbajosa oder Ricky Rubio etablierte er Spanien als Basketball-Großmacht, die es an guten Tagen auch mit den Amerikanern aufnehmen kann.

All das gehört zur vielzitierten "Legacy" von Gasol, der mit Nowitzki und Tony Parker für die erste europäische Welle in der NBA sorgte. Sie alle mussten auf unterschiedliche Arten und Weisen einstecken, sie alle widerlegten ihre Kritiker. So ist es nur passend, dass dieses Trio gemeinsam in Springfield geehrt wird. Und das nicht (nur) für ihre Vorstellungen auf FIBA-Level, sondern vor allem wegen ihrer Verdienste in der NBA.

Pau Gasol: Seine Statistiken in der NBA

TeamSpieleMINPTSFG%REBASTBLK
Grizzlies47635,518,850,98,63,11,8
Lakers42935,717,752,29,93,51,4
Bulls15033,117,648,311,43,42,0
Spurs16822,410,047,87,42,61,0
Bucks310,01,316,73,30,70,3
GESAMT1.22633,417,050,79,23,21,6
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