Brooklyn Nets: Die Transaktionen
Schon vor dem Draft deutete sich an, dass die Nets selbstbewusst in die Offseason gingen, als sie sich mit Atlanta auf einen Trade einigten, der Allen Crabbe mitsamt zweier Erstrundenpicks (2019: Nickeil Alexander-Walker und 2020) für Taurean Prince nach Atlanta schicken sollte. Es ging darum, Geld freizuschaufeln, vorzugsweise für gleich zwei Superstars.
Und diese kamen dann auch. Kyrie Irving (4 Jahre, 136,5 Mio. Dollar) und Kevin Durant (4 Jahre, 164,3 Mio.) machten die Gerüchte wahr und bauten ein neues Super-Tandem in New York auf, nur eben nicht bei den Knicks. Der Point Guard unterschrieb herkömmlich als Free Agent, Durant kam dafür auf einem etwas komplizierteren Weg via Sign-and-Trade.
Soll heißen: KD unterschrieb seinen Vertrag noch bei den Warriors, wurde dann aber für D'Angelo Russell, Shabazz Napier und Treveon Graham nach Brooklyn geschickt. In einem weiteren Trade schickten die Nets DeMarre Carroll nach San Antonio weiter und bekamen dafür die Rechte an Nemanja Dangubic sowie vor allem Cap Space zurück. Jared Dudley wechselte zu den Lakers.
Das war noch nicht alles. KD und Kyrie verzichteten auf etwas Geld, damit DeAndre Jordan (3 Jahre, 40 Mio.) noch geholt werden konnte, Garrett Temple (4,7 Mio.), Wilson Chandler (2,6 Mio.) und Theo Pinson (1,4 Mio.) kamen für Einjahresverträge und David Nwaba unterschrieb für zwei Jahre (3,5 Mio.; Jahr zwei ist nicht garantiert). Via Draft kam mit Nicolas Claxton (Nr.31) ein junger Big Man.
Ende August einigten sich die Nets dann außerdem noch mit Caris LeVert auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung über 3 Jahre und 52,5 Mio. Dollar. Und als sei dies alles noch nicht genug: Der vorherige Besitzer Mikhail Prokhorov ließ sich von Joseph Tsai nun endgültig herauskaufen, insgesamt soll der Mitgründer von Alibaba für die Franchise und das Barclays Center schlappe 3,5 Milliarden Dollar bezahlt haben.
Brooklyn Nets: Die wichtigsten Daten 2018/19
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
42-40 (Platz 6 im Osten) | 108,9 (19.) | 109,0 (15.) | -0,1 (15.) |
Brooklyn Nets: Die Strategie
Über mehrere Jahre arbeiteten die Nets darauf hin, sich von einer der traurigsten Situationen der NBA (nach dem legendären Trade mit Boston) zu einem respektablen Programm zu entwickeln, in dem es zunächst zwar an Talent, aber nicht an Einstellung fehlte. Mit dem Ziel im Hinterkopf, früher oder später den Vorteil des großen Marktes zu nutzen und sich das Superstar-Talent auf diese Weise anzueignen.
General Manager Sean Marks und Coach Kenny Atkinson dürften selbst überrascht sein, wie schnell sie diese Ziele erreicht haben. Vergangene Saison präsentierte man sich noch als ungemütlicher, aber in Sachen Talent klar unterlegener Playoff-Gegner für die Philadelphia 76ers, nun hat man den vielleicht besten Spieler der Welt sowie einen weiteren erfahrenen All-Star verpflichten können.
Brooklyn weiß natürlich, dass Durant mit seinem Achillessehnenriss wohl das gesamte nächste Jahr verpassen wird, und dass es ein Risiko gibt, dass er danach nie wieder der Alte wird. Mit seiner Spieler-Option im letzten Jahr haben sie KD dann auf dem Papier nur zwei Jahre "sicher".
Dieses Risiko war man jedoch bereit einzugehen. Die Nets haben über die letzten Jahre eine funktionierende Infrastruktur aufgebaut, deren Eckpfeiler mit LeVert und Jarrett Allen auch nach wie vor da sind. Nun wurde die Upside hinzugekauft, mit der Hoffnung, in den nächsten Jahren die erste Nets-Meisterschaft seit den Zeiten von Dr. J in der ABA (1974 und 1976) einzufahren.
Der Kader der Brooklyn Nets
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Kyrie Irving | Caris LeVert | Joe Harris | Taurean Prince | Jarrett Allen |
Spencer Dinwiddie | Garrett Temple | David Nwaba | Rodions Kurucs | DeAndre Jordan |
Theo Pinson | Dzanan Musa | (Kevin Durant) | (Wilson Chandler) | Nicolas Claxton |
Henry Ellenson (Two-Way) |
Brooklyn Nets: Die Schwachstellen
Blickt man auf die kommende Saison, gibt es angesichts des KD-Ausfalls natürlich ein massives Loch auf dem Flügel, das durch die PED-Sperre gegen Chandler (25 Spiele) nicht gerade kleiner geworden ist. Klassische Power Forwards haben die Nets eigentlich gar nicht, dafür aber jede Menge kleine Guards. Solange KD nicht dabei ist, fehlt es dem Kader an Balance.
Zuletzt wurden die Nets daher mit Joe Johnson sowie auch Carmelo Anthony in Verbindung gebracht, um hier etwas Tiefe zu schaffen. Beide würden wiederum der Defense kaum helfen. Carroll oder auch Dudley werden hier fehlen - und auch Jordan lebt zwar von seinem defensiven Ruf, in der Realität hat er über die letzten Jahre aber fast nur noch auf die eigenen Rebound-Zahlen geachtet.
Generell fällt es etwas schwer, die Nets in der kommenden Saison einzuschätzen, was nicht zuletzt mit Irving und seiner missglückten "Leadership-Mission" in Boston zu tun hat. Die Celtics-Zeit legte nahe, dass er am besten als Nr.2 eines Teams funktioniert; die echte Nr.1 wird in der kommenden Saison aber nur als Zuschauer dabei sein.
Brooklyn Nets: Der Hoffnungsträger
Caris LeVert. Der Platz im All-Star Game, den sich Russell vergangene Saison sicherte, hätte LeVert gehören können, wenn er sich nicht verletzt hätte. Der Shooting Guard zeigte zu Saisonbeginn sein enormes Potenzial und war dann auch in der Serie gegen Philly bereits wieder Brooklyns bester Spieler. Die Nets haben das honoriert: Obwohl LeVert oft Verletzungsprobleme hat, ist er ihre beste Chance, um einen dritten Star in Brooklyn zu haben.
LeVert funktioniert mit und ohne Ball in der Hand, gerade neben Irving wird aber besonders wichtig sein, dass er seinen Dreier stabilisiert. In der Regular Season traf er nur 31,2 Prozent seiner Dreier, in den Playoffs brandheiße 46,2 (bei 5,2 Versuchen!). Pendelt er sich irgendwo in der Mitte ein und bleibt gesund, sieht die Nets-Zukunft noch etwas rosiger aus als ohnehin schon.
Brooklyn Nets: Das Fazit
Es gibt ein paar Zweifel, wie gut die beiden Kumpel und Enigmas Durant und Irving wirklich zusammenpassen, ob man Jordan wirklich hätte holen müssen (wohl nicht zu dem Preis), und natürlich vor allem zu Durants Gesundheit. Trotzdem kann man vor der Arbeit der Nets im Endeffekt nur den Hut ziehen.
In nur dreieinhalb Jahren hat Marks aus einer desolaten Situation eine der attraktivsten der gesamten Liga gemacht. All die Luftschlösser, die in New York seit gefühlten Jahrzehnten von den Knicks aufgebaut wurden, sind um die Ecke in Brooklyn Realität geworden - und das ursprünglich beinahe ohne Assets.
Die Spieler müssen jetzt liefern, spätestens ab der Saison 2020/21. Das Front Office hat seine Aufgabe aber vorerst mit Bravour gemeistert.
Die Note: 1