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NBA - Jakob Pöltl von den San Antonio Spurs im Interview: "… dann hat Pop mal seine Anfälle"

Jakob Pöltl will mit den San Antonio Spurs wieder in die Playoffs.
© getty
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Wie haben Sie den magischen Run der Raptors in der letzten Saison aus der Ferne verfolgt?

Pöltl: Es war ein komisches Gefühl, da ich selbst noch nicht lange weg war. Aber ich habe mich für sie gefreut, gerade für die Freunde, die ich dort noch habe: Pascal [Siakam, d. Red.], Fred [VanVleet], Norm [Powell] ... Mit ihnen verstehe ich mich immer noch sehr gut, mit Pascal tausche ich mich auch noch sehr regelmäßig aus. Deswegen hat das schon Spaß gemacht. Auch wenn es schade ist, dass ich kein Teil mehr davon sein konnte, aber das liegt eben nicht in meiner Hand.

Sie wurden gemeinsam mit Siakam gedraftet, haben in Toronto viel mit ihm trainiert und sich angefreundet - hätten Sie diese Entwicklung, die er hingelegt hat, jemals kommen sehen?

Pöltl: Das hat niemand kommen sehen, außer vielleicht er selbst. Aber auch für ihn sind diese letzten zwei Jahre sicherlich das Optimalszenario, was er sich hätte ausmalen können. Ich wusste schon, dass er einiges draufhat und mal eine große Rolle spielen wird, aber dass es so gut läuft, habe ich absolut nicht erwartet. Umso cooler ist es, dass er so aus dem Nichts auf einmal All-Star- oder sogar MVP-Zahlen auflegt. Er macht einfach in jedem Jahr einen riesigen Schritt nach vorne.

Siakam hat seinen neuen Vertrag bereits unterzeichnet, viele andere Spieler aus ihrem Jahrgang ebenfalls. Bei Ihnen steht nun stattdessen die Restricted Free Agency an. Gab es im Sommer Gespräche bezüglich einer Verlängerung?

Pöltl: Es gab Gespräche, aber wir sind nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Es war von beiden Seiten zwar die Bereitschaft da, aber einigen konnten wir uns nicht, wobei das meines Wissens nach nichts daran ändert, dass die Spurs mich halten wollen und dass ich auch hier glücklich bin. Das ist eben die Natur des Geschäfts.

Von Zeit zu Zeit gibt es Gerüchte, dass Popovich womöglich schon nach dieser Saison aufhören könnte. Bekommen Sie das mit und würde das für Sie eine Rolle spielen?

Pöltl: Ich muss das schon in Betracht ziehen, auch grundsätzlich, wie sich die Franchise aufstellt und positioniert. Aber jetzt gerade spielt das keine Rolle, jetzt muss ich mich auf diese Saison konzentrieren. Wer die NBA verfolgt, weiß ja, wie schnell sich bei jeder Organisation alles Mögliche ändern kann. Deswegen kann man auch nicht zu viel auf Gerüchte geben - natürlich können sie stimmen, oft genug passieren aber auch große Dinge völlig ohne Vorankündigung. Man hört nichts und einen Monat später gibt es einen Haufen Trades, einen neuen Coach, wie auch immer. Man darf sich darüber keinen Kopf machen.

Er selbst hält sich dazu ja sehr bedeckt, nach außen hin zumindest. Wie nehmen Sie selbst Popovich wahr?

Pöltl: Gegenüber den Medien ist er gerne grumpy, das stimmt, uns gegenüber ist er aber anders - normalerweise ist er ein lustiger Typ. Er weiß schon, wann er uns mal ordentlich reinfahren muss, wenn er das Gefühl hat, dass wir nicht mit 100 Prozent spielen - dann hat Pop mal seine Anfälle. Aber die meiste Zeit über ist er eigentlich sehr entspannt und locker.

Das gilt sicher auch für die Team-Dinner, für die die Spurs seit einigen Jahren berühmt sind, oder?

Pöltl: Ja, das kommt regelmäßig vor, wenn wir auswärts spielen und dann auch in der Stadt übernachten. Dann gehen Coaches und Spieler gemeinsam gut essen, das ist auf jeden Fall eine schöne Tradition.

Und Pop sucht die Weine aus?

Pöltl: Ja. Er ist schon ein richtiger Kenner. Er befasst sich viel mit Wein und hat auch sein eigenes Weingut, soweit ich weiß, das ist vielleicht sein größtes Hobby. Deswegen ist es auch gut, dass er die Flaschen aussucht und uns einlädt. Man leidet nicht darunter!

Zuletzt gab es Gerüchte, dass womöglich DeRozan oder Aldridge getradet werden könnten. DeRozan hat dazu kürzlich gesagt, dass er Social Media überhaupt nicht leiden kann und eigentlich nur nutzt, weil es eben sein muss. Wie gehen Sie mit den sozialen Medien um?

Pöltl: Twitter nutze ich gar nicht, das ist ja die Gerüchte-Plattform schlechthin. Instagram habe ich, Facebook auch, beides nutze ich primär, um Fans und Medien auf dem Laufenden zu halten. Grundsätzlich verwende ich Social Media eigentlich nur zum Spaß mit meinen Freunden, dazu verfolge ich einige Sport-Highlights und so etwas, aber das war es dann auch schon. Gerüchte, Analysen oder Sachen in der Art schaue ich mir da überhaupt nicht an. Da muss es schon sehr präsent sein, damit ich es mitbekomme.

Das ist auch eine bewusste Entscheidung, oder?

Pöltl: Ja, schon. Teilweise verlockt es ein bisschen, das alles zu verfolgen, aber wenn man als Basketballspieler in diesem Geschäft drin ist, kann man sich das eigentlich nicht leisten, diese Gerüchteküche zu verfolgen. Da wird man tendenziell wahnsinnig.

Man wird ja sicherlich auch mit viel Negativität konfrontiert, gerade wenn es nicht so läuft.

Pöltl: Dem kann man sich nicht entziehen. Ich bekomme da schon viel mit, über das meiste lache ich aber einfach. Natürlich ist es schön, wenn man etwas Positives von Fans zu hören oder lesen bekommt. Aber wenn da irgendwelche Hassnachrichten kommen oder was in der Art, dann trifft mich das nicht wirklich. Ich nehme das wenn möglich mit Humor.

Das klingt auf jeden Fall gesund. Zum Abschluss - wie zuversichtlich sind Sie, dass Ihr Team die eigenen Ziele in dieser Saison noch erreichen kann?

Pöltl: Unsere Stimmung ist nach wie vor gut. Wir müssen es einfach nur schaffen, ein paar positive Erlebnisse aneinanderzureihen und uns nicht mehr selbst im Weg zu stehen. Wir müssen unser Selbstmitleid loswerden. Wenn es in einem Spiel schlecht läuft und alle sofort die Köpfe hängen lassen, das ist im Moment unser größtes Problem. Wir wissen alle, dass wir die Qualität haben, auch wieder oben mitzuspielen. Wir müssen unsere Leistung nur einfach konstant abliefern und nicht nur in Spielen wie gegen die Clippers oder Houston. Dann ist nach wie vor alles offen, auch im Westen.

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