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WNBA - Satou Sabally im Interview: "In der Gesellschaft wirst du abgestempelt"

Von Lukas Flottmeyer
Satou Sabally (l.) wurde 2020 an Position 2 von den Dallas Wings gedraftet - und schaffte es bereits ein Jahr später ins All-Star Game.
© getty

Satou Sabally ist die aktuell beste deutsche Basketballerin, im WNBA-Draft 2020 wurde sie von den Dallas Wings sogar an Position zwei gedraftet. Im Interview mit SPOX und DAZN spricht die 24-Jährige über ihren Weg von Berlin über Freiburg in die USA, ihr soziales Engagement und Tennis mit Dirk Nowitzki.

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In ihren bisher drei Jahren in der WNBA legte Sabally im Schnitt 12,5 Punkte, 6,3 Rebounds und 2,5 Assists auf bei 39,3 Prozent aus dem Feld. 2021 schaffte sie es sogar ins All-Star Team. Während der Offseason in den USA spielt Sabally zudem in Europa für Fenerbahce, in der Türkei gewann sie bereits zwei Meistertitel und wurde 2022 ins All-EuroLeague First Team gewählt.

Abseits des Basketball-Courts kämpft sie gegen Rassismus und setzt sich in Zusammenarbeit mit Jordan Brand für einen sicheren Zugang zum Sport für Mädchen ein. Im Sommer wurde auf dem Tempelhofer Feld in Berlin dafür der Satou Sabally Court eingeweiht.

Frau Sabally, Sie halten einen besonderen Titel: Sie sind die am höchsten gedraftete deutsche Basketballerin, seitdem sie 2020 an Position 2 gedraftet wurden - höher als Dirk Nowitzki und jeder andere. Was bedeutet das für Sie?

Satou Sabally: Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich diesen "Titel" halte. Dahinter steckt jede Menge harte Arbeit und das habe ich mir auch verdient. Ich gehöre dahin und kann daher mit Stolz sagen, dass ich mal der zweite Pick im Draft war. Es spricht auch für den deutschen Basketball. Ich komme aus einem guten Programm, das es mir ermöglicht hat, ein solches Niveau zu erreichen. Ich will mich deshalb gar nicht mit anderen vergleichen. Es ist auch ein Verdienst des deutschen Basketballs.

Bevor Sie in Oregon auf dem College spielten, waren Sie in Freiburg aktiv. War es damals eine schwere Entscheidung für Sie, dort hinzuwechseln?

Sabally: Es war ein wichtiger Schritt für mich, vor allem wegen meiner Ausbildung. Als Frau wirst du nicht Multimillionärin und kannst dir nicht dein restliches Leben mit dem Sport absichern. Deswegen waren mir meine akademischen Leistungen sehr wichtig. Ich habe in Deutschland mein Abitur gemacht und danach wusste ich, dass es sich dort nicht mehr mit dem Sport vereinbaren lässt, wenn ich auf eine deutsche Universität gehen möchte. Dafür hätte es jede Menge Zeit und Ressourcen gebraucht, im Gegensatz dazu ist das in den USA viel effizienter. Ich hätte auch einfach in Europa spielen können und von diesem Schritt würde ich auch niemandem abraten. Wenn aber die Uni vorgeht, dann lässt sich das nirgendwo besser miteinander verbinden als in den USA.

Satou Sabally: "Habe gelernt, wie viel ich erreichen kann"

Sie haben dann nicht nur irgendein College besucht, sondern Oregon, welches a) sehr erfolgreich war/ist und b) auch noch richtig weit weg von Berlin ist. Mussten Sie das zuhause erklären?

Sabally: Ich musste meine Eltern ein bisschen dafür aufwärmen. Ich war 14 oder 15, als ich das erste Mal nach der ersten Bundesliga in Deutschland geschaut habe. Danach sagte ich zu meiner Mama: "Ich glaube, ich muss aus Berlin raus." Mir wurde mental klar, dass ich früher oder später einfach weitere Schritte gehen müsste. Ich will keinen Stillstand, ich will immer mehr erreichen. Oregon war dann einfach eine Anlaufstelle, die mir geben konnte, was ich damals gebraucht habe. Die haben damals schon von der WNBA geredet und wussten, wie sie mich dahin bringen, welches Niveau dafür erforderlich war. Und das war eben das Niveau, wo ich auch hinwollte.

Wie haben diese drei Jahre in Oregon Sie insgesamt geprägt?

Sabally: Sehr. Ich hatte insgesamt eine tolle Zeit dort, sie war aber auch sehr stressig. Alles wird dort in einen Tag gepackt. Wenn ich zurückschaue, frage ich mich schon manchmal, wie ich das alles geschafft habe. Aber es geht, weil man einfach so eine tolle Gruppe hat. Ich hatte die Unterstützung der Coaches, die an mich geglaubt haben, aber auch sehr ehrlich zu mir waren und mich offen kritisiert haben. Und auch als Frau habe ich dort gelernt, wie viel ich erreichen kann, was ich als Spielerin in der Gemeinde bewirken kann. Ich habe beispielsweise das erste Black History Month Game in Oregon organisiert. Im ersten Jahr habe ich mir das gewünscht und es passierte nichts, im zweiten Jahr habe ich es einfach selbst in die Hand genommen. Ich hatte dort diese Freiheiten und konnte selbst viel darüber lernen, wie man beispielsweise ein solches Event plant, wo es nicht nur um das Spiel geht, sondern auch um ein wichtiges soziales Thema.

Satou Sabally: "Hier wird Deutschland geliebt - vor allem Dirk"

Danach sind Sie in Dallas gelandet, in der vermutlich Deutschland-freundlichsten Stadt der USA.

Sabally: Ja, das ist wohl richtig. Hier wird Deutschland geliebt. Also, vor allem natürlich Dirk - man wird überall nach ihm gefragt, wenn Leute wissen, dass man aus Deutschland kommt. Aber es gefällt mir generell super in Texas und in Dallas. Die Umgebung ist klasse, die Leute sind sehr einladend. Ich gehe davon aus, dass Dirk einen sehr großen Anteil daran hatte.

Kennen Sie ihn mittlerweile auch persönlich?

Sabally: Wir haben uns einige Male getroffen. Er und seine Frau haben mich beispielsweise zu ihrem Tennisturnier eingeladen. Das war total schön, wie sie uns wirklich mit offenen Armen empfangen und gezeigt haben, dass wir für sie auch zu diesem Kreis von exzellenten Basketballspielern gehören. Es ist auch echt cool, gemeinsam Wissen zu teilen und miteinander Zeit zu verbringen.

Haben Sie auch mitgespielt?

Sabally: Er hat mich gefragt, ob ich Tennis spielen kann. Ich sagte: "Das ist relativ." Ich glaube nicht, dass er mich danach noch dabei haben wollte. (lacht) Ich kann schon ein bisschen spielen, aber dort hätte das eher nicht gereicht. Regelfest bin ich auch eher nicht.

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