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NBA-Kolumne Above the Break: Besser denn je - warum Kevin Durant momentan jede Skala sprengt

Kevin Durant wandelt als Scorer in seiner eigenen Sphäre.
© getty
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Kevin Durant punktet immer und von überall

51 Prozent seiner Field Goals kreiert Durant laut Cleaning the Glass derzeit selbst, so viele waren es zuletzt 2013/14 in OKC, als Russell Westbrook lange verletzt war und Durant zum bisher einzigen Mal MVP wurde. Selbst bei den Dreiern kreiert er fast die Hälfte selbst, das ist mit Abstand ein Höchstwert in seiner Karriere.

Es schadet seiner Effizienz nicht im Geringsten - kein Abschluss wirkt zu schwer für Durant. Er ist einer der tödlichsten Isolation-Scorer, aber auch als Pick'n'Roll-Ballhandler weit vorne dabei. Er holt momentan mehr aus seinen Post-Up-Plays raus als Joel Embiid. Er ist einer der besten Spot-Up-Schützen der NBA, effizient nach Hand-Offs und nach Cuts, auch wenn er diese nicht allzu oft nutzt.

Tabelle: Kevin Durants Effizienz nach verschiedenen Play-Types

PlayPlay/SpielPunkte/PlayPerzentil
Isolation4,91,1280,5
Pick&Roll-Ballhandler41,1592,9
Post-Up31,1486,4
Spot-Up3,41,4496,5
Hand-Off1,91,1172,4
Cut0,91,4681,7

Seine Play-Type-Werte bei nba.com/stats sprengen jede Skala, er ist schlichtweg in fast allem gut bis überragend. Das gilt auch für seine Shooting-Zonen. Er trifft derzeit 78 Prozent am Ring (!), 69 Prozent seiner langen Zweier (!!!) und 42 Prozent von der Dreierlinie. Es ist einfach nur unfair, wie gut und variabel Durant als Scorer in der NBA auftritt, zumal die Nets manche Asse (wie das Harden-Durant-Pick'n'Roll) auch noch in der Hinterhand haben und bisher kaum einsetzen.

Der Mann hat keine Lücken; sein Ballhandling und Beweglichkeit sind für einen Spieler seiner Größe einzigartig, es gibt quasi keinen schlechten Wurf für ihn und er kann zu jedem Ort auf dem Court navigieren. Gegnerische Defenses können ihn unter Druck setzen, können versuchen, ihn zu drängen - und sie müssen trotzdem damit leben, dass er, selbst wenn sie ihren Job perfekt machen, einen Wurf kreieren wird, den er mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit oder mehr versenken wird. Es ist zum Verzweifeln.

P.J. Tucker beschrieb neulich im "Old Man and the Three"-Podcast von J.J. Redick die Mentalität, die man gegen Durant in der Defensive haben müsse: "Oh man, das war unglaublich. Den Wurf hast du getroffen. Jetzt mach es nochmal. Jetzt mach es nochmal. Denn ich werde nicht aufhören." Aber Durant eben auch nicht.

Die linke Ecke muss besser werden, Kevin!
© nba.com/stats
Die linke Ecke muss besser werden, Kevin!

Kevin Durant legt auch bei der Assist-Rate ein Career-High auf

Nun ist das alles nur bedingt neu - und trotzdem kann es nicht zu viel gewürdigt werden. Wie Durant seine Punkte erzielt, ist einzigartig. Und er belässt es nicht beim Scoring, im Gegenteil. Steht Durant auf dem Court, verantwortet er 27 Prozent der Assists seines Teams, so viele waren es zuvor nie. Auch defensiv ist er einer der Hauptgründe für die gute Defense seines Teams, die direkt hinter den hochgelobten Heat auf Platz 9 rangiert.

Die Nets sind von der Konstruktion her eigentlich darauf ausgelegt, nicht allzu viel Last auf die Schultern einzelner Spieler zu laden, dafür versammelte man drei Stars beziehungsweise dazu fanden sich diese Stars zusammen. Nun geht diese Rechnung wie schon in der Postseason nicht auf, gerade KD, aber auch Harden sind sehr extrem gefordert, in den Minuten ohne beide Stars sind die Nets kaum konkurrenzfähig (-30,9).

Es ist paradox, denn für die Nets ist das nicht ideal - Head Coach Steve Nash gab bereits zu, dass er Durant nicht zu viel zumuten darf und ihn womöglich vor zu vielen Minuten schützen muss. Durchspielen darf er in den Playoffs, vorher eigentlich nicht. Für den geneigten Zuschauer hingegen ist es ideal: Aktuell ist jede Facette von Durant gefordert, es ist eben nicht mehr dieses Umfeld wie in Golden State, als vieles so leicht für ihn wirkte.

Einen Kampf hat Durant längst gewonnen

Es fällt heute leichter, die Leistungen Durants wertzuschätzen. Er ist 33, hat einen Achillessehnenriss hinter sich, und ist trotzdem besser denn je. Läuft es weiter wie bisher, wartet am Ende der Saison womöglich ein MVP-Rennen zwischen Curry und Durant; die Debatte kann nur anstrengend werden, wie Rob Perez es bei Twitter schon anmerkte.

Es ist letzten Endes unerheblich: Den Kampf gegen die Geschichte seiner Verletzung hat Durant bereits gewonnen. Den Kampf gegen NBA-Defenses gewinnt er nach wie vor fast jeden Abend. Er hat Scoring durchgespielt, wandelt weiter in Sphären, denen nur ganz wenige Spieler nah kommen können.

Wenn er so weiter macht, war die oft so desaströse Verletzung einfach nur ein Knick in seiner Karriere, nicht mehr. Einer der besten Spieler der NBA-Historie ist noch lange nicht fertig.

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