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NBA Above the Break: LeBron James, Giannis Antetokounmpo und die Definition eines MVPs

LeBron James war unzufrieden mit der Stimmenverteilung bei der MVP-Wahl.
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Wie könnte man die MVP-Wahl verbessern?

"Ich setze mich hier nicht hin und rede darüber, was die Kriterien sein sollten oder was sie sind. Es hat sich über die Jahre verändert, seitdem ich in der Liga bin. Manchmal ist es der beste Spieler des besten Teams. Manchmal ist es die statistisch beste Saison. Manchmal ..."

Bingo! Das einzige, was bei dieser Aussage zu ergänzen ist: Die Kriterien haben sich nicht verändert. Die Entscheidung, was am schwersten zu gewichten ist, trifft jeder Wähler jedes Jahr für sich. Es gibt seitens der NBA keine Kriterien. Definiert ist nur, dass lediglich die Regular Season bewertet wird und dass ein Spieler mindestens 55 Partien (in einer normalen Saison) absolviert haben muss.

Jeder darf selbst entscheiden, wie er oder sie wertvoll definiert, und dadurch entstehen logischerweise manchmal schwammige Resultate. Die NBA nimmt das durchaus billigend in Kauf, weil hitzige Diskussionen keineswegs schlecht für das allgemeine Interesse an der Liga sind. Aufregung schadet nicht. Ein so deutliches Rennen wie in dieser Spielzeit ist insofern sogar eher unbeliebt, auch wenn LeBron es nun auf seine Weise trotzdem geschafft hat, eine Debatte zu entfachen.

Um den Ball aufzunehmen: Die aktuelle MVP-Situation ist tatsächlich ein wenig unbefriedigend und es gibt verschiedene Lösungsansätze, wie diese verändert werden könnte. Ein Problem ist die Tatsache, dass der MVP die beste Saison, aber nicht zwingend den besten Spieler des jeweiligen Jahres auszeichnet.

Beispiel 2020: Giannis hat (ohne Zweifel von dieser Stelle) die beste Spielzeit hingelegt, deswegen ist er richtigerweise der MVP, aber wer wäre die Wahl, wenn es darum ginge, ein entscheidendes Spiel oder eine entscheidende Serie zu gewinnen? ESPN-Journalistin Rachel Nichols fordert schon länger, die Antwort darauf mit einem "Best Player Alive"-Award zusätzlich zum MVP zu geben.

Das ist ein interessanter Ansatz, der beispielsweise auch das etwas lahme Argument unterbinden würde, dass LeBron eigentlich jedes Jahr MVP sein müsste, das man seit Jahren recht regelmäßig zu lesen oder hören bekommt. LeBron war in mehr als vier Jahren der beste Spieler der Liga, aber er war nach 2013 eben überwiegend nicht mehr der konstant beste Akteur einzelner Spielzeiten.

Das ist ein Unterschied, dem man durch einen zusätzlichen BPA-Award gerecht werden könnte. So in etwa hätte die Aufteilung in den letzten fünf Jahren aussehen können, wenn man auch über den BPA-Status hätte abstimmen lassen:

SaisonMVPFinals-MVPBest Player Alive
2015/16Stephen CurryLeBron JamesLeBron James
2016/17Russell WestbrookKevin DurantLeBron James
2017/18James HardenKevin DurantKevin Durant
2018/19Giannis AntetokounmpoKawhi LeonardKevin Durant
2019/20Giannis Antetokounmpo?Kawhi Leonard


Womöglich geht dies der NBA zu weit, da es den MVP ein Stück weit entwerten könnte - es gibt aber auch noch eine weniger radikale Lösung, die bereits seit vielen Jahren überfällig ist. Warum wird nicht einfach der Finals-MVP durch einen Playoff-MVP ersetzt, damit die eigentlich wichtigste Phase der Saison nicht einfach bis zur letzten Serie ignoriert wird?

Spieler wie James, Kevin Durant oder auch Kawhi Leonard haben schon lange verstanden, dass in der Postseason ein anderer Gang nötig ist als in der Regular Season, deswegen heben sie sich die besten Leistungen auf. Damit signalisieren sie gleichzeitig (richtigerweise!), dass die Regular Season für sie nicht die wichtigste Phase ist, weshalb sich dort andere austoben und die Awards abräumen.

Der wirklich "wertvollste" Spieler der Liga kann dadurch erst in den Playoffs gefunden werden. Häufig geschieht dies durch den Finals-MVP, aber es gibt genug Gegenbeispiele. 2015 waren LeBron und Curry die besten Spieler der Liga, Finals-MVP wurde aufgrund von Matchup-Dynamik Andre Iguodala.

2007 wurde Tony Parker Finals-MVP, weil Cleveland keine Point Guards verteidigen konnte, dabei wären die Spurs ohne ihren besten Spieler Tim Duncan niemals in die Finals gekommen. Kawhi Leonards erster Finals-MVP 2014 war noch so ein Sonderfall, der beste Spieler der Postseason war die Klaue damals sicherlich nicht.

2014: Kawhi Leonard - San Antonio Spurs - 4-1 vs. Heat, 2019 Raptors 4-2 vs. Warriors
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2014: Kawhi Leonard - San Antonio Spurs - 4-1 vs. Heat, 2019 Raptors 4-2 vs. Warriors

Das System kann man auch insofern als fehlerhaft ansehen, dass mit Ausnahme des ersten Finals-MVPs (Jerry West im Jahr 1969) stets nur ein Spieler des Meisters geehrt wurde. Dass LeBron etwa 2015 die Cavs trotz Verletzungen von Kyrie Irving und Kevin Love bis zu einer 2-1-Führung in den Finals führte, bleibt in Sachen Awards unberücksichtigt. Bezöge man sich mit dem abschließenden Award nicht nur auf die Finals, sondern die gesamten Playoffs, würde dies womöglich anders aussehen, auch wenn sicherlich viele Wähler bei der Ansicht bleiben würden, der Playoff-MVP könne nur vom Meister kommen.

Letztendlich lässt sich zum MVP-Award und zu den zugehörigen Verfahren vor allem eines zusammenfassen: Es ist konfus und die jetzige Situation trägt wenig dazu bei, gewisse Frustrationen auszuräumen. Selbst der Termin der Vergabe ist ein solcher Fall. Wenn sich der MVP-Award nur auf die Regular Season bezieht, warum wird er nicht einfach direkt danach vergeben?

Enden wir vor dieser Abzweigung noch einmal mit LeBron:

"Ich meine, man weiß es nicht. Man weiß es nicht. Aber man weiß, Giannis hatte eine höllisch gute Saison; das kann ich definitiv sagen."

Wenigstens darauf kann man sich einigen.

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