"Während des gesamten Prozesses zum Start der Free Agency dachte ich, dass Dallas der richtige Ort für mich ist. Ich dachte, wir hätten ein beidseitiges Verständnis darüber, dass ich die ganze Zeit hier bleiben und als Mav meine Karriere beenden werde", sagte Parsons. Die zweite OP habe jedoch Zweifel bei Cuban geschürt, zudem seien weitere Verantwortliche "in seinen Kopf" gekommen. Während Parsons darauf beharrt, dass Cuban in der Free Agency immer wieder eine Einigung über einen Vierjahresvertrag in Aussicht gestellt hatte, wollte sich dieser an eine solche Aussage nicht mehr erinnern.
Die eigene Zukunft stand noch in den Sternen, bei den Planungen der Mavericks war Parsons jedoch weiterhin gefragt. Diskutiert wurde darüber, ob Hassan Whiteside das Team auf ein neues Level heben könne, zudem setzte er sich dafür ein, Harrison Barnes als variablen Forward an seine Seite zu stellen. Dieser sollte letztlich jedoch nicht neben Parsons auflaufen, sondern an seiner Stelle. Parsons unterschrieb einen Maximalvertrag über 94,5 Millionen bei den Memphis Grizzlies - eine Offerte, die er verständlicherweise nicht ablehnen konnte.
Ein offizielles Angebot der Mavs gab es nie, obwohl Parsons darauf beharrt, er wäre mit "deutlich weniger" als dem Max zufrieden gewesen. "Meine Sorge war die gleiche wie ihre. Ihr macht euch Sorgen um mein Knie? Ihr wollt mich nicht langfristig bezahlen? Diese anderen, richtig guten Teams wollen es. Das Risiko wäre viel zu groß gewesen, das abzulehnen. Es hätte keinen Sinn gemacht. Kein Mensch, der richtig denken kann, hätte anders gehandelt."
Parsons und Cuban uneins: "Am Ende bist du mein Freund"
In Dallas hatten sich die Machtverhältnisse im Front Office derweil allmählich wieder geändert. Zuvor, so stellte ESPNs Tim MacMahon klar, habe Parsons "zwei Jahre lang deutlich mehr Kontrolle über Personalentscheidungen als Donnie Nelson" gehabt. Der eine war General Manager, der andere kein einziges Mal All-Star. Als sich jedoch Nelson, Gesundheitsdirektor Casey Smith, Head Coach Rick Carlisle und auch Nowitzki gegen einen langfristigen Parsons-Deal aussprachen, lenkte Cuban ein.
Parsons nannte einen weiteren Aspekt, warum es immer wieder Vorbehalte hinter vorgehaltener Hand gegen ihn gegeben haben soll: Eifersucht. "Der Hauptgrund, warum ich nach Dallas gegangen bin, war, dass ich einen Besitzer hatte, der mein Junge war und der an mich geglaubt hat. Das ist eine grandiose Kombination. Ich glaube, dass die Tatsache, wie cool ich mit ihm war und wie viel Macht ich hatte, die Gefühle einiger verletzt hat." Dies habe ihm letztlich "in den Hintern gebissen".
In der Free Agency sei er "gemieden" worden. So wie Jordan im Vorjahr Cuban ignoriert habe, habe dieser nun mit Parsons gehandelt. Er dachte sich: "Ich verstehe es, wir stecken in Verhandlungen. Das kann hart sein, aber am Ende bist du mein Freund." Nicht förderlich war sicherlich auch, dass Parsons zuvor im Mai in einem Club in Santa Monica mit Jordan, dem Staatsfeind Nummer eins in Dallas, abgehangen hatte - #nohardfeelings. "Das hat Cuban definitiv angepisst", sagte Parsons und beteuerte, nicht über die Auswirkungen des Fotos auf Instagram nachgedacht zu haben.
Nach Parsons' Abschied wurde es lange still zwischen den Freunden, abgesehen von einer Nachricht, in der Cuban seinem Party-Buddy alles Gute in Memphis wünschte und ihn dazu animierte, ihn eines Besseren zu belehren. Und auch Parsons hatte Verständnis dafür, dass die Mavs zögerten, einem verletzungsanfälligen Spieler eine solch hohe Summe zu zahlen. Diese Bedenken sollte sich vollumfänglich bestätigen: In einem völlig verrückten Free-Agency-Sommer 2016 schaffte es der Parsons-Kontrakt rückblickend tatsächlich, in negativer Hinsicht herauszustechen.
Parsons: Autounfall beendet Karriere - letztes Spiel mit 31
95-mal lief Parsons für die Grizzlies auf, in durchschnittlich knapp 20 Minuten brachte er es gerade einmal auf 7,2 Punkte und 2,6 Rebounds bei 39,3 Prozent aus dem Feld und 34,1 Prozent aus der Distanz. In keiner Saison absolvierte er mehr als 36 Spiele, immer wieder traten die altbekannten Knieprobleme auf, im Frühjahr 2017 kam sogar eine weitere OP - dieses Mal am linken Knie - hinzu.
Zwei Wochen später wurde er auf dem Heimweg vom Training in einen Autounfall verwickelt, den ein offenbar angetrunkener Verkehrsteilnehmer verursacht hatte. Parsons erlitt ein Schädeltrauma, einen Bandscheibenvorfall sowie eine Verletzung der Gelenkslippe. In der Folge wurde er von den Hawks entlassen. Nun zog er einen Schlussstrich - sowohl aus sportlicher Sicht, als auch bezüglich des Unfalls. Ein Rechtsstreit wurde mittlerweile beigelegt.
"Es waren verrückte Jahre, die vieles in eine andere Perspektive rücken", nahm er auf Instagram offiziell Abschied vom Basketball, nachdem er bis heute nicht vollständig von den Unfallfolgen genesen ist. "Ich hatte so viele Hochs und Tiefs und bin für alles dankbar. Mein ganzes Leben war dem Ziel gewidmet, ein NBA-Spieler zu sein. Ich kann stolz sagen, dass ich das geschafft habe."
Chandler Parsons: Statistiken für die Dallas Mavericks
Saison | Spiele | Punkte | Rebounds | Assists | FG% | 3FG% |
2014-15 | 66 | 15,7 | 4,9 | 2,4 | 46,2 | 38,0 |
2015-16 | 61 | 13,7 | 4,7 | 2,8 | 49,2 | 41,4 |
NBA gesamt | 440 | 12,7 | 4,5 | 2,7 | 46,2 | 37,3 |