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NBA Finals - Denver Nuggets schlagen sich in Spiel 2 gegen Miami Heat selbst: Nikola Jokic als Scorer ist nicht das Problem

Von Robert Arndt
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Die Denver Nuggets haben in Spiel 2 der NBA Finals gegen die Miami Heat ihre erste Heimniederlage in den Playoffs kassiert. Bei der 108:111-Pleite kristallisiert sich heraus: Nikola Jokic als Scorer ist nicht das Problem.

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Nuggets-Coach Michael Malone hatte eine Vorahnung. "Sie haben 16 offene Dreier bekommen, das ist ein Problem - und wenn ihr denkt, dass Max Strus und Duncan Robinson wieder so schlecht treffen, dann liegt ihr falsch", zitierte der Coach bei einer PK am Vortag seine Ansprache an die Mannschaft.

Malone hatte Recht: Miami ließ in Spiel 2 nicht mehr so viele Chancen liegen.

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Nuggets: Eine Niederlage in der Defense

Im Gegenteil: Die Heat trafen fast 50 Prozent von Downtown (17/35), Rollenspieler wie Strus, Robinson oder auch Gabe Vincent trafen einen offenen Dreier nach dem anderen. Versuche, die vor allem die ersten beiden zum Auftakt noch liegen gelassen hatten. Die Nuggets verloren die Partie nicht, weil sie zu wenig scorten, sondern weil sie in der Defense einen Rückfall in längst vergessene Zeiten erlitten.

Miami beendete die Partie mit einem Offensiv-Rating von 129,1 (Spiel 1: 100) und scorte mit Ausnahme von einigen Minuten im zweiten Viertel nach Belieben. Vom Start weg erspielten sich die Heat offene Würfe, oft weil die Kommunikation bei den Nuggets nicht stimmte. So konnte Strus im ersten Viertel gleich zwei solcher Dreier treffen, weil Uneinigkeit unter den Nuggets herrschte. Es sollte sich wie ein roter Faden durch diese Partie ziehen ...

Viel wurde in den vergangenen Jahren daraus gemacht, ob man mit Nikola Jokic als Ringbeschützer überleben könne, doch dies war in dieser Nacht gar nicht das Thema. Perimeter-Spieler wie Kentavious Caldwell-Pope, Michael Porter Jr. oder auch Jamal Murray blieben zu häufig in Blöcken hängen, switchten zu spät oder schickten zu viel Hilfe, sodass immer wieder ein Heat-Spieler offen stand.

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Nuggets: Coach Malone wird deutlich

So spielte es auch keine Rolle, dass Miami gerade einmal zehn Würfe in der Restricted Area nahm. Die Heat taten das, was sie schon die komplette Postseason machen: Sie bezwingen ihre Gegner durch teils aberwitziges Shooting und setzen darauf, dass der Gegner mehr Fehler macht als sie selbst. So war das auch in Spiel 2 wieder, was Malone auf die Palme brachte.

"Sie haben uns den Schneid abgekauft und wir haben für jeden einzelnen Fehler bezahlt", ärgerte sich der Coach. "In Spiel 1 hatten wir noch Glück, aber diesmal haben sie ihre Dreier reingemacht. Wir haben nicht kommuniziert, wir haben unseren Game Plan nicht umgesetzt. Uns hat die Disziplin gefehlt, die es braucht, um in den NBA Finals zu bestehen."

Am besten machten es noch die Reservisten in der ersten Halbzeit, als Denver mit Aaron Gordon und Jeff Green im Frontcourt alles switchte und Miami nicht zur Entfaltung kommen ließ. Es entstanden zahlreiche Transition-Möglichkeiten, welche die Nuggets zu einem 21:6-Lauf nutzte und so die höchste Führung des Abends erspielten (+15).

Jene Unit wurde nach der Pause dann aber zerpflückt, weil Robinson (bis dahin 0 Punkte) plötzlich ein Big Play nach dem anderen lieferte. Gerade Murray sah hier defensiv einige Male nicht gut aus, neben KCP und Porter Jr. dürfte auch der Kanadier sich von den überraschend harschen Worten von Malone angesprochen gefühlt haben. "Wir hatten heute Jungs auf dem Feld, die sich selbst bemitleidet haben, weil sie ihre Würfe nicht getroffen haben oder weil sie dachten, dass sie jederzeit den Schalter umlegen können", so die deutliche Ansage von Malone.

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Nuggets: Jokic als Scorer ist nicht das Problem

Jener Robinson-Lauf war die Initialzündung für Miami, die nicht nur 36 Punkte im Schlussabschnitt erzielten, sondern stolze 69 Prozent (11/16) aus dem Feld trafen. Die Nuggets wirkten zeitweise frustriert, Miami war schon nach wenigen Minuten im Bonus. Denver bekam keinen Zugriff mehr, der von Malone zitierte "Schalter" konnte nicht mehr umgelegt werden.

Auch Jokic konnte nicht mehr genug scoren, immerhin waren es im Schlussabschnitt 10 seiner 41 Zähler. 4 Assists waren dagegen ein Tiefstwert für den Joker, was zum anschließenden Narrativ passte, dass man Erfolg gegen Denver hat, wenn man den Serben zu einem Scorer macht. Die Nuggets stehen nun bei 0-3 in dieser Postseason, wenn Jokic mindestens 40 Punkte erzielte.

Heat-Coach Erik Spoelstra wollte davon aber nichts wissen. "Das ist einfach nur lächerlich. Eine Aussage, die von denen kommt, die nicht genau hinschauen", erklärte Spo gestenreich. Das ist ein unfassbarer Spieler, ein zweifacher MVP. Man kann nicht sagen 'Macht ihn zum Scorer.' So spielen sie nicht. Sie haben so viele verschiedene Plays, die dich in Schwierigkeiten bringen können."

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Nuggets: Die Offense war im Rahmen

Es sah zwar zeitweise nicht so aus, aber die Nuggets machten ein gutes Spiel im Angriff. So viel Miami mit verschiedenen Strategien versuchte, am Ende hatten die Nuggets ein Offensiv-Rating von 124 ohne einen auffälligen Shooting-Abend (unter anderem 11/28 von Downtown).

Denver wird weiter scoren, auch wenn Spoelstra alles versucht, was seine taktischen Reserven hergeben. Der Schachzug, Kevin Love in die Starting Five zu beordern, war gut, wird daran aber auch nichts ändern. Am Ende wird es in dieser Serie darauf hinauslaufen, ob Miami noch drei weitere Spiele weit über 40 Prozent von draußen trifft. Wenn dies gelingt, sind sie in jeder Partie, das haben die Playoffs gezeigt.

Die Nuggets haben es trotz der Heimpleite weiter in der Hand. "Wir müssen den Kampf annehmen, es mehr wollen", forderte Malone. Das sind Phrasen, aber sie treffen zu. Bei allem Respekt für Miami kann sich Denver fast nur selbst schlagen, wenn sie es weiter nicht schaffen, in der Defense disziplinierter aufzutreten.

NBA Finals - Nuggets vs. Heat: Die Serie in der Übersicht

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
12. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat104:93
25. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat108:111
38. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
410. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
513. Juni2.30 UhrDenver NuggetsMiami Heat
6*16. Juni2.30 UhrMiami HeatDenver Nuggets
7*19. Juni2 UhrDenver NuggetsMiami Heat

*falls benötigt