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NBA - Dirk Nowitzkis ehemaliger Trainer und Lehrer Klaus Perneker im Interview: "Im ersten Halbjahr hatte Dirk fünf Fünfer"

Dirk Nowitzki absolvierte während des NBA-Lockouts für Würzburg noch 16 Spiele in der Bundesliga.
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Mitspieler, Nachhilfelehrer, Head Coach: Klaus Perneker hat die Entwicklung des jungen Dirk Nowitzki in den 1990er-Jahren hautnah miterlebt - und das sowohl auf dem Parkett als auch auf der Schulbank. Im Interview mit SPOX spricht der heutige Studiendirektor eines Würzburger Gymnasiums über Chemie-Nachhilfe mit Dirk, die schrägen Trainingsmethoden von Holger Geschwindner und den Titelgewinn der Dallas Mavericks 2011.

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Dieses Interview erschien erstmals am 7. Mai 2020.

Herr Perneker, wo waren Sie am 12. Juni 2011?

Perneker: Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich habe ein Public Viewing organisiert am Röntgen-Gymnasium, meiner ehemaligen Schule. Bereits in den Wochen zuvor habe ich mit meinen Schülerinnen und Schülern ab der zehnten Klasse die Spiele der Mavericks im Computerraum live geschaut, danach gab es Frühstück in der Schule und dann fand ganz normal der Unterricht statt. Wenn Dallas gewonnen hatte, haben wir weiße Hemden getragen, wenn sie verloren hatten, schwarze.

An jenem 12. Juni war Spiel 6 der NBA Finals, als die Dallas Mavericks mit Dirk Nowitzki die Championship gewannen.

Perneker: Vor Spiel 6 haben wir überlegt, ob wir das Public Viewing in die Schulmensa verlegen. Ich habe mich erst gefragt, ob wir für die 80 Menschen fassende Mensa überhaupt genug Leute zusammenkriegen. Einer der Schüler hat die Veranstaltung aber bei Facebook geteilt, wir hatten auf einmal das Problem, dass Hunderte vor dem Eingang standen. Wir mussten die Leute wieder wegschicken. Als die Mavs gewonnen haben, haben wir ordentlich gefeiert. Das war ein fantastischer Moment.

Ist Ihnen ein Stein vom Herzen gefallen, dass es für Nowitzki nach der enttäuschenden Finals-Pleite 2006 nun endlich mit dem Titel geklappt hat?

Perneker: Jeder hat sich das für ihn gewünscht, das hat man in Würzburg gespürt. Er ist unser Dirk, er ist ja quasi nie weg gewesen. Er war in der spielfreien Zeit oft Zuhause bei seinen Eltern. Klar gab es einen Hype um seine Person, aber er hat sich nicht anders verhalten als vorher. Und selbst nach 2006 habe ich zu keinem Zeitpunkt gedacht, dass er aufhören könnte oder nicht nochmal angreift. 2011 hat dann einfach alles gepasst.

Waren Sie dabei, als Nowitzki nach dem Titelgewinn in Würzburg empfangen und von tausenden Fans auf dem Residenzplatz gefeiert wurde?

Perneker: Natürlich! Das war echtes Gänsehautfeeling. Zunächst wurde er in der s.Oliver Arena geehrt und anschließend auf dem Residenzplatz gefeiert - das war einfach toll.

Dirk Nowitzki wird nach dem Titelgewinn 2011 begeistert in seiner Heimatstadt Würzburg empfangen.
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Klaus Perneker: "Dirk hat die Trikots mitgenommen, seine Mutter hat gewaschen"

Lassen Sie uns ein par Jahrzehnte in die Vergangenheit blicken. Können Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Nowitzki erinnern?

Perneker: Ich habe 1992 als Referendar in Würzburg am Röntgen-Gymnasium hospitiert, ich habe also in verschiedenen Klassen den Unterricht besucht. Damals kannte ich Dirk noch nicht persönlich. Er wurde in Biologie, zehnte Klasse, abgefragt, der Lehrer war aber ungefähr 30 oder 40 Zentimeter kleiner. Dirk war nicht gut vorbereitet und es sah wahnsinnig lustig aus, wie sich der Lehrer über Dirk echauffiert hat, weil er nicht gelernt hatte. Er war zwei Köpfe kleiner, hat aber den Finger gehoben und geschimpft. Dirk hat das ziemlich locker genommen. Anschließend habe ich ihn natürlich sofort gefragt, ob er Basketball spielt.

Bei der DJK Würzburg haben Sie ihn zunächst drei Jahre lang als Mitspieler erlebt. War damals schon sein Potenzial zu erkennen?

Perneker: Absolut. Er hat Aktionen gemacht, die für uns nicht vorstellbar waren. In seinem ersten Jahr hatte er das Problem, dass die Referees nicht pfeifen konnten, was er gemacht hat. Er hat Würfe auf einer Höhe geblockt, auf der sie sonst nur Goaltending vermutet hätten. Wir als Mitspieler waren natürlich froh, dass er bei uns war und dass wir das miterleben durften.

Er war also damals schon, mit 16 Jahren, besser als alle anderen?

Perneker: Das kann man so sagen. Er hat aufgrund der mangelnden Erfahrung auch Fehler gemacht, aber die hat er mehr als wettgemacht. Zudem hat er sich von Anfang an ins Team eingegliedert. Zum Beispiel hat er in unserem ersten Jahr immer die Trikots mitgenommen, seine Mutter hat sie dann gewaschen. Eine Sonderstellung kam für ihn nicht in Frage.

Als was für einen Typen haben Sie damals den jungen Nowitzki erlebt?

Perneker: Er war unglaublich teamorientiert. Bei Schulmeisterschaften war er der Aushängespieler, doch er hat jedem seiner Mitspieler das Gefühl gegeben, dass sie denselben Anteil am Erfolg haben. In dem Alter ist das sehr selten. Er hat auch damals schon hervorragend gepasst. Es hat sicherlich geholfen, dass sein Jugendtrainer Pit Stahl ihn nicht nur auf die Center-Position gestellt hat, sondern dass er auch auf dem Flügel oder als Aufbau spielen durfte. Seine Vielseitigkeit gab es zu der Zeit kein zweites Mal.

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Nowitzkis Arbeitseifer: "Ich musste ihn nach Hause schicken"

Nach drei Jahren als Mitspieler von Nowitzki sind Sie an die Seitenlinie gewechselt, zunächst als Assistant Coach von Holger Geschwindner und später als Chefcoach der DJK Würzburg. War Nowitzki leicht zu coachen?

Perneker: Er hat alle Anweisungen befolgt, hat nicht diskutiert. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Dirk war schon mit 18 Jahren ein Leader, wie ihn sich ein Trainer wünscht. Er hatte aber auch seine eigene Meinung. Die engste Beziehung zu ihm hatte aber natürlich Holger Geschwindner.

Nachdem Sie 1997 seinen Posten als Head Coach übernommen hatten, konzentrierte sich Geschwindner als Individualcoach auf Nowitzki. Er hatte also den größten Einfluss auf dessen Entwicklung?

Perneker: Bei uns war klar, dass ich für das Team, für die Mannschaftstaktik, die Wechsel und so weiter verantwortlich bin und Holger für die individuelle Ausbildung - aber nicht nur von Dirk. Er hat auch Burkhard Steinbach zum Beispiel auf ein ganz anderes Niveau gebracht, Demond Greene und Robert Garrett sind ebenfalls unter Holger Nationalspieler geworden.

Nowitzki war aber der mit Abstand talentierteste Spieler des Teams. Was hat ihn sonst noch ausgezeichnet?

Perneker: Was Dirk an Sonderschichten abgeliefert hat, war unglaublich. Wir haben zwei Stunden trainiert und dann hat er selbst nochmal ein bisschen draufgepackt. Natürlich war das Talent da, auch aus dem Elternhaus - seine Mutter war Basketballnationalspielerin, sein Vater war Auswahlspieler im Handball. Aber er hat zusätzlich so viel investiert. Ich habe ihn drei Jahre lang betreut, er hat kein einziges Mal gefehlt. Einmal musste ich ihn sogar nach Hause schicken, weil er krank war.

Geschwindner hat Nowitzkis sportliche Entwicklung vorangetrieben, Sie hatten dafür aber großen Einfluss auf ihn im schulischen Bereich, richtig?

Perneker: In der elften Klasse hatte Dirk im ersten Halbjahr fünf Fünfer. Wir sind sehr stolz, dass er es noch gepackt hat und anschließend schulisch keine größeren Schwierigkeiten mehr hatte. Aber da haben viele mitgeholfen. Holger ist ja selbst Mathematiker, sein Schwager war Lehramtskandidat und weil Dirk Chemie-Leistungskurs hatte, konnte ich natürlich auch ganz gut helfen. Er hat im Abitur vielleicht die Hälfte vom Chemie-Stoff verpasst, weil er ständig auf Basketball-Lehrgängen war. Ich bin sogar zu seinen Nationalmannschafts-Camps als Nachhilfelehrer mitgefahren. Unser Ansatz war immer, dass es schulisch passen muss - und nebenher so viel Sport wie möglich.

War Nowitzki ein angenehmer Schüler?

Perneker: Bei Dirk wussten wir immer, dass er sein Abitur bestehen würde. Wenn es mit der Basketball-Karriere nicht geklappt hätte, hätte er entweder BWL studiert oder das elterliche Unternehmen übernommen. Es war völlig klar, dass er nicht untergeht, wenn er nicht professionell Basketball spielt. Er war zu keinem Lehrer überheblich, er hat es so gut gemacht, wie er eben konnte - ein durchschnittlicher Schüler. Wie gesagt, er hatte erst Probleme, als er mehr Basketball gespielt und viel gefehlt hat.

Mussten Sie bei Nowitzki in Ihrer Rolle als Lehrer oder als Trainer jemals hart durchgreifen?

Perneker: Die richtige Ernsthaftigkeit, auch für die Schule, kam durch Holger. Er hat ihm ein Ziel vor Augen geführt und viel vorgelebt. Holger hat Dirk spielen gesehen und war sofort begeistert. Umgekehrt hat Dirk erlebt, wie Holger damals noch selber Regionalliga gespielt hat und mit Mitte/Ende 40 immer noch dunken konnte - so etwas beeinflusst einen jungen Spieler. Ab dem Zeitpunkt, als er mit Holger gearbeitet hat, ging er auch schulisch konzentrierter und vor allem organisierter vor. Durch Holger hat er verstanden, dass er schulisch wie sportlich an sich arbeiten muss.

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Geschwindner? "Manche fanden seine Methoden schlimm"

Nowitzki hat in Würzburg einige Jahre in der zweiten Liga gespielt, obwohl es Angebote von höherklassigen Vereinen gab. Warum ist er in Würzburg geblieben?

Perneker: Die Entscheidung hat im Prinzip Holger getroffen - natürlich in Absprache mit den Eltern und Dirk selbst. Wenn Dirk mit 17 oder 18 Jahren nach Berlin oder Leverkusen gegangen wäre - er hätte woanders das 20- oder 30-fache verdienen können -, hätte er nie die Rolle spielen können, die er bei uns spielen durfte. Er hat von der Jugend über die Schulmannschaft bis hin zur zweiten Liga so viele Freiheiten bekommen. Wenn er dreimal danebengeworfen hat, hat keiner geschimpft. Oder er durfte Dinge ausprobieren, die ihm in der Bundesliga womöglich sofort eine Auswechslung eingebracht hätten. Dass er erstmal auf Geld verzichtet hat, hat zugunsten seiner sportlichen Entwicklung durchaus Sinn ergeben.

Geschwindner ist unter anderem für seine teils schräg anmutenden Trainingsmethoden bekannt. Wie haben Sie ihn damals erlebt?

Perneker: Holger hat es immer geschafft, etwas Neues zu entwickeln. Manche fanden seine kreativen Methoden aber einfach nur schlimm. Ich wurde auf Trainerfortbildungen oft gefragt: "Was macht der für einen Müll?" Ich habe geantwortet, dass er versucht, Dirk weiterzubringen. Holger hat schon früh damit angefangen, Dirks Biorhythmus ausrechnen zu lassen oder Ähnliches und hat dann selbst berechnet, was gut für ihn ist. Dirk hatte für ihn die höchste Priorität.

Dies scheint sich im Laufe der Karriere von Nowitzki nicht geändert zu haben.

Perneker: Dirk hatte bekanntermaßen Fieber in Spiel 4 der Finals 2011. Ich kann mir gut vorstellen, dass Holger dort gewesen ist und ihm höchstpersönlich die Wadenwickel angelegt hat. Früher wurde er immer belächelt. Aber was soll das? Ich habe die Förderung als toll empfunden.

Eintönig wurde es für die Spieler unter Geschwindner sicherlich nie, oder?

Perneker: Eine Geschichte, die bei mir hängen blieb: Holger ist als Ausgleich für die Jugendlichen gerne zu Ruder-Camps an den Starnberger See gefahren, dort haben wir mit einem Olympiasieger von 1972 trainiert, den Holger als Kapitän der Basketball-Mannschaft von den damaligen Spielen kannte. Dirk hat innerhalb von zwei Tagen Rudern gelernt und am dritten Tag ist er im Einser uns im Vierer davongefahren. Der Olympiasieger meinte, wenn er das zwei Jahre lang macht, kann er an den Olympischen Spielen teilnehmen. Das stand natürlich nicht zur Debatte.

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Nowitzki beim Hoop Summit: "Keiner von uns war ihm böse"

Statt Ruder-Olympiasieger zu werden, hat Nowitzki seinen NBA-Traum weiterverfolgt. Beim Nike Hoop Summit im März 1998 brachte er seinen Namen endgültig auf die NBA-Landkarte, dabei war Würzburg zu dieser Zeit mitten im Aufstiegskampf.

Perneker: Holger hat immer versucht, Dirk weltweit und auf höherem Niveau bekannt zu machen. Dass Dirk überhaupt am Hoop Summit in San Antonio teilnehmen konnte und dass er dann auch noch so gut spielte, das hätte nur Holger geschafft. Wir waren selbst in der Aufstiegsrunde und konnten das Spiel nicht verlegen ...

Das hat Nowitzki und Geschwindner einiges an Kritik von Seiten der Medien eingebracht. Wie haben Sie die Aktion gesehen?

Perneker: Keiner von uns war Holger oder Dirk böse. Wir waren ja schon glücklich, dass er überhaupt bei uns gespielt hat. Das hätte wahrscheinlich bei keinem anderen Verein funktioniert. Wir haben als Team gesagt: Wir gewinnen das für Dirk! Und wir haben dann auch gewonnen und sind aufgestiegen.

Gab es eigentlich auch schon im Vorfeld des Hoop Summits Kontakt zu Scouts aus den USA?

Perneker: Klar, es gab oft Anfragen. Ich habe immer nur gesagt, dass Dirk außergewöhnlich ist. Für markige Sprüche war eher Holger da, der einmal gesagt hat: "Detlef Schrempf ist der VW, jetzt kommt der Porsche." Es waren auch oft Scouts bei den Spielen. Ich erinnere mich an ein Turnier in Holland, bei dem ein Scout von den Philadelphia 76ers anwesend war. Wir haben mit Dirk und einer Würzburger U20-Auswahl in der Vorbereitung auf die Saison 1997/98 gespielt, im Endspiel ging es gegen die U22-Nationalmannschaft der Niederlande. Die waren alle heiß auf Dirk und dann hat er einfach die ersten 28 Punkte gemacht - obwohl alle wussten, dass er jedes Mal den Ball kriegt. Sechs Minuten vor Schluss ist ein Brand im Dachstuhl der Turnhalle ausgebrochen und das Spiel wurde bei einer 6- oder 7-Punkte-Führung für uns abgebrochen. Das Feuer wurde gelöscht und nach ein paar Stunden wollten die Holländer weiterspielen. Die waren unglaublich sauer, das war eine Demontage für sie. Die ersten 28 Punkte. Das ist doch verrückt. So etwas hatte ich noch nie gesehen.

Hat sich nach seiner starken Saison in der zweiten Liga und seinem Auftritt beim Hoop Summit schon angedeutet, dass er hoch gedraftet werden wird?

Perneker: Es ging nur noch darum, wer sich die Rechte an ihm sichert, Dallas hatte großes Interesse. Ross Perot Jr. war damals der Besitzer der Mavs und ist extra nach Würzburg gekommen, um sich mit ein paar Coaches ein Geheimtraining anzuschauen. Holger hat mit Dirk trainiert, sowohl mit rechts als auch mit links Dreier zu schießen. Perot konnte es nicht glauben, dass jemand mit beiden Händen Dreier wirft.

Dirk Nowitzki, Dallas Mavericks
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Im Draft 1998 ging Nowitzki schließlich als 9. Pick über die Ladentheke. Aufgrund des Lockouts in der NBA hat er aber noch einige Spiele für Würzburg in der Bundesliga absolviert.

Perneker: Das war das Sahnehäubchen für uns. Wir hatten einen schwierigen Start, gleich im ersten Spiel gegen den damaligen Meister Alba Berlin wurden wir mit 30 Punkten abrasiert. Dirk war wichtig, damit wir uns stabilisieren konnten, er war sogar Topscorer der Liga. Für ihn war es sicherlich nicht schlecht, dass er im Training geblieben ist und fit war. Die Krönung kam aber am 6. Dezember 1998, im Rückspiel gegen Alba.

Nowitzki war da schon in den USA in der Vorbereitung auf die NBA-Saison.

Perneker: Und trotzdem haben wir ohne Dirk gewonnen! Ohne ihn wären wir von Anfang an untergegangen, aber mit ihm hat sich die Mannschaft so stabilisiert, dass sie sich sogar ohne ihren Topspieler durchgesetzt hat. Das zeigt eine Stärke von ihm: Er war der entscheidende Mann, aber nie jemand, der die anderen nicht ins Spiel gebracht hat. Viele Stars spielen wie ein schwarzes Loch - wenn sie den Ball kriegen, dann ist er weg. Aber das war bei ihm anders. Er war immer einer der besten Assistgeber in der Bundesliga und in der zweiten Liga, vor allem für seine Position.

Dirk Nowitzkis Statistiken in der Bundesliga

SaisonSpielePunkteReboundsAssistsFG%3FG%
1998/991622,98,43,144,726,3

Im Sommer 1999 haben Sie sich als Trainer aus dem Profibereich zurückgezogen. Wie kam es dazu?

Perneker: Ich war zwei Jahre lang gleichzeitig Lehrer und Bundesliga-Trainer. In den entscheidenden Phasen einer Saison habe ich nur drei oder vier Stunden geschlafen. Ich musste zwischen den beiden Berufen wählen. Ein entscheidender Grund war, dass man als Basketball-Trainer zu der Zeit keine Unmengen verdient hat, zumindest nicht in Würzburg. Ich war auch gerne Lehrer und so habe ich mich für die Familie und für den Lehrerberuf entschieden. Ich bereue es nicht.

Im Anschluss sind Sie dem Basketball dennoch treu geblieben, beispielsweise als Stützpunkt-Trainer an Ihrer aktuellen Schule. Wie sind Sie eigentlich zu dem Sport gekommen? Schließlich war Basketball in Ihrer Jugend Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre in Deutschland noch nicht allzu populär.

Perneker: Auch ich war eigentlich Fußballer, irgendwann hat mein bester Freund aber angefangen, Basketball zu spielen. Das war damals ein ganz neuer Sport. Er hat immer ein wenig angegeben, wie gut er doch sei, das hat mich gereizt, auch Basketball zu spielen und so gut zu werden wie er. (lacht) Ich habe alleine am Basketball-Korb unserer Schule geübt, damals hat man sich noch alles selber beigebracht. Mit 16 habe ich angefangen und ich hatte das große Glück, dass wenige Jahre später ein Verein aus der Nähe in die Regionalliga, damals war das die dritte Liga, aufgestiegen ist und Spieler benötigt hat. Also habe ich nach zwei Jahren Basketball schon dritte Liga gespielt.

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Maxi Kleber? Perneker: "Genauso talentiert wie Dirk"

Einige Jahre später hatten Sie sogar Angebote aus der Bundesliga. Warum sind Sie dennoch nach Würzburg gegangen?

Perneker: Das lag an meinem Lehramtsstudium. Ich wollte in Bayern bleiben und was schließlich den Ausschlag für Würzburg gegeben hat, war Wolfgang Malisch. Er war damals Basketball-Abteilungsleiter der DJK und gleichzeitig Chemie-Professor. Ich konnte bei ihm meine Abschlussarbeit machen, von daher hat das sowohl mit dem Studium als auch mit dem Basketball ganz gut gepasst. Das waren noch andere Zeiten, wir waren alle Studenten und keine Voll-Profis.

Die Kombination aus Basketballer und Lehrer hat Sie Jahre später zu einem weiteren jungen Talent aus Würzburg und späteren NBA-Spieler geführt. Wie kam es zu Ihrem Kontakt mit Maxi Kleber?

Perneker: Maxi kam im Alter von 19 Jahren auf mich zu, er hatte tatsächlich auch Chemie-Leistungskurs wie Dirk. Schulisch war das bei ihm kein Problem, Maxi war ein wahnsinnig guter Schüler. Im Abitur hatte er in Chemie sogar 13 Punkte, also eine Eins. Schwieriger war bei ihm das Sportliche. Er hatte enorme Probleme mit seinem Knie. Was am Anfang ganz schlimm war: Wir sind im Steinbachtal Laufen gegangen und nach 700 Metern habe ich mir gedacht, was pustet der denn so? Er hatte absolut keine Grundlagenausdauer, ich war damals wirklich entsetzt. Wir waren die ersten drei Wochen im Prinzip nur laufen. Insgesamt haben wir acht Wochen miteinander gearbeitet.

Warum haben Sie nicht länger mit ihm trainiert?

Perneker: Das ging los, nachdem das Abitur vorbei war. Ich hätte gerne länger mit ihm gearbeitet, aber ich hatte nach dem Sommer nicht mehr die Zeit. Bei Maxi ist mir echt das Herz aufgegangen. Er hatte so einen weichen Wurf und war athletischer als Dirk - Dirk war nie ein super Athlet, in der Vorbereitung haben wir viele Bergsprints gemacht, da hat er sich nicht mit Ruhm bekleckert. Maxi war in dieser Hinsicht sehr stark. Ich habe es ihm nie persönlich gesagt, aber für mich war er genauso talentiert wie Dirk.

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Perneker vs. Nowitzki: "Im Badminton konnte ich mithalten"

Wie intensiv haben Sie im Anschluss an Ihre gemeinsame Zeit mit Nowitzki und Kleber deren Karrieren in der NBA verfolgt?

Perneker: Die Spiele sind oft zu ungünstigen Zeiten, ich lese meistens erst am nächsten Tag, was passiert ist. Ich wurde einmal zu einem Spiel nach Dallas eingeladen, aber das hat wegen der Schule leider nicht geklappt. Mit Maxi bin ich manchmal per WhatsApp in Kontakt - als intensiv würde ich es nicht bezeichnen, aber wir kennen uns schon noch.

Haben Sie auch noch Kontakt zu Nowitzki?

Perneker: Wir haben uns vor ein paar Jahren mal bei seinem Lieblings-Griechen getroffen, aber ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen. Seine Schwester sehe ich dafür öfters und mit seinem Schwager habe ich Ü40-Basketball in Würzburg gespielt. Ich erfahre also schon noch genug.

Zum Abschluss: Was ist Ihre persönliche Lieblings-Story mit Nowitzki?

Perneker: Das Schönste war einfach zu sehen, wie er sich über die Jahre entwickelt hat. Ansonsten habe ich das meiste schon erzählt ... (überlegt). Ich hatte eigentlich in keiner Sportart eine Chance gegen Dirk. In der Saisonvorbereitung haben wir öfters Badminton gespielt und das war endlich mal ein Sport, in dem ich sogar gegen ihn gewonnen habe. Aber egal, was wir sonst gespielt haben, ... das war brutal. Dirk war ein hervorragender Tennis-Spieler, er stand sogar mal im Endspiel der bayerischen Meisterschaften gegen Tommy Haas. Oder wenn er einen Handball geworfen hat, dann bist du hinten durch das Tor geflogen. Aber im Badminton konnte ich wenigstens ein bisschen mithalten.

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